Sonntag, Dezember 12, 2010

neue töne (900): julianna barwick

sie läuft hier ja bereits als dezember tipp banderole. aber den tatsächlich ersten hinweis auf julianna barwick konnte man im klienicum im mai 09 lesen sowie im april dieses jahres, da wir bereits auf das kommende album auf asthmatic kitty hinwiesen. was damals noch in den kinderschuhen steckte erwuchs zu einem longplayer, der am 22. februar veröffentlicht werden soll. es ist das debut der brooklynerin auf dem hervorragenden label. "the magic place" nannte sich ein baum auf der farm in louisiana, wo julianna aufwuchs. “it was in the back pasture. it was one tree that grew up, down and around. you had to crawl in and once you were inside, it was like there were different rooms, and you could actually lay in the branches. we named it 'the magic place' because it really was magical—especially for a kid... and that's how i feel about my life right now—without trying to sound too hippy dippy or cosmic, this year has definitely been a magical one.”, ergänzt sie. tja, und damit nimmt sie uns auf eine neuerliche reise mit. barwicks musik ist und war stets auf den ersten blick von einer unbestimmtheit geführt, die taumelnd machte. sie schien natur inspiriert, wo vieles undeutlich scheint und ohne einen direkten zusammenhang und wo sich nach deutung, nach einer genaueren auseinandersetzung alles fügt. barwick setzt auf ihre stimme und viele ihrer a capella tracks sind ein ausgebund an kreativität, die sich nicht zuletzt auf loops stützt, immer jedoch rückführbar auf juliannas technisches wie ihr hörverständnis sind. so umgibt barwick ein zauber, wie wabernder, weicher dunsthauch, durch den man greifen mag, um sie selbst zu erreichen. doch sie ziert sich auf die schönste und verschämteste weise. sie schreibt lieder für uns. und so singen tausendfach reproduzierte stimmen einem kirchenchor gleich choräle und sätze, die staubfrei sind und sein werden. die inspiration ist naheliegend und barwick erinnert sich gern der musikalischen erlebnisse in der kirche, wie sie die unterschiedlichen stimmen auseinanderhalten konnte, sich in den harmonien verlor. und so dürfen wir ihr auf den kleinen stufen hinauf zu ihrer hymne folgen, schritt für schritt, einer vorbereitung gleich, hin zu etwas großem. das muss nicht mit sprache verbunden sein. sie bindet und engt ein und so verlässt sich barwick auf den klang, auf das ineinander fließen von tönen. das ätherische moment ist ihr nicht fremd und doch umzingelt es nicht die musik von julianna barwick. im gegenteil, überhöht es das tun und werden und zwingt den hörer selbst auf eine nächste stufe der rezeption. ein paar der vergleiche, die astmatic kitty bemüht, gefallen mir sehr, z.b. die nähe zu jana hunters debut oder phillip glass oder brian eno. hier darf sich jeder selbst eine kleine referenztabelle erstellen. und wie sagt die künstlerin selbst, einfach machen, am ende ergibt sich magisches. so ähnlich gehts mir auch mit dem hören. nach "florine ep" und dem debut "sanguine" nun ein erneutes extravagantes wie staunend machendes auftreten.
tracklist: 1. envelop - 5:04 / 2. keep up the good work - 4:48 / 3. the magic place - 3:51 / 4. cloak - 4:05 / 5. white flag - 4:53 / 6. vow - 4:39 / 7. bog in your gait - 4:03 / 8. prizewinning - 6:43 / 9. flown - 5:04
leider sind bisher kaum aktuelle titel greifbar, zum neugierig machen sei vorerst auf älteres material verwiesen:
julianna barwick - untitled 3 (2007)
julianna barwick - dancing with friends (2007)
julianna barwick - bode (from: "florine" ep, 2009)
julianna barwick - cloudbank (from: "florine" ep, 2009)

1 Kommentar:

Oliver Peel hat gesagt…

Einer deiner vielen schönen Tips, lieber Eike. Und Julianna spielt bald in Paris. Hurra!!