Samstag, März 18, 2017

neue töne (1729): juana molina


es kann ein gutes artwork sein. es kann ein schlechtes sein. wenn man licht auf das cover von "halo" wirft, treten die augen, die in den knochen gegraben wurden, hervor. zieht man das stück pappe aus dem licht, wirkt das bild weniger beängstigend. der oder ein halo-effekt? die musik juana molinas ist ähnlich unbestimmt. sie begreift sich in exemplarischen rhythmusfinessen, sie belebt sich an sich selbst, wenn sie die stimme der ungewöhnlichen musikerin, die sich mit jedem album neu erfindet und ständig weiterentwickelt, ausformt und immer wieder andersartig präsentiert. es ist eine musik, die entwaffnet, weil man sich ihr stellen muss. sie ist ausreichend offensiv, aber nicht überrumpelnd. sie reicht die hand, die nicht ausgeschlagen werden kann, und führt in ein schattenreich, in dem die bilder auf eigentümliche weise tanzen lernen. alles scheint sich im prozess zu befinden, ungeplant, konstruktiv, werdend.

irgendwo in der nähe von buenos aires liegt das studio von juana molina. dort und im sonic ranch studio in texas wurde "halo" aufgenommen. molina wurde unterstützt von u.a. odin schwartz und diego lopez de arcaute, durfte sich aber auch über die hilfe von john dieterich von deerhoof freuen.

es ist eine in sich geschlossene, neuartige welt, in die molina einlass gewährt. sie ist intim und doch bereit für expression und öffnung. changierend zwischen dem taumel, den der einschluss mit sich bringt und der scheu vor dem ungewöhnlichen verlebt der hörer minuten der faszination. ähnlich ging es mir gerade mit "null k" von don delillo. als genüge manchmal nicht die anstrengung etwas zu verstehen, sondern lediglich der emotionale anbindungsprozess ermögliche ein umfängliches, situatives erfassen.
es lohnt hier wie dort. und wer genau hinschaut, wird alsbald entdecken, dass der knochen mehr lächelt, als dass er undurchschaubar wirken möchte.
"halo" erscheint anfang mai auf crammed discs.

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