sich james elkington nähern heißt, sich mit tausend querverweisen zu beschäftigen. denn bevor sich der engländer auf seine eigenen stärken, auf ein autarkes tun konzentrierte, arbeitete er in verschiedenen zusammenhängen als stets hoch geachteter gitarrist. the zincs oder the horse's ha sind zwei beispiele, da er in bands unverzichtbarer bestandteil wurde. darüber hinaus ist seine kollaboration mit nathan salsburg über die maßen erfolgreich zu nennen. zudem spielte er zusammen mit richard thompson, jeff tweedy, steve gunn oder laetitia sadier.
mit "wintres woma" legte elkington in der mitte dieses jahres ein album vor, das sich unerschöpflich als englischer folk präsentiert und doch die weitläufigkeit vieler anderer genres besitzt. der in chicago lebende europäer gibt denn auch zu, dass ihm in der ferne etwas abhanden gekommen sei. die seele des alten kontinents vielleicht. im streifzug durch avantrock und jazz holt er sich einiges zurück, um vergangenheit und gegenwart verquickt zu wissen.
seine leidenschaft offeriert sich auf ungezwungene weise distanziert und lebt von einer meisterschaft, die sich seit bert jansch selten so verbindlich zeigte. nicht nur deshalb sollte man den burschen im kommenden april nicht verpassen, wenn er zumindest zwei termine in deutschland avisiert.
20. April - Köln, King Georg 23. April - Berlin, Monarch
selbst wenn der fluchttrieb ausgeprägter wäre, wir würden uns nur wieder finden. kein ort nirgends, der ausgewiesen wäre, um uns und unsere haltung einvernehmlich zu verwahren. inseln, die längst vernetzt, einsam in den wassern treiben. die sehnsüchte haben diese welt verlassen. nur der sound für die unternehmung des trotzigen bleibens steht noch nicht fest. die diversität erschlägt die generation. vielleicht postman. der österreichische vierer sucht wärme in den zugigen abteilen des minimalen. digitalisierter pop, inklusive einer abschlägigen verwegenheit, kühl, auf distanz, mit einer note von dilettantart.
wer mehr will, betreibt addition. und fügt der einen kunst eine neue hinzu. musik und architektur, verbandelt durch worte, zitate, erinnerungen, vermeintliche meilensteine. am ende auch nur ein gebet. ein anrufen. not, die erfinderisch macht. welchen ort wählten schließlich eva teissl, michael schmid, clemens stöttinger und dominik leitner für sich? der zweitling des vierers aus linz nutzt die zurückgelassenen fußstapfen des vorgängeralbums, die lediglich an den rändern etwas mazeriert sind. könnte ich nur den versöhnlicheren ton ignorieren. unter all dem gewicht, der inhaltsschwere wirkt die musikalie dennoch ungezwungen.
drängen wir uns zwischen die häuserspalten, zählen die winde, punkt für punkt, note für note zeichnen wir die ordnung. eine ordnung, die der zeit entsprechen mag. wären da nicht die routinen. meßbares. vergleichbares. menschen. menschen und orte.
der puls ist flach, die städte atmen noch. die schraffuren, die gitarren ein gegenpol zum statischen gesang, geben tiefe, 3d-modelle vor dem inneren auge. wachstum immer wieder. warum halten wir an den ideen fest.
gerade mit postman folgt das wiener label cut surface der tradition, spurensuche im urbanen raum, wie sie bereits unter der flagge von totally wired records praktiziert wurde. entfernen wir noch das symbolhafte, bleibt ein erstaunlich wertiger tonträger, nicht zuletzt auf vinyl zu haben.
wenn sie nur ein zehntel von dem auf die bühne bringt, was sie via vinyl auszusenden in der lage ist, dann muss so ein konzertabend mit ihr an magie kaum zu übertreffen sein. oder wollt Ihr Euch nicht vorstellen, wie es wäre, bspw. sibylle baiers lippen lesen zu dürfen, während sie die saiten drängt? ich schon und deshalb lade ich herzlichst zu den nachfolgend aufgeführten konzerten mit shannon lay ein. die junge musikerin hat gerade erst auf kevin morbys woodsist records ableger mare ihren zweitling veröffentlicht. die nummern darauf sind lichte freunde, deren offene angebote man kaum ablehnen kann. so still, so hoffnungsschwanger, so ehrlich, ernsthaft. und doch fehlt ihnen das abgeschmackte, der abglanz der referenzen. es liegt ihnen etwas ureigenes zugrunde, kaum zu glauben, meint man. denn das genre ist überfrachtet, doch die reife und die stabilität machen wett, was nicht zu frage steht.
"living water" heißt das album, es umfasst 14 tracks und erschien im september. mit knapp vierzig minuten setzt es maßstäbe, die ansonsten an alben wie "pink moon" erinnern. an ihrer seite wusste lay niemand geringeres als emmet kelly. kommet zuhauf:
12.03.2018 Berlin (DE), Monarch 13.03.2018 Jena (DE), Glashaus 14.03.2018 Freiburg (DE), Slow Club 15.03.2018 Zürich (CH), Rote Fabrik 16.03.2018 Düdingen (CH), Bad Bonn 17.03.2018 Nyon (CH), La Parenthèse
das warme timbre seines vortrags stiftet einen andauernden frieden. man möchte nimmermehr entfliehen. auch wenn wir mit der welt kollidieren, das lichte zeichen einer hoffnung ignorierte niemand. so zeichnet bartell gern den kosmos nach, nirgends ist es sicher, auch wenn sich einer dir verspricht. was harmonietreu klingt, verbirgt bitternis. im für und wider entspringt eine schmerzhafte lust auf mehr. jeder song riskiert. bleischwer hängen sich die silben an deine füße, um dich in den abgrund zu reissen, lediglich dem mut des songschmieds aus brooklyn ist es zu verdanken, dass du schließlich überleben wirst.
im kommenden februar wird jaye bartell hiesige landstriche besuchen und dabei ein neues album im gepäck haben. es ist das mittlerweile dritte seiner karriere, an dem er seit dem herbst 2013 gearbeitet hat. es hat die tragische tiefe leonard cohens, die prägnanz eines john parish und die magie früher cat power nummern. auf "in a time of trouble a wild exultation" erhielt er unterstützung u.a. von angel olsen, ryan oslance oder miachel libramento.
jaye bartell holte neu aus. ein umzug, ein neues leben. dem lauten entsagt. irgendwo eine billige gitarre mit nylonsaiten gekauft, um einfache lieder zu schreiben, wie etwa sibylle baier. die zeit stand still. aus dem örtchen, in dem jeder jeden kannte, in die metropole, pulsierend, ohne etwas mit dir zu tun zu haben. keine schlechten voraussetzungen, um zum nächsten schlag auszuholen.
man sollte den burschen mit der besonderen aura nicht verpassen. nachfolgend die tourdaten, die evtl. noch um einen leipzig-termin (15.02.) ergänzt werden, erkundigt Euch.
wer die bergschmiede besucht, kann den autor gern hinter der bar anquatschen, auf ein bier oder zwei.
