Samstag, Oktober 24, 2009

plattenbau

der (das) blog war nie als selbstreferentielle geschichte angelegt. im gegenteil ging und geht es um die musik anderer. insofern blieb der blogmacher außen vor. außer, abseits der natürlichen beeinflussung durch vorlieben, sozialisation usw., außer es ging um einen ganz persönlichen blick auf die dinge. in der rubrik "in fester hand" wurden so besonders wichtige alben zum thema gemacht. und nun soll es darum gehen, hinter die oder vielmehr in die kulissen jener musikaffinicados zu schauen, die hier worten beine machen und musikalische kunde verbreiten, aber auch jener, die mitlesen und durch kommentare beiträge für austausch und miteinander leisten. fühlt Euch also aufgefordert, wer und wo immer Ihr auch seid, via fotografischer ergüsse einen blick freizugeben auf Euren schallplatten-, cd,- kassetten- und/oder tapeschatz (email an: klienicum@yahoo.de). so sieht die welt aus! in den häusern und wohnungen! dort, wo die ware musik hingeht, nachdem sie ein künstler geboren hat.

'plattenbau' assoziiert die 'platte', die düstere architektonik des ostens (aber nicht nur), die sich im karrée zusammenfand, um darin angeblich unmündige vergeblich einzuschließen. funktionierte ja nicht auf dauer. plattenbau impliziert dünnwandigkeit, geringe mengen mörtel zwischen dem gegossenen beton, instabilität. wer heute noch das zweifelhafte glück hat, sich einen solchen bau anzusehen, kann mal versuchen, die flucht zu suchen, sie wird wenigstens auf halber höhe des gebäudes im nirgendwo verschwinden. platten sind aber auch schallplatten, hier zusammengefasst unter tonträger, die geordnet, gehortet und sortiert sein wollen. und sich zueinander gesellen wie die platten eines plattenbaus. wie das beim einzelnen aussieht, ist das spannende. auch eine systemfrage. und, abschließend, ein bau ist auch eine rückzugsbehausung. in diesem sinne gehört eine sammlung dorthin, wo man sie auch geniessen kann.

den anfang will ich gerne machen. und nehme mich fortan zurück. denn als gutes beispiel kann ich kaum dienen. derzeit landet alles, was ich an tonträgern kaufe, auf haufen. diese unordnung ist mir selbst ein graus und die gelobte besserung harrt dennoch eines schönen tages. renovierungsarbeiten hier halten dort die notwendige systematik auf. sag ich mir. immer wieder. zudem halte ich es mit den errungenschaften der jüngeren jahrzehnte und schwenkte flott von vinyl auf cd und mp3 um. und nur selten wieder zurück.
auf drei verschiedene räume aufgeteilt, lässt sich alles finden, was sich an musik in unserem haushalt angesammelt hat. im schlafzimmer das vinyl (vorwiegend 70iger und früher 80iger jahre reggae, jazz und liedermacher), im wohnzimmer teile des buchstaben 'a' aus zeiten, als ich nach alphabet zu ordnen versucht war, in meinem arbeitskabuff der rest, mancherorts in zweierreihen 'sortiert'. wer die bilder in der richtigen reihenfolge aneinander fädelt, kann sich in diesem raum fast einmal um 360° drehen. viel spaß (die tastatur zeichnet übrigens den blog-arbeitsplatz aus, die aktuellen plattendreher anbei).
howling bells - into the chaos
pinback - chaos engine
kaki king - bone chaos in the castle

9 Kommentare:

teller knete hat gesagt…

Eike, wie immer gehst Du mit gutem Beispiel voran. Und die Schätze fallen gleich ins Auge, hier eine Sojourner-Box, dort die Coltranes, Evangelista und Karl Blau einträchtig nebeneinander (auch bei mir in neckischer Zweisamkeit)...
Spannend der Blick durch imaginäre Schlüsselloch. Da Du die früheren Ordungsversuche andeutest: wie findest Du Dich denn jetzt zurecht? gibt es eine Ordung in den Unmengen an einsortiertem und noch zu verstauendem?

