Freitag, August 02, 2013

neue töne (1318): atlanter


hier war ich ohne zögern freund und mach mich gern zum verkünder (wenngleich ich etwas spät dran bin, wie das releasedatum beweist). und nein, es ist nichts vollkommen neues oder gar besonders abseitiges. im gegenteil sind die verwendeten elemente altbekannt und von ausgesuchter normalität. doch im umgang mit ihnen entsteht ein durchaus neuartig zu titulierendes produkt, was vielleicht auch Euer wohlgefallen erhält. auffällig sind zunächst die polyrhythmen, aber auch der verfang in und der mix von fremden stilen. fremd insofern, als dass sich desert rock, delta blues und krautrock nicht auf den ersten blick vertragen. doch der wagemut wird belohnt und entwirft klangbilder aus leidenschaft, energie und juvenilen träumereien. hier wurden wohl lang gehegte wünsche erfüllt. die knarzigen gitarren gefallen sich im wirrgläubigen und doch höchst konzentrierten spiel, der sound erinnert zuweilen an tamikrest oder tinariwen, die grenzenlosigkeit an amon düül und konsorten. das schlagwerk ist so präsent, als hätte man ihm einen exklusivvertrag angeboten, immer wieder drängen sich die beats in den vordergrund. es ist ein bemerkenswertes hämmern, bar jeglicher anzüglichkeit, aber mit allen freiheiten ausgestattet. diebisch wird vorangetrieben, was vorangetrieben gehört. wer sich auf den beat versteift, wird gekonnt in hochmelodiöse gefilde geführt, mitten durch harmoniegesänge und grassierende gitarrengewalten. es ist wie ein schaufensterladenlaufen mitten in der großstadt. links und rechts interesse weckendes.

mit atlanter treffen wir auf die neue band von jens carelius und arild hammerø. klassischen psychrock und prog wollen sie neben den von mir genannten genres gern auch in ihrer musik entdeckt wissen. ganz abgesehen davon, dass der sidestep zu norwegischen wurzeln gelingt. so wurde der kreierte stil "viddeblues" genannt. neben den genannten ergänzen das kollektiv jonas barsten johnsen und morten kvam. das debütalbum "vidde" enthält neun tracks, die allesamt nicht der obigen beschreibung widersprechen wollten, griffig und mutig, zugleich akzentuiert, verspielt, verträumt und doch kraftvoll und energetisch sind sie. manchmal erinnert atlanter an ihre landsmänner von mount washington, denen ebenfalls ein solch ziseltiertes klangbild gerät, aber am ende fehlt deren prägnante stimme, die die hier beschriebene band mit ensemblekraft wieder wett macht, sowohl was die gesangliche vielfalt als auch den musikalischen ausdruck betrifft. der gründet sich nicht zuletzt darin, dass sich die band bei den aufnahmen gegenseitig die größten freiheiten ließ. es wäre wie ein tanz über offenem feuer gewesen, meinten sie hinterher.

wer jens carelius noch nicht kennt, sollte sich schnellstmöglich mit seinem soloschaffen beschäftigen. drei alben sind in seinem kerbholz verzeichnet und eine menge reputation in der heimat, aber auch darüber hinaus. band kollege arild hammerø ist ein folker und hat sein debütalbum "dagen som gryr" 2008 veröffentlicht. 2012 legte er gemeinsam mit daniel herskedal nach und brachte "flåte" unter dem moniker hammer & hersk heraus. auch die restlichen bandmitglieder sind nicht weniger aktiv und auch bekannt.ich bin sehr gespannt, wie Euch das gemeinsame tun dieser herrschaften gefällt. jansen plateproduksjon, ein osloer indielabel, veröffentlichte "vidde" mitte märz diesen jahres.

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