man darf, muss, soll seinen künstler so gut wie möglich verkaufen. wie das woodsist records auf seiner seite für anna st. louis tut, ist so rührend, dass es zu einem neuen maßstab werden sollte. mit solcher umsicht sieht man selten jemanden angefasst. doch das mädel ist jung und mit "first songs" stellt sie eben jene ersten meilensteine einer hoffentlich andauernden karriere vor. die worte sind bedacht gesetzt, die stimme zurückgenommen, als traue sie sich noch nicht richtig loszustürmen. und dennoch spürt man eine sicherheit, ein tapferes auftreten, dass sich aus einer biografie schöpft, da die wege stets auf eigenes ansinnen hin gewählt wurden. die akustische wird gelesen, als zöge man sie zu rate, und es ergibt sich ein nahezu hypnotischer mix. woodsist findet dafür durchaus passende vergleiche und zieht patsy cline und john fahey zu rate. vielmehr gefällt uns aber die geografische zuordnung, man könne zwar den menschen aus dem mittleren westen ziehen lassen, aber niemals den mittleren westen aus dem menschen. und so mache anna die musik eines midwestern (durch einen kalifornischen filter). hört mal rein, es wird Euch gefallen. die kassette mit den ersten schlafzimmeraufnahmen erschien ende november.
die nummern auf "playing house", ihrem im oktober erschienen album, sind alles andere als gefügig. vertrackt wiederum wäre zu viel der guten beschreibung. eher so wie ein innehalten in der bewegung. es gefällt neben der wunderbaren stimme der mut zum ausbruch, die traurigkeit lässt sich gern mit krachendem benetzen. common holly wurde in new york geboren, lebt mittlerweile in montreal und hat glücklicherweise einen namen bekommen, brigitte naggar wurde auch für "nothing" abgelegt, der hier im videoformat kommt.
aktueller trip der u.a. von yo la tengo inspirierten kapelle aus wales, die sich in den januar mit einem hervorragenden debütalbum schleichen wird, nennen wir es psychpop der ausgesprochen feinen art: seazoo:
herzensprojekte. muss ja nicht immer so sein, dass man sich mit nichts anderem beschäftigt. wäre aber schön... nun, neben dem brachliegenden blog gibt es da noch die bergschmiede, konzertlocation, zumindest temporär, in münchen sendling, die gut und gerne mit konzerten bestückt sein will. zuletzt waren lowland hum zu gast. wieder mal durften wir inmitten anmutiger lichtillumination an einem folkgebinde teilhaben, das so eng und unstrittig frei atmend gebunden war, dass die alltagsflucht aufs leichteste gelang. das amerikanische duo fügte dabei nicht nur seine stimmen ineinander, sondern auch die musikalische wertarbeit. die narrative note des gitarrespiels wie die harmonische treue des kleinen e-klaviers. die melodien, daraus entsprungen wie von leichter hand, drangen in das bereits äußerlich gelungene, zauberhafte ambiente. wie stets sorgte auch ein aufmerksames publikum für den passenden rahmen. während es draußen stürmte und arg regnete, wärmte man sich drinnen an den geschichten dieser geübten storyteller. da gelang selbst aus dem stehgreif einiges, wenn etwa der konzertabend zuvor spontan in worten ausgekleidet ausgewertet wurde. wie im übrigen die beiden protagonisten daniel und lauren stets mit ihren zuhörern in kontakt blieben. der intime moment. ein ansinnen, das gelang. wie sie anhimmelte. und er ihr entsprach. die lang geübten harmonien, ohne steife, an den mann gebracht. das verschränken der stimmen zu einem wohlgeformten laut. mit "thin" haben die beiden ein neues album herausgebracht, aus welchem sie ein ums andere mal zitierten. schön, und mehr als eine fußnote, dass man in zuvor bereitgelegten heftchen mitlesen konnte, was lowland hum da vorne sangen. ein mehr als gelungener abend also in der bergschmiede, die zwei tage später mit birdeatsbaby aufwarten konnte. es läuft.
am 01.dezember erwarten wir mit the almost boheme einen stadtteilkünstler, was alles andere als despektierlich gemeint ist, und anfang februar beehrt uns jaye bartell. wir freuen uns, auch auf Euch.
gordie tentrees - less is more (greywood label services, 2017)
> der herbst zieht ein mit all seinen stärken, den wärmenden oktoberstrahlen, den rottönen der fallenden blätter, mit folk, der aus der feder gordie tentrees stammt. wenngleich die genrebezeichnung eine unbefriedigende ist. denn tentrees bietet viel mehr auf. zunächst ist er songwriter und präsentator von geschichten. oft wahren geschichten, die aufzeigen, wie einer aus der klemme kommt. und wir reden hier nicht von ladendiebstahl, sondern von schweren lebenskrisen. verpacken kann der kanadier diese ereignisketten aber in ein launiges geflecht aus blues, country, americana. die orgel jammert, die gitarre wettert, ein hohles schlagwerken mäandert. oben drüber die leicht kratzige stimme von gordie tentrees, der ende oktober mit "less is more", seinem sechsten album um die ecke kommen wird. und dem bin ich echt verfallen. es hat eine unglaubliche leichtigkeit und ist trotzdem voller wahrheit und wagemut. es spielt nicht nur mir den stilen, sondern ist in sich abwechslungsreich und variantenreich, jedem song liegt ein ganz eigenes gerüst zugrunde, das konsequent bemustert wird. mit einer zuweilen kecken instrumentierung, mit texten voller poesie und aussagekraft, mit etwas neuem, das der definition harrt. gordie tentrees
valparaiso - broken homeland (zamora, 2017)
> feingliedriger darkfolker, bei welchem die hauptband von größen wie phoebe kildeer, john parish oder howe gelb unterstützung erhielt; der französische fünfer setzt auf ein moderates, dafür umso intensiveres set, semirock, dem etwas akustisches anhaftet, man ließe sich nur durch die perkussiven einschlüsse ablenken, mit mehrstimmigem harmoniegesang, die songs sind ausgelotet, ästhetisch einwandfrei und doch weit ab von sterilität, im gegenteil benoten wir mit homogenität und sublimer perfektion, kristallen zuweilen die e-gitarren, dunkel das timbre der sänger, abgeklärt das beiwerk, wie es sicherheit stiftet valparaiso
wohin sich manchmal die dinge entwickeln. wir mögen es nicht voraussagen, wir vermögen es nicht zu erahnen. vielleicht wird es eine art salon, eine soiree, die bergschmiede wird in jedem fall einen eigenen charakter für sich in anspruch nehmen können. und wenn die abende so sind, wie sie sich am gestrigen samstag zeigten, dann können jene berührt sein, die daran teilnehmen durften, die einer stimmung habhaft werden konnten, die sich durch offenheit, zugänglichkeit, freundschaft kennzeichnen lässt.
