Dienstag, Juli 12, 2011

neue töne (1012): noveller

das zuführen zweier welten, die verquickung von mediativer labsal und korrumpierendem drohn. das aushalten von zuständen, ein wettstreit weniger um die gunst, als die aufmerksamkeit. auditive wahrnehmung auf zivilisatorischer stufe. sich wiederholende muster, gekreut, subtil unterfahren, von texturen, die von blässe bis koloriertem widerstreit alles spiegeln können. die tonalen künste einer sarah lipstate sind vielfach beschrieben, die auslaugenden fahrten auf ihrer double neck thema zigfacher dissertation. worte, die wenig willfähig nach beschreibung suchen. "glacial glow" ist das aktuelle noveller album und holt schweigend aus. die stimmlosen erscheinungen, die sich aus fiepsen, pfeifen, griffigem saitenfassen und modulationen daraus ergeben, sind mutigen wellen gleich erfrischend und erregend zugleich. das stete forcieren, das manische wiederholen, das kurzschrittige schreiten, erlebnisse fragiler musikalischer landschaften. dem bogen über den sechs saiten ihres instruments nachspüren, noveller lässt träume zu.
in februar 2010 zogen wir erste erkundigungen zu sarah ein, in der zwischenzeit hat sie ordentlich nach- und mit der "beneath the basin" kassette auf neon blossom (2010), der noveller/unfact "bleached valentine" split lp sowie dem "desert fires" album auf dem eigens gegründeten saffron recordings vorgelegt. seit mai kann man sich also auch mit "glacial glow" beschäftigen und darf einen release erwarten, der die looppedale und die finessabholer genauso häufig anfragt, wie er auf die sanften läufe setzt und so in einer klangschau kulminiert, die nachfedert. der drone mahlstrom in "blue" zum beispiel, der von einem gitarren entlehnten beat begleitet wird und dem die schwere dank eines fein strukturierten melodischen fadens genommen wird. ergänzungen finden sich mittels lichter soundeskapaden. "glacial wave" dehnt sich in aller gelassenheit aus, startend mit einer wenig umtriebigen gitarrensequenz, mit klangaushöhlungen, die dem raum bedeutung verleihen, ein leicht zittriges wabern, das gebrochen wird von der in den vordergrund gedrängten gitarrenspur, wie kratzen am reifverhangenen fenster, das immer mehr durchlass gewährt. "alone star" wirbelt mutig den staub von den stahlfäden. andersartigkeit, die auf neue zustände verweist, erzählformen, die zu neuer reife geführt werden. mit "glacial glow" beschäftigen wir uns in zehn jahren noch, es verändert und ergänzt das genre des gitarrenstilisten um mindestens eine facette.
tracklist: 1. entering / 02. glacial wave / 03. blue / 04. resolutions / 05. alone star / 06. tuesday before poland / 07. waxwing / 08. ends

noveller - entering

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