E. hat gesagt…

es ist wohl eine intuitive ordnung, dennis. genauso wie ich heute noch weiß, wie und wo ich jedes album erworben (resp. erhalten, geschenkt bekommen) habe, weiß ich es auch im tohuwabu zu finden. suche ich nach carla bozulich, ist selbstverständlich auch scarnella, die fibbers alben und ethyl meatplow an selber stelle abgelegt. andererseits habe ich mich vormals mit diesen schwarzen cd ständern eingedeckt und brachte die sammlung alphabetisch in eine ordnung. ein teures vergnügen, was ich angesichts immenser zuwächse aufgab. so durchschneiden sich quasi zwei ordnungssysteme. aber weiß außer mir muss sich dort auch zurechtfinden?

teller knete hat gesagt…

Danke für Deine Antwort. Sehr prktisch eigentlich das ganze, dann kann es in der Bude nur einen DJ geben und kaum ein Gast wird dir dazwischenfunken. :)
Eine Frage hab ich aber doch noch. Das ist ja wirklich mehr als eine Menge, was sich bei Dir mittlerweile angesammelt hat. Ist Dein Zuwachs im Moment stark gestiegen, z.B. auch durch die Bloggerei (Promos,aber auch der erweiterte Blick, das am-Puls-sein), oder gibt es vielleicht gar eher eine Basis aus früheren Jahren intensivens Musikkaufs? Oder ist der "Input" eher ein konstanter über die Jahre?

E. hat gesagt…

schwierig. konstante, stete steigerung würde ich sagen. hatte ich jedoch früher mehr dafür getan, auch zurückliegende jahrzehnte aufzuarbeiten, bin ich heute tatsächlich eher der käufer aktueller musik.

coolmik hat gesagt…

Der Könner kontrolliert das Chaos.. sehr schön. Bei mir würde es ähnlich aussehen. Bilder kommen später.

Oliver Peel hat gesagt…

So, hier wollte ich eigentlich schon gestern Nacht meinen Senf zu abgeben, aber dann übermannte mich die Müdigkeit.

Also zunächst einmal Glückwunsch zu dieser charmanten und interessanten Initiative! Eine spannende Sache, mal hinter die Kulissen von Musikfreaks zu blicken und ihre Schätze zu orten.

Was lesen wir da: Vinyl lagert im Schlafzimmer. 70 er und 80 er Jahre Reggae, Jazz und Liedermacher. Schätze mal, daß der Kram selten aufgelegt wird, stimmt's? Oder törnt das an, so eine Reggae Scheibe aus den frühen 80ern (was immer das sein kann) ? Ha, mir sitzt der Schalk im Nacken! Liedermacher also, das kommt aus Deiner friedensbewegten Zeit. Meine Schwestern war da auch voll involviert, ich erinnere mich an Bettina Wegner - Sind so kleine Hände und ein paar andere Dinge...

Aber wo ist der Schund aus den 80ern? Gab es den nicht? Wurde der entsorgt? Befindet sich im Hause Klien nirgendwo eine Scheibe von Madonna, Michael Jackson oder noch viel schlimmeren Heulbojen? Meine Sammlung an Geschmacksverirrungen aus dieser Zeit aufzulisten, würde Seiten füllen! Also, jetzt mal Hose runter und Aufdeckung der Guilty Pleasures!

Ansonsten entdecke ich die Felice Brothers und Evangelista, keine besonderen Überraschungen. Und natürlich die Kinderzeichnungen, was die Frage aufwirft, wo die denn ihre Musik lagern. Oder laden sie nur MP3s runter, weil der Vater befohlen hat, keinen weiteren Raum mit Tonträgern in physischer Form vollzustopfen?

Achso, sehe ich da ein Poster von Ac/DC?? Igitt! Metallica und Motörhead, Eike, wenn's denn schon Metal sein soll!

Meine Schätze werde ich in Kürze hier offenbaren. Seit ein paar Monaten habe ich ein geräumiges Regal und neulich haben wir alles nach Alphabet sortiert. Meine Frau wollte das so. Ich habe schon vorher intuitiv alles gefunden, was ich suchte. Nun aber vermisse ich ein paar CDs...

E. hat gesagt…

@cool: ich freu mich drauf!

@oliver: eine gewisse konsequenz im umgang mit unliebsamem habe ich immer verfolgt. so gab es nie ein madonna album noch eines von michael jackson in meinen jeweiligen behausungen, bis heute. die achtziger waren bei mir bestimmt von acts wie anne clark, the cure, depeche mode usw.

das vinyl lagert so unbeholfen, weil es noch keine adäquate unterkunft gefunden hat. einiges würde ich heute gern wieder hören. reggae auch: linton kwesi johnson, doctor pablo, ein paar lee perry sachen etc. zudem gibt es scheiben, die ich noch gar nicht aufgelegt habe, holger czukay bspw. oder auch manche csny.

das poster ist kein poster sondern eine collage, die ich vor vielen jahren anfertigte. dass darauf angus young zu sehen ist, hat sicher etwas mit meiner sozialisation zu tun.

isa oder becky oder beide hat gesagt…

was für eine schöne idee, zumal ich (isa) immer riesig gespannt bin auf die plattensammlungen anderer. sobald ich bei mir wieder ein wenig ordnung geschaffen habe, werde ich auch gerne was beisteuern!

E. hat gesagt…

ja, unbedingt!