trotz eines spontanen kurswechsels, sprich einer programmänderung, die man aus dem ärmel schütteln musste, war sowohl die qualitative note ohne beanstandung, als auch die in sachen publikum. fast schon von handverlesen wollte man ausrufen. hier wurden brücken gebaut. mount hawk mit einem set, das ausdrucksstark und pointiert zugleich war, das deutlich machte, wie jung und frisch der erguss, wie fordernd der wille zur präsentation der idee war, wie professionell letztlich auch die umsetzung gelang. cello und gitarre, anklänge von singer/songwriter und doch mit einer beseelten popnote, der nicht zuletzt die feine klinge in sachen liedkonstruktion zu grunde lage. denn an den mann gebracht wird erst, wenn auch der letzte ton am rechten platze sitzt, so verstehen wir oliver l., der lange zuvor schon unter dem moniker uphill racer auf sich aufmerksam machte und nun in neuem ornat neue wege geht. wenn ronny an der gitarre treibt, lebt oliver am cello besitzstand, hier die süße, dort der schmerz, "beautiful lie" wird zu einem ausfallschritt, um dem alltag zu trotzen, dem moment eine chance zu geben, "oh surprise" zu einer stillen liebelei, die man gern mit nach hause nimmt. mount hawk haben mehr als nur auf sich aufmerksam gemacht, das könnte eine lang anhaltende verbindung werden. erst recht, wenn wir in bälde mit einem tonträger rechnen können.
im anschluss spielten katrin und eugen von the moonband als abordnung der fünfköpfigen münchner band auf, dass es einem die freudentränen in die augen trieb. nicht nur, dass es ihnen gelang, den sound ihrer gesamtruppe einzufangen, sondern vor allem, dass sie ihm einen ganz charakter verleihen konnten. so erinnerten wir das kraftvolle, folkloristisch enthusiastische moment, erhielten als bonus aber eben auch die magische energie, die zwischen den beiden protagonisten entstand. songs des aktuellen albums wie "moonlight shadow" oder "go brother go"wurden auf ihr grundgerüst heruntergebrochen und wurden gerade deshalb beredt vom publikum mit dankesgrüßen versehen. darüber hinaus unterhielt das duo mit wilcos sensationstitel "jesus etc." oder auch mit der tom petty hommage "free fallin". das war allesamt unprätentiös, dafür beseelt, leidenschaftlich und mit einem geist der verbindlichkeit.
wenn man in der folge noch bei einem happen saß, die gläser kreuzte und von dem berichten konnte, was einem gerade in den geist schoss, dann befand man sich definitiv auf der sicheren seite des lebens. und wer weiß, wovon wir sprechen, der sei zu unseren nächsten soireen eingeladen. danke an mount hawk, the moonband und unsere gästen!
12.11. lowland hum 14.11. birdeatsbaby 01.12. the almost boheme in der bergschmiede, pfeuferstr. 38, münchen-sendling.
neulich, wir fuhren des nächtens heim, stahl sich ein rehkitz ins scheinwerferlicht. die bremsung kam spontan und gerade rechtzeitig, um das junge tier nicht zu verletzen. es sprang davon, wie wir unseren weg fortsetzten, vermutlich mit erhöhtem puls und ebensolcher aufmerksamkeit. mittlerweile könnte ich autoblogger werden. jeden tag reissen wir mindestens 140km ab und jeden einzelnen bereue ich der verlorenen lebenszeit wegen. aber ist es tatsächlich so schlimm? mitnichten. die gespräche, das beisammensein und die musik vollenden momente der höchsten konzentration.
also werde ich Euch nicht mit stories langweilen, die von eingeschlafenen lkw-fahrern erzählen oder von unfällen, deren opferbilder man schnell vergessen möchte. viel lieber schiebe ich, so es die zeit zulässt, den einen oder anderen musiktipp mit ein, in diesen ach so neuen lebensrhythmus.
is this really me - the iron door (ice will melt records, 2017)
> lange nicht mehr so euphorischen folkpop gehört, die melodien sämig und rein wie gebirgswasser, jegliche harmonie traut sich ein positives ansinnen, memorables material allenthalben, dazu ein störrisch-schöner finnenakzent und großzügige instrumentierung mit streichern und trompeten, und an keiner stelle hat man das gefühl, hier läge konstruiertes vor, denn wenngleich man sich in sachen inhaltsschwere mit dostojewski auseinandergesetzt hat, überwiegend emotion und gestalterische finesse, ein echtes kleinod. is this really me
elizabeth devlin - orchid mantis (selfrelease, 2017)
> nicht weniger großartig ist der artyfolk der brooklyner künstlerin, die erneut ihre ausnahmestellung beweist, ihrer autoharp stellt sie nicht nur ihre höhen kickende stimme zur seite, sondern lieder voller poesie, die sie in ein gesamtgebilde gestellt sehen will, dafür braucht es zeit und die nimmt man sich schnell, hat man sich erst einmal im kosmos der eigenwilligen jungen frau eingefunden, die wortreichen songs verführen zu wüsten kopfkinofahren, wir wünschen freude und beste unterhaltung, im wahrsten sinne des wortes. elizabeth devlin
lord youth - gray gardens (bb*island, 2017)
> spürte man nicht diese sublime energie, könnte man sich auf lässig abgehangenen stoikerrock einigen, doch da ist eine menge mehr, verlassene vokabeln, aufgegabelte reden, die man an den kunden bringen muss, dazu jedes erdenkliche musikalische sentiment, das grollend bluesen kann, zerknirscht den singer-songwriter nachahmen muss, noisig ausreift, micah blaichman ist facettenreich und doch nur ein typ, der es auf den punkt bringt, dass es der spielarten vieler dafür braucht, will man ihm um himmels willen nicht vorwerfen. lord youth
die bergschmiede in der pfeuferstraße 38 im wunderbaren münchner stadtteil sendling ist seit geraumer zeit auch heimstatt anheimelnder konzertabende. wir haben über einige bereits berichtet. neulich erst hatten wir die grandiose elizabeth devlin aus brooklyn am start, die uns mit ihren feingesponnenen liedern schnell für sich einnahm. in aller kürze wollen wir hier die bisher absolvierten abende aufführen und zugleich die gelegenheit nutzen, um auf das kommende hinzuweisen.
über reges interesse und kommen freuen wir uns sehr. über die facebook-seite der bergschmiede könnt Ihr Euch anmelden, fragen stellen und natürlich die jeweilige veranstaltung teilen. bis dann!
ganz natürlich hat sich der ansatz autarken handelns in der musikszene durchgesetzt. produktion, booking, marekting, vieles lässt sich einfacher bewerkstelligen, als noch vor einigen jahren. doch was am ende an qualität herumkommt, steht auf einem anderen blatt. dass wir mit priests eine band in dieser weise vorstellen, hat vor allem damit zu tun, dass der vierer den spagat hinbekommen und mit "nothing feels natural" einen herausragenden erstling hingelegt hat. der changiert zwischen einer punkig-treibenden note und sämigem harmoniegewerk, vorgetragen von einer schickerigen wie anlehnungsbedürftigen stimme, gestützt durch ein gitarrenoffenes gerüst.
mehr als lohnend scheint also, sich diese band auch live zu geben. nachfolgend die nächsten daten in deutschland plus ein blick in die nahe zukunft, denn bereits im herbst schlagen die washingtoner wieder bei uns auf.
