Sonntag, Januar 16, 2011

mob - s/t (2010)

der zweitling von mob ist da. wer erinnert sich noch an das knallige rot des debutcovers, worauf ein kleines boot zu sehen war, in dessen segel der wind kräftig blies. ein vorwärts, eine bewegung. und das album war eine kleine überraschung, voller substanz, mit texten, an denen man sich nicht die fingerspitzen wund biss, mit verve unterlegter instrumentierung, abwechslungsreich, auf den punkt arrangiert. auch raphael sas' gesang fügte sich gut ein, war nie zu prägnant, teil des ganzen und damit eingeschlossen in ein auf den wogen sicher schaukelndes gefährt. der zweitling ist da. namenlos vertraut er auf den effekt der erinnerung. der kleingeschriebene bandtitel drängt sich auf. das cover ist diesmal in sattes blau getränkt, die allegorie des wassers wieder aufnehmend, der schriftzug in kreide. leicht wegzuwischen, fällt mir ein. weggewischt ist auch das schwerelose, unbefangene moment, die lieder von mob II sind in moll getränkt, in larmoyanz ersäuft. während man auf „mich kriegt ihr nicht“ ehrlich an den melodien ansetzte, aus dem etwas gemacht hat, was man tatsächlich zu leisten in der lage war. sich nicht zuletzt das liedgut dienstbar machte, drängt sich auf dem neuen album auf, dass man sich vom song drangsalieren, in eine richtung vorwärts stossen ließ. eine richtung, die dem österreichischen vierer nicht wirklich liegt. kaum ein aufbäumen, kaum tempo, kaum mitpfeifmomente. dagegen treiben sich die melodien um ecken, das mag kunstvoll klingen, gerät aber oft zu steif. am ende ist sas' stimme so präsent, dass man ihrer limitierheit deutlicher denn je gewahr wird. hinzu kommen die blassen bilder, die den texten zuweilen schwer im magen liegen. sie taugen nicht, weder für die große geste, noch für den leisen ausstoss. die vergleiche sind vage und unbestimmt, weniger direkt, als es noch auf dem ersten album gelang. gepresst, geschunden und dabei halbgar und ohne betroffenheit auszulösen. peinlichkeit und fremdschämen, zuweilen auf des hörers seite. mit “lebt der tag in mich hinein“ oder „die zeit vergeht nicht, sie passiert“ wringe ich „ich bin leicht“ aus, mit dem ein album startet, welches sich in „bis einer weint“ am titelgebenden bild festhält, als gäbe es keine substantiellere metapher mehr. „schäbiges lokal“ ist sprachlich eine notgeburt und verwendet altbackenes, schlagereske plattitüden („während die nacht im sterben lag“, „ich will mich noch mal verschwenden“ etc.), „es tut weh und es ist gut“, ein weiterer stein im mosaik, ist wirkungsterror im verlass auf die dann doch strittige melodie. während das label von weiterentwicklung, von fortschritt spricht, weil der band die reduktion gelänge, konstatieren wir ein kentern des einst so schnittige linien ziehenden dreiers mit steuermann. so viel unbestimmtes, dessen sinn sich nicht oder nur zögerlich ergibt, und die harmonien erzwingen nicht, dass man voller tatendrang ans stöbern ginge. nun ist nicht alles schlecht und die intensive auseinandersetzung mit dem selbstbetitelten zweiten album von mob ließ auch perlen finden. so fröstelt man in "ich träume auch so" mit der zeile "ich will nicht schlafen gehen, ich hab noch so viel vor, [...], träume auch so" (und muss alsbald der weinerlichkeit fliehen) oder nimmt den schwung in “lass uns hier verschwinden" dankbar auf, einem lied mit charme und losgehcharakter. doch es bleibt sas' defensive stimme, unterdrückt, gequält, die sich aufdrängt, der man nicht entfliehen kann. sie atmet nicht, sie hält die luft an, wie sie auf den assoziationen reitet. problembär records hat ein gutes pferd im stall, so viel ist gewiss. ich wünschte, es hätte mehr auslauf. oder, um im ersten bild zu bleiben. schraubt an die jolle einen motor!
mob - ich bin leicht

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