Samstag, September 19, 2009

konzert: element of crime , 18.09.09

kein abend für floskeln oder für großes drumherum gerede. element of crime waren in der stadt, spielten halboffiziell im atomic café zum release ihres neuen albums "immer da wo du bist bin ich nie" auf, da ging man eben hin. regener macht auch nicht viel sprüche, er hat ja genügend in seinen texten zu sagen. dass das publikum an diesem abend nicht auf jeden seiner fallstricke hereinfiel, ist wohl dem eventcharakter geschuldet. neben den fans traten vor allem auch neugierige an. zumeist musste an der kasse auch nicht gelöhnt werden, da man beim amazon glückspiel den großen treffer ziehen konnte. die hütte war bummsvoll, der schweiß rann in strömen, ähnlich dem bier in vielfache kehlen. wer wie ich weiter hinten stand, bekam viel von der bewegung mit, die in der etappe zur sicherung des alkoholpegels entstand. kleine plastiksitze sorgten schließlich für eine gehobene, alles überblickende position. nicht bequem, aber dafür mit guter sicht auf die deutsche kapelle mit anspruch.
deren ersten song bekamen wir gerade noch mit, als es uns durch die türangeln ins stickige rund trieb. so etwas wie ein glücksgefühl durchströmte mich, regener und co. so nah zu sein. unvermittelt die erinnerung an viele stunden, die ich mit "weißes papier" oder "damals hinterm mond" verbrachte. eine brüderschaft, die ich mit dem frontmann schon lange getrunken hatte, galt es hier und heute zu besiegeln. auch wenn ich nicht rausbekam, um welchen song es sich handelte, so war doch der draht erst einmal hergestellt. "am ende denk ich immer nur an dich", eines der neuen stücke, folgte und ließ spürbar die deutliche wertschätzung von wucht und griffiger gitarre spüren. mit "immer da wo du bist bin ich nie", "kaffee und karin" sowie "storms are on the ocean" spielte die band später weitere songs ihres frischlings. letzteren titel sagte regener mit den worten an, dass es vermessen wäre, immer nur die eigenen lieder zu spielen, also widme man sich hin und wieder auch coverversionen, wie in diesem fall einem der carter family, um nicht als blöd und anmaßend dazustehen. sollte witzig und ungezwungen klingen, gab aber weder beifall noch eine andere reaktion. regener quittierte dies mit einem müden lächeln. dies tat der tatsache aber keinen abbruch, dass die band das publikum schnell wieder zurückgewann, wenn sie es denn tun musste, indem mit "immer unter strom" einer der vielen klassiker ihres breiten repertoires folgte. ein song dessen refrain sogar in einem tatort zitiert wurde, wenn ich nicht irre von ben becker: "immer unter strom, immer unterwegs und überall zu spät". zu spät kam nie ein einsatz von jakob ilja. an der gitarre zeichnete er sich durch perlende läufe aus, ein genuss diesem unangestrengt seinem job frönenden musiker zuzusehen. wenngleich er hin und wieder nur ein müdes grinsen für das lobende volk übrigt hatte, sein spiel: großartig. abseits stand david young, der ergraute basser. sein drive kam routiniert und dienlich, wie sein benehmen. denn wer wollte sven regener schon die show stehlen. als in der ersten zugabe "draußen hinterm fenster" erklang, schwoll erstmals auch der lärm aus dem auditorium an. und der frontmann dankte dies breit grinsend. und wie er sich zuweilen gerierte, am mikrofon rang, grimassierte, die trompete zwischen die finger geklemmt, zur besinnung zwang. lebhaft. wie der kollege an den drums: richard pappik. flott, nie übermutig, kontrolliert, aber versiert. schließlich war auch christian komorowski an bord. aber gut hinter einer box versteckt, sah ich ihn jeweils erst, wenn es für die band - am ende dreimal - hieß abschied zu nehmen, um wieder zu kehren. "bring den vorschlaghammer mit", "delmenhorst" oder auch "mittelpunkt der welt" brachten die bude zwar nicht zum bersten, aber vielfach fiel die zurückhaltung ab, pfiffe, johlen, schreie. ein gelungener abend. der draht zu regener und co. glühte zwar nicht, aber was hätte ich vor tagen nicht für dieses glimmen alles gegeben.

die tour zum neuen album, das schändlicherweise gestern nicht zum verkauf stand, findet anfang des nächsten jahres statt. hingehen lohnt:
tour 2010
20.01 Zürich Kaufleuten
21.01. Bern Bierhüebeli
22.01. Linz Posthof
23.01. Innsbruck Hafen
25.01 München Tonhalle
26.01 Stuttgart Theaterhaus
27.01 Erlangen Heinrich-Lades-Halle
28.01 Leipzig Haus Auensee
29.01 Dresden Alter Schlachthof
30.01 Offenbach Capitol Offenbach
01.02. Köln Palladium
02.02. Bielefeld Ringlokschuppen
03.02. Bochum Jahrhunderthalle
04.02. Hannover Capitol
05.02. Hamburg Alsterdorfer Sporthalle
06.02. Bremen Pier 2
07.02. Berlin Arena
09.02. Wien Gasometer

5 Kommentare:

Oliver Peel hat gesagt…

Bekenne mich als Fan von Regener und seiner Truppe. Auch mir hat er viele schöne Stunden bereitet, nicht nur mit seiner Musik, sondern auch den amüsanten Büchern. Mich packt ein wenig Heimweh, während ich diese Zeilen tippe. Gute deutsche Texte, darauf hätte ich mal wieder Lust. Warum kommt er nicht nach Paris? Das wär's! Wenn mir etwas in Frankreich fehlt, ist es die deutsche Sprache und die Literatur. Aber dank den Segnungen des Internets ist auf deutsch kommunizieren bestens möglich. Danke, Eike, daß Du mir ein Stück Heimat ins Pariser Wohnzimmer gebracht hast!

Wärest Du mit einer Zweitveröffentlichung auf dem Konzerttagebuch einverstanden? Wie sieht es diesbezüglich mit Low Anthem aus?

E. hat gesagt…

selbstverständlich, gerne.

Oliver Peel hat gesagt…

Vielen herzlichen Dank noch einmal, Eike!

Frank hat gesagt…

zwei konzerte in drei tagen! was ist denn hier los, mr. e?!

E. hat gesagt…

entschuldige die irritation! manchmal geht halt mehr, als man selbst für möglich erachtet. aber wenn es überhaupt nach mir ginge, wäre ich vermutlich ähnlich unterwegs wie unsere beiden konzertspezialisten.