04.07.17 Trier (DE), Exhaus 05.07.17 München (DE), Unter Deck 06.07.17 Wien (AT), Rhiz
25.10.17 Köln (DE), Bumann & SOHN 26.10.17 Berlin (DE), Urban Spree 30.10.17 Freiburg (DE), Slow Club
thurston moore machte sich vor einigen wochen via facebook auf die suche nach einer experimentellen deutschen kapelle und forderte seine follower auf, doch ein paar namen in die runde zu werfen. mancher meinte wohl, dass der kreativkopf, der aktuell sein neues album auf diversen shows im in- und ausland präsentiert, ein paar neue anregungen brauchte. doch weit gefehlt. der ausnahmemusiker, dessen name untrüglich mit sonic youth verbunden ist, suchte nach einem support für die drei deutschlandkonzerte. dass am ende kala brisella ausgesucht wurden, verstärkt den eindruck, dass moore auch noch einen ausgezeichneten musikgeschmack hat. der berliner dreier wurde also auch für münchen zu rate gezogen und dankte es mit einer brisanten, gewohnt energiegeladenen show. das münchner publikum wiederum gab zurück, mit aufmerksamkeit, jubel und teilweise mit einer offen zur schau getragenen überraschtheit. die wich entzückheit ob eines rasanten aufgalopps, mit dem man an dieser stelle nicht gerechnet hatte, da man lediglich die wartezeit bis zum auftritt der thurston moore group überbrücken wollte. kala brisella brachten sich in dieser halben stunde jedoch eintrüglich in erinnerung.
die giftigen vocals jochen hakers, die satten schlagwerksalven anja müllers, die ihr spiel mit einer liebenswerten mimik unterlegt, die so krass im gegensatz zu ihrer fast schon aggressiven spielart steht, und schließlich die impulsiven bassriffs dennis deters taten ihr übriges. schließlich aber ist da noch das schneidige gitarrenspiel des frontmanns, das so sehr den sound der berliner band auszeichnet. es reisst und reibt sich, es treibt und schlenkert aus, und lässt sich doch nie beirren. wie überhaupt dieser dreier ohne wanken seinen weg geht. mit dem erstling "endlich krank" legen sie die seele bloß, lassen aber nicht aus, sich am leben zu erfreuen. dort, wo andere wehmut handeln, gehen sie mit gefühlen hausieren, die man lieber unter den teppich kehren wollte. und wer von thurston moore eingeladen wird, kann nicht so falsch liegen mit dem, was er tut.
danke an die brisellas! und an b.r. für die fotos!
the lovebirds trifft man in san francisco an, angelehnt an größen aus dieser area, aber auch an vorbilder der mitte neunziger fraktion fabriziert der vierer einen flink ins ohr gehenden powerpop, von dem man nur ungern lassen möchte. einige führen teenage fanclub an, andere müssen um pavement ergänzen, denn nur so hält die melodieselige suppe die balance, durch kraft und dynamik. "filled with hate" wird der erstling heißen und auf dem wunderbaren empty cellar records label erscheinen. die jungs von der company hatten die band durch mehr oder weniger zufall entdeckt und fuhren ordentlich auf den sound ab. die nächsten schritte richtung plattenveröffentlichung waren zwangsläufig. ging uns ja ähnlich. hier ein appetithappen, der auf der limitierten vinylversion um drei weitere tracks ergänzt wird.
sie nehmen den pop ins boot und bieten dem folk eine leichtigkeit, die man so bereits gezeichnet sah. doch eben noch nicht von hollow coves. die australische band legt mit "wanderlust" eine frische ep vor. bereits 2014 war "drifting", ebenfalls eine kurze, erschienen, danach gelang mit "the woods" eine hitsingle, deren sturmlauf die beiden protagonisten kaum wahrnahmen, weil sie beide jeweils auf reisen waren. harmonisch geht es hier zu und das ist manches mal nicht das schlechteste.
almost charlie verfolgen wir bereits einige jahre und hatten diverse aufnahmen in der mache. mit "a different kind of here" dürfen wir auf die frische landung eines neuen longplayers aufmerksam machen. die zusammenarbeit des musikers dirk homuth und des lyrikers charlie manson, der eine aus berlin, der andere aus new york, kulminiert in eine art gefühligpop, der trotz aller sanftheit und großmut ecken und kanten aufweist, erinnerungswerte momente sammelt und letztlich beweist, warum es die band bereits so lange gibt. das album erschien mitte juni auf words on music.
manchmal ist eben nur ein melodiefaden, ein moment, der die größe eines tracks, schließlich gar eines albums ausmacht. warum aber paul dempsey ausgerechnet "the true sea" an den anfang seines zweiten full lengths stellen musste, verstehe wer will. es ist ein ungeheurer song, rau, angemessen forciert und doch dynamisch, subversiv explosiv, ernsthaft und mit einer leichtigkeit, die ihn über den augenblick hinausträgt. der rest des im februar in hiesigen landen erschienen werks "strange loop" kommt an diese nummer des australiers nicht heran, macht aber nicht weniger her, wenn man auf diese hemdsärmlige art des poprocks steht. cleverer wäre startplatz zwei oder drei oder so...
jemand wie charles boyd bezweifelt nicht die einsicht. er gibt sie unvermittelt preis. seine vita weist unter andem etliche langspieler auf, die er kostenfrei zur verfügung stellt. einen downloadklick ist man nur weit von der nach wie vor unerschlossenen psyche eines schizophrenen. so jedenfalls stellt sich der kanadier gern vor. einen schrecken kann er einem schon einjagen. sei es als beleuchtete fratze auf einem cover oder als unverhohlener freund der zugänglichkeit.
seine musik ist lofi, ist dabei unberechenbar, auf eine weise simpel, auf eine andere einladend und erfrischend. die orgel quäkt, als sei sie einem alleinunterhalter gerade unter den finger hinweg gezogen, die beats sind schlüssig und doch quietschig, wie aus plastik. der gesang fügt sich wie ein übergewichtiger sich zu seiner übergewichtigen legt. doch nur die liebe zum objekt zählt. boyd bewältigt dies mit der notwendigen ironischen distanz und ist doch zweifelslos im taumel seiner geschichten.
seine biografie ist eine wüste litanei aus fakten und erfahrungen, die er präsentiert, als würde sie erklären, warum er ist, wie er ist. am ende stilisiert sich ein ich aus vielen ichs, eines nach dem anderen ackern wir ab, um charles boyd verstehen zu können.
mir flatterten im laufe der letzten woche zwei cds ins haus. sie enthalten je um die zwanzig tracks, deren pointierte unterschiede zu filtern sind. hat man erst mal der entblößtheit einen namen gegeben, kann man unkontrolliert herr dieser waghalsigkeit werden. irre bleibt es allemal.
ausschnitt: im sommer 95, so schreibt boyd, verliert er seinen verstand. keine freunde, die ihm zur hilfe eilen könnten. er lebt zwar mit seinem vater zusammen, aber sie reden nicht miteinander. es ist der sommer, in dem das madonna-poster an seiner wand mit ihm zu sprechen beginnt.
fragt´mich, welches wort am häufigsten im vertonten vokabular von boyd vorkommt. meine antwort wäre: "fuck."
der vierer aus london präsentiert mit "vendetta" einen video untermalten einblick in die neue ep "sebrigt arms", deren veröffentlichung ende des monats geplant ist, ein intensiv-schönes stück musik mit: mellow gang:
"beast epic" heißt das neue album von sam beam und es wird am 25. august auf sub pop erscheinen, vorab gibt es mit "call it dreaming" eine erste single nebst video zu bestaunen, die beigaben sind allen bekannt, und dennoch...: iron & wine:
schöne und mehr als passende ergänzung ist das video zu "the day is past and gone", der track zu finden auf dem debütalbum der beiden damen, zu veröffentlichen am 16. juni via thrill jockey, empfehlung: house and land:
da ist so viel im köcher und jeden tag kommt etwas neues hinzu. aber da ist eben auch das leben und es spielt mit dir. keinen tag kannst du gewiss sein, dass planbar ist und bleibt, was du dir so zurechtgelegt hast. also gilt es, herausforderungen anzunehmen oder ihnen auszuweichen. zur zeit gilt auf jeden fall ersteres. nun kann man sich wenigstens einen passenden soundtrack zurechtbasteln. unter anderem gehörte auf einen aktuellen sampler earth girl helen brown, die jüngst auf empty cellar records veröffentlichte.
"mercury" schimpft sich die veröffentlichung sieht sich einer ganz besonderen schar von kollaborateuren gegenüber, die wir hier gern aufführen mögen, um Euch ordentlich ins bild zu setzen. nebenher sollte Ihr aber schon mal den player laufen lassen. mit an bord waren: the boogeyman (emmett kelley), sunshine lady (sonny smith), loro valiente (tahlia harbor), ziggy spec (ty segall), josé deseo (john dwyer), l.f.f. (tim cohen), jim win (james finch jr.), the former future (sean smith), and jasmine ivanov (jamin barton).
zum wundervoll entspannten, zwischen blues-americana und folkart changierenden album, heißt es seitens des labels: "mercury" is the first in a seasonal series tributing to our fellow solar satellites and benefiting organizations committed to popular planetary intelligence, energy management, communicative freedom and love. [...] all proceeds from the sale of this track benefit, in equal parts, the following organizations in their commitment to the cessation of fossil fuel use, the protection of shared resources, and the preservation of physical health on earth."
hinter dem freundlichen moniker versteckt sich übrigens heidi alexander, an dieser stelle schon mal tausend dank für dein engagement, mädchen!
es blutet das herz, aber es hilft auch kein lamentieren, es ist, wie es ist, wir werden in diesem jahr nicht nach beverungen fahren können. verpflichtungen, freiwillig ans bein gebunden, lassen uns mehr denn je zu pfingsten im hier und jetzt verhaften, gerade an jenen tagen, an denen wir uns sonst vogelfrei wähnten und entbunden von allem irdischen. nun denn, wir werden das fest, die menschen, die heiterkeit vermissen und vor allem einen ganzen batzen bands.
wintersleep, schon lange im fokus, der rührige moddi als ein mutiges highlight gesetzt, die unstrittigen the desoto caucus, die eben erst als hochwertig eingestuften wayne graham, die ruppigen gurr, die fabelhafte julia jacklin, odd couple und und und viele alte bekannte. ach ja, wir hätten einiges für uns gefunden.
"inmitten all der pracht ertönen lieder, die nicht weniger ganzheitlich,
nicht weniger anheimelnd, nicht weniger vertraut scheinen. alles, was
einen bemüht macht, alles, was einem schnell zugänglich ist, schafft
verbindlichkeit, als würde man in verantwortung stehen. die reife der
lieder ziert eine art klassikerummantelung, als hätte nach
fertigstellung ein ganz großer drübergeschaut, ein herr dylan oder so.
nichts bleiernes, nichts fades, nichts, was nach ödnis riefe, hier
stehen junge kerle, die wie alte klingen, deren weisheit keine
aufgekochte ist, sondern eine, die vom leben abgeschaut in die runde
getragen wird. so viel substanz, fast schon ungeheuerlich. und wer sich
mit dem album "mexico" beschäftig, wird merken, welche tiefe es hat,
welche reife die songs, welches schrittmaß sie angelegt haben." wayne graham in das klienicum
"die tage werden immer kürzer und die frühe dämmerung braucht solche
stimmen. heranwachsende wissen genau, wovon ich rede, andere werden sich
erinnern müssen." julia jacklin in das klienicum
"die ihn umschwirrende musik changiert zwischen freischwingender
konzentration und energetischer ambition und hat, wie der treue
begleiter v. wusste, progressives potential, wenn sie dem trotzen der
instrumente nachgibt und anschwillt auf ein großer etwas, das bleiern
über den köpfen hängen bleibt, um sich in wohlgefallen aufzulösen,
während hunderte schmetterlinge auseinander stoben." moddi in das klienicum
und so hoffen wir, dass Ihr eine schöne zeit verleben werdet, nahe bei den flüssen, allen flüssen. liebe grüße!
mitte mai erschien "endlich krank". nennen wir es freiwillig das debütalbum der berliner lieblingsband. das trio veröffentlichte passenderweise auf späti palace und legt nun mit "im quartier" ein neues video vor. verschärfte drangsal: kala brisella:
unglaublich, dass diese nummer aus der feder eines gerade mal 18-jährigen stammen soll. sie ist so, ähm, erwachsen. zumindest was die musikalie angeht, da hätte auch jemand großes, berühmtes seine finger im spiel haben können "apricot radio" erschien im april: rex orange county:
wenngleich wir durchgängig dem chaos anhänglich sind, so lassen wir uns am ende gern nachsagen, dass sich unsere konzerte als atmosphärisch wunderbar ins gedächtnis einprägen ließen. und wenn wir uns irgendwann auch auf einen namen in sachen location einigen werden können - bislang: gut galerie --> bienenorden --> bergschmiede - so werden wir jedoch stets mit unserem guten namen "wild honey concerts" sorge dafür tragen, dass das angebot ein rundum-sorglos-paket sei. sowohl was den künstler anbelangt, aber auch für unsere gäste (wenn ich allein an die vielen mampfenden münder denke). in sendling also wird es sich auch zukünftig nicht nur leben, sondern auch feiern lassen. dort in der pfeuferstraße, in der plötzlich eine ausbuchtung, ein vorderhof, geradezu wie ein aneurysma im blutgefäß prangt, unscheinbar zunächst, sympathischer werdend mit jedem schritt auf ihn zu. waren hier vor kurzem noch die hamburger von binoculers aktiv, standen am vergangenen freitag die von uns bereits hochgelobten wayne graham auf der bühne. ein brüderpaar, wie es der amerikanische folk nicht besser gebären hätte können. bärtig, aufgeräumt, geradezu gelassen und im moment des musikalischen ausdrucks dann konzentriert, nach innen abgewandt und doch voller seele und zuwendung. an den augenblick, an den song, an ihr publikum.
das hatte sich zwar spärlich eingefunden, am selben abend traten immerhin die lokalmatadoren von the moonband zum releasekonzert an, dafür aber mit erstaunlicher präsenz. nachdem die ersten nummern wohlwollend entgegen genommen wurden, erwies sich nachkommender applaus als geradezu euphorisch. ohne zwei zugaben ließ man das duo denn auch nicht nach hause.
der kleine galerieraum wird von illumination umhegt, wie zarte seifenblasen einen tagesausklang begeistern können, gierien hier die blicke nach den vielfältig leuchtenden zeichen, für die ein künstler der angeheuerten lokation verantwortlich zeichnet. inmitten all der pracht ertönen lieder, die nicht weniger ganzheitlich, nicht weniger anheimelnd, nicht weniger vertraut scheinen. alles, was einen bemüht macht, alles, was einem schnell zugänglich ist, schafft verbindlichkeit, als würde man in verantwortung stehen. die reife der lieder ziert eine art klassikerummantelung, als hätte nach fertigstellung ein ganz großer drübergeschaut, ein herr dylan oder so. nichts bleiernes, nichts fades, nichts, was nach ödnis riefe, hier stehen junge kerle, die wie alte klingen, deren weisheit keine aufgekochte ist, sondern eine, die vom leben abgeschaut in die runde getragen wird. so viel substanz, fast schon ungeheuerlich. und wer sich mit dem album "mexico" beschäftig, wird merken, welche tiefe es hat, welche reife die songs, welches schrittmaß sie angelegt haben.
von zufriedenheit war der abend gezeichnet. von einer freundlichkeit, die ausdruck fand in einem langen beieinandersein, obwohl die letzten klänge längst schon das weite suchten. doch der nachhall, den konnte man noch hören, als auf den bereit gestellten stühlen längst keiner mehr saß.
und so ward die welt wieder etwas runder, etwas freundlicher, etwas demütiger, ward erfüllt von einem sound, der uns zu menschen macht. es ruft nach wiederholung.
es ist kein eitel ding. wenn man sich entwickeln muss, gibt es unzählige triebfedern. der willen zu mehr. die künstlerische bedrängnis. das gemeinschaftliche erlebnis. the moonband, die vorzeige-folkpop-truppe der bayerischen landeshauptstadt, greift im sprichwörtlichen sinne regelmäßig nach den sternen. jedes mal, wenn es sich die band leisten kann, leisten will, betritt sie mit neuem material unberührte erde. denn entwicklung ist das ziel. und weil im benannten metier schon abgegrast ist, was man weite wiesenlandschaften betiteln kann, findet sich nur schwer ein ungekennzeichnetes kraut, ein abwegiges geviert. doch die müchner nehmen das wagnis an und katapultieren sich mit ihrem aktuellen album in eine neue dimension der folkloristischen leidenschaft.
die songs sind griffig und doch auch rund, auf den punkt arrangiert und lebendig, agil, voller dynamik. schnell prägen sie sich ein, die refrains trällert man alsbald mit und selbst nach der zwanzigsten umrundung wird man ihrer nicht müde. im gegenteil entwickeln sich die nummern zu nachgepfiffenem repertoire, wenn man am isen creek spazieren geht, wenn man durch die hallen seines arbeitsplatzes schlendert, wenn man beim einkauf vor dem überfüllten regal gelangweilt innehält.
schon der opener "moonlight shadow" gibt vor, in welche richtung es fortan gehen wird. ein mäßiger stomp, die freudigen akzente der mandoline, der memorable leadgesang, rauh und unbelassen, straff am material und doch frei und ungebunden. wie sich das gesamte material des fünfers trotz durchaus betonter studioleistung als pulsierendes, druckvolles etwas darbietet, das sich immer wieder der reglementierung entzieht. "cold mirror hall" hat etwas hymnisches, glitztert an den flanken und ist doch so dezidiert ausgemalt, dass man immer wieder neu auf entdeckungsreise gehen kann. backgroundgesang, ein sanft gefasstes solo, hier fügt sich das eine zum anderen, in aller natürlichkeit eines nachvollziehbaren produktionsprozesses. the moonband haben nachgelegt, ohne sich in fallstricken zu verlieren.
wir dürfen "go brother go" mitskandieren, lehnen uns lächelnd an das milde zwiegespräch "what if?", das im stimmenwechsel perfekt funktioniert, wundern uns, dass das schlüssige "you are not alone" erst jetzt veröffentlicht wurde, es klingt universell und wie für die ewigkeit gemacht und bietet mit seinem aufbrausenden e-gitarren stakkato eine willkommene überraschung mehr. schließlich beweist "i can't wait no longer", dass the moonband vor allem auch eine livetruppe sind, denn der song fasst die atmosphäre eines absolvierten auftritts, gemeinsam mit dem publikum erntet man den lohn seiner tapferen arbeit.
noch einmal geht es sittsamer mit "blue soul" in die nächste runde, "the lightning" hebt das tempo an und feiert den harmoniegesang, bevor es mit "november" ein stilles gedenken gibt. wir befinden uns auf der schlussgerade und wissen dennoch, dass es ein leichtes ist, den finger erneut auf die wiedergabetaste zu setzen, die nadel erneut ins vinyl eintauchen zu lassen. doch geben wir vorab noch dem titeltrack "evil ghost" die ehre. etwas leichtes, spielerisches haftet ihm an, erdenschwere schüttelt sich ab. so hoffen wir mit!
the moonband haben mit "until the evil ghost is gone" ein kleinod entworfen. es ist eine einladung, an der entwicklung dieser ehrgeizigen wie kreativen band teilzuhaben. denn es ist am hörer, für den bestand dieser wundervollen lieder zu sorgen. nur so können aus nummern klassiker werden. es ist kein eitel ding. es ist beredtes zeugnis einer leidenschaftlichen musikerschar, die entwicklung gekonnt in die richtige richtung vorangetrieben hat. gratulation!
the moonband wird fleißig touren, infos findet Ihr u.a. hier: klick.
"until the evil ghost is gone" erscheint am 16. juni via rockville music, soulfood music distrib.
die vorgehaltende lässigkeit ist konzentration, das understatement das einzige kleid, das im schrank zu finden war. genauso wie man sich den heimatort nicht aussuchen kann, in diesem fall ist das belfast. und so führt man das wort krieg schnell mal im munde. die rockversion von citizen nobody begnügt sich aber, wenige ingredienzien, die die nummern griffig machen. hier eine bluesabweichung, dort etwas rocksteady, stets das bewegliche schlagwerken, der blumige bass, die ambivalenten gitarren, dazu ein mutiger frontgesang. im forcierten aufgalopp schwankt man zwischen begeisterung und dem sich völlig vergessen. doch dann haut die dreiköpfige band eine bridge dazwischen, dass man urplötzlich die bremse durchtritt.
an drei tagen in einem durchschnittlichen studio aufgenommen, bietet das selbstbetitelte debütalbum so viel abwechslung, wie sie anderen truppen in ihrer gesamten karriere nicht gelingt. "sukhavati" etwa konnte man nicht erwarten. fast schon launisch, spielerisch, mit ambienten anleihen nach hinten raus. "little blue necklace" wird im walzertakt zelebriert, wunderbar wie die gitarre dazwischen schlittert, wie besonders sich die vocals zeichnen lassen, ein wenig exaltiertes gitarrensolo komplettiert die gestochene nummer. "apolitical" hat eine aussage und eine treffende pianonote, wie da insgesamt einfach mehr ist.
vielleicht weil die drei die geschichte ihrer geteilten stadt einbringen, vielleicht weil sie eben auch aus verschiedenen teilen dieser stadt kommen, vielleicht weil sie nicht auf ruhm und ehre aus sind. vielleicht. die musik von citizen nobody hat einen charakter.
bevor ich Euch mit einem haufen hintergrundinformationen und -gedanken überlade, hier die fakten: wayne graham spielen am 19.05. in der bergschmiede, ehemals gut galerie, in der pfeuferstraße 38, münchen. das konzert wird so gegen 20:30 uhr starten. vorab erwarten wir Euch aber bereits auf einen plausch, einen gedankenaustausch, auf ein kennenlernen, auf häppchen, auf das beste in sendling.
es ist uns eine riesenfreude, das duo für uns gewinnen zu können, um in dieser irgendwie halbprivaten und doch offenen welt der berschmiede aufzutreten. nun aber zum rest:
die jungs muckern schon eine halbe ewigkeit, obwohl sie die zwanzig
gerade eben oder erst vor einer weile überschritten haben. doch kaum
dass sie laufen konnten, begleiteten sie den vater in die von ihm
gegründete kirche und schlugen auf schlagzeug und bass erste eigene töne
an. das blieb so, denn es galt sich wach zu halten in einer gegend, die
alles andere als inspirierend und anregend war. lasst Euch mal bei
gelegenheit whitesburg, kentucky, durch den kopf gehen.
vielmehr überrascht aber werdet Ihr von diesem gediegenen, zugänglichen
sound sein, den die herren hier anschlagen. das ist deutlich
erwachsener, als man vermuten könnte. und doch hat diese musik einen
ganz eigenen segen, der über dir das kreuz zu schlagen weiß. evtl. ist
es auch der angeschrägte harmoniegesang im folkig countryesken zuhäusl
oder die sensende gitarre, auf die man die ganze zeit wartete und die
dann spät, aber gewahr den schlag aus der jeans zu bügeln hat. du
verstehst? mehr noch, aber geduld. erst die platte, dann die konzerte.
bis dann.das klienicum, 07/16
macht also die tore auf, die türen weit für diese talente!
tiefenentspannt und doch die ganze chose am gängelband, den jungs kommt
gar nichts aus. erst recht nicht die widerrufsfreie melodie, das
fesselnde riff, der kundenbindende refrain. der bass scheuert, die
e-gitarre wagt sich für einen moment nach vorn. fix an den
laustärkeregler, da pulst eine einträchtige, countryfizierte nummer, die
ein johnny cash locker im folsom prison hätte vortragen wollen. beleibt
der klangkörper, wohlfeil das arrangement, die slide beflügelt, der
harmoniegesang stolz. und ja, mein gott, es gibt parallelen zu den
frühen wilco, etwas ungestümes ist beiden anheim, der verschreckt nasale
gesang, die beteuernde instrumentierung, da worte noch unterm schleier
formuliert wurden, sicher ist nur der nächste schritt. aber diese jungs
hier sind alles andere als kopierende kasperlköpf. sie fabrizieren
hausnummern, weil sie lange klingeln geputzt haben und geschichten zu
erzählen wissen, die man nur kennt, wenn man sich in der welt und an
ihren ausläufern bewegt hat.
etwas ungezwungener geht es ja auch, eine wende, hoppala, so grintig und
pelzig, so fast verwegen und mutig und etwas aus der spur. doch stets
mit dem segen dieses folk-, blues-, whatever- gottes, der ein auge auf
solch konzentriert wagemutige hat. einigkeit ja, wenn der rock 'n' roll
nicht durch manche nunmer fegte, das schlagwerk lustvoll schepperte und
die gitarre krachte und die stimme nicht hochgepitcht würde.
geradezu durch die scheibe geschubst, als riefe jemand jeweils nach
einer neuen spielart und die burschen antworteten jederzeit behende.
mitschunkeln? klar, hier! das klavier im stillen honkytonk, die orgel
jammert, der sänger frönt. einen stampfer gefällig? bitte sehr! rough
und gezeitentauglich das mass, mit dem vorangeschritten wird, das kann
beim besten willen nicht die musik von twenties sein. oder?
man kann k& f records (im zusammenspiel mit hometown caravan) nicht genug danken, dass sie uns wayne graham
nahe zu bringen wussten, denn eine unmittelbare veröffentlichung dieses
albums "mexico" in europa war nicht zwingend vorgesehen. aber unsere
freude daran. ganz im hier und jetzt, angefüllt mit den feinsten
zutaten, die der americana und all seine ausläufer zu bieten haben und
mit der ungezwungenheit versehen, die eine jugend in den 10er jahren
auszeichnen kann.
die brüder haben sich nach ihren großvätern benannt, dem herrn wayne miles und dem herrn graham kincer, eine geste. sie sagen: "our
music is about family, when you take a listen you become part of the
story, because we sing about the joys and trials that every family
faces."
vinyl und cd gibt es hier.
so unverschlossene sounds, einnehmend in ihrem offenbarungscharakter, als gäbe einem der kellerschlund ohne umwege frei, was das auge natürlicherweise erst nach einer gewöhnungsphase entdecken kann. doch wirken die klangmuster zunächst blutleer, wie der versuch einer bebilderung von zuständen, die man selbst noch nicht erlebt hat. doch fügt man das schlitternde klingen und die zaghaften melodien, das statische und das mäandernde zueinander, gerade so, wie es einem im prozess des entdeckens gelingt, und dieser beginnt immer wieder neu, dann wird zwingend, was man zunächst missachtete. das konzept experiment sieht nicht vor, dass man alsbald im chor mitsingen, mitpfeifen, mittönen kann. aber es behält sich vor, dass man einem abschnitt hier, einem dort folgen kann, dass sich momente der kunst im wiederschein des betrachters zum wohlgefallen formen, gar verstanden werden. sinnsuche mitnichten. verfügen wir jedenfalls für "moloch 50". doch schon der "brimstone foxtrot" führt uns galant hinters licht. kratzig die verschossenen jahre des beginns des vergangenen jahrhunderts auf rille gebracht und hier zurückgeworfen als tristen und damit umso einnehmenderen bettelgesang.
"molochville", der titeltrack des aktuellen werks von brecht ameel, der seine studiokompositionen üblicherweile unter dem moniker br'lâab darbietet, scheint für auflösung zu sorgen. die frei (-zügig) gestaltete solo-gitarren-fahrt ist schlüssig, schussern, als wäre einem im murmelspiel ein lauf gelungen, eine partie nach der anderen wird gewonnen. zwei weitere tracks ergänzen das überschaubare, dafür aber umso trefflichere kompendium, das auf tape im april auf dem wunderbaren ana ott label erschienen ist. die kassetten gibt es für einen fünfer, vielleicht ist noch ein restbestand für Euch vorhanden. zugreifen!
wenn es ins sphärische, ambiente geht, verlieren sich schnell konzentration und aufmerksamkeit. häufig entflirren die gedanken in andere hoheitsgebiete und die eigentlich zu geniessende, zumindest im moment zu rezipierende musikalie wird in den hintergrund gedrängt. sollte die gewaltfreie expression aber dauerhaft binden, und wir sprechen hier von stücken, die die 15-minuten-marke schneiden, dann sollten wir dem detail oder den akzenten nachstellen, die dafür verantwortlich zeichnen. im fall von michael valentine west ist das alles andere als einfach, beglückt uns der musiker doch mit einer breitgefächerten soundlandschaft, die immer wieder stolze momentaufnahmen einfliessen lässt, die kaum den charakter verändern wollen, jedoch die bindungskraft erhöhen. an- und abschwellendes, drone- durchflutetes, string- bewährtes, harmoniengeschleudertes und doch wie aus einem guss. ein in sich ruhendes gewerk, das doch nicht frei von bewegung, nicht von interessen ist. sich neu zu erfinden, der inneren unruhe ein ventil zu weisen, um beständigkeit auf diese weise zu zelebrieren - der letztlich leidenschaft entsteigen kann. ein dem genre nicht zwingend immanentes motiv: "another alice".
mit "close your eyes" wird der musikalische komplex kleinschrittiger, vehementer und behält dennoch in allen bereichen die kontrolle aufrecht. ein infizierender elektrodialog. "on/off" schließlich verwaltet einen technoiden beat unter berücksichtigung transformativer, metamorpher schnittstellentauglichkeit.
ana ott hatte bereits 2014 ein michael valentine west album zu verantworten ("code 17 abstraction") und hat gut daran getan, den kontakt aufrecht zu erhalten, um neue, gemeinsame wege zu gehen. "von bock strasse 18", so der titel des aktuellen werks, erschien am 24. märz als kassettenrelease auf dem qualitätsbewussten label.
mit mount hawk treffen wir auf einen alten bekannten. oliver lichtl, der sich unter dem moniker uphill racer einen namen gemacht hat, nahm sich ronny kleber zur seite und bildet mit diesem nun das neue, alsbald eingeschworene duo. während letzterer zur gitarre greift, hat sich der multiinstrumentalist oliver auch noch das cello draufgeschafft. dessen besondere klangeigenschaften hatten es ihm schon lange angetan. erste songs haben die beiden bereits eingespielt, ein video wurde gedreht und in bälde darf man noch mehr erwarten. wir freuen uns über die intimen und ungeschönten momente, über die ernsthaftigkeit, die nachhaltigkeit birgt und zugleich vorfreude auf immer mehr davon. wenn die brüche sichtbar bleiben, wenn der mut durch diese mittelbare eintracht belohnt wird, dann begleiten wir prozesse gern.
es sollte immer einen weg geben, sich auch außergewöhnlicher musik seriös zu nähern. tv dinner education bieten dabei sicher einiges auf, um der auseinandersetzung mit ihrem kunstwerk ein krönchen aufzusetzen. die aktuelle single "little birds" bringt vieles auf den punkt, was das dada-duo auszeichnet. hier wird mit einer spielzeuggitarre gearbeitet, die die verschränkten harmonien genauso transportiert wie die verrückten synthieschleifen. hinzu fügen sich tempo-verzögerungen und modulationen unter anderem durch ableitungen auf tapes, die dem klangbild hinzugefügt werden.
tv dinner education sind julesy bejbi und loti solovitsky, das aktuelle video (premiere hier!) verantwortete peter larsson. die aufnahmen zu little birds entstanden 2015 und wurde am 07. april via 8tta7ou auf einer 7" herausgebracht.
bewunderswert empfinde ich die symbiose aus unberechenbarkeit und scheu vor der konvention und der zugleich manischen anlehnung an rhythmus, taktung und melodisches konzept. hier findet sich jeder wieder, der strukturabenteurer, aber auch klangästhet sein will.
anfang april hat es das hervorragende album endlich auch zu uns geschafft. wir formulierten bereits im herbst des vergangenen jahres:
die wege aus der schweiz ins hiesige germanien können manchmal
verschlungener sein, als man glaubt. da bringt im sommer eine
eidgenössische band ein album heraus, das erst im frühjahr des kommenden
jahres bei uns erscheinen wird. kein witz. naja, braucht ja schließlich
label, vertrieb etc. im internetzeitalter muss man sich damit aber
nicht zwingend aufhalten. yellow teeth,
so die truppe aus sion, stellte das werk bereits früh auf ihrer
bandcamp seite aus. und da möchte man wahrlich nicht warten müssen.
dieser süffige americana muss flink zum launigen begleiter werden, den
belass ich an meiner seite. die truppe spielt, als würden sie den weiten
landschaften amerikas entstiegen sein. so gelassen, so gefällig im
besten sinne, so entspannt ist der vortrag ihrer folkinfizierten
nummern. griffig das gitarrengewerk, gern in soli stossend, die rhythmik
gemessenen schritts, der gesang tief gegründet. denn da setzt tiziano
zandonella an, der über ein organ verfügt, wie man es höchstens noch aus
der stammkneipe weit nach mitternacht kennt. der endzwanziger aber ist
klaren geistes und schreibt seit eineinhalb jahrzehnten an seinen songs.
und wer wäre prädestinierter nach den sternen zu greifen als einer, der
seine masterarbeit über texte von joni mitchell, leonard cohen und neil
young geschrieben hat.
muss nicht klappen. tut es aber. mit dem zweiten album "rags and pearls"
verwebt der fünfer aus tiziano zanondella, jeff albelda, justine
salvadori, yvan broccard und charlotte vuissoz einträgliche melodien und
ideen von grenzenlosigkeit in landschaft und gedanken zu einem
schwerelosen mix, der halt nur bei sich selbst findet. denn so eine
lichte melancholie hat noch keinem auftritt geschadet. es heißt, dass
die band in kleinerer besetzung nach der deutschland veröffentlichung
auch auf tour gehen wird, zu dritt, eher akustisch, denn elektrisch, das
wäre auch was für hauskonzerte. was denkt Ihr? bis dahin überlassen wir
Euch einige pretiosen aus dem programm der nachbarn.
heute verweisen wir gern noch auf ein paar restdaten des vierers in hiesigen landstrichen:
02.05.2017 Hamburg, Freundlich & Kompetent
03.05.2017 Düsseldorf, Im Csikos (Stadtklang Konzert)