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Montag, Oktober 02, 2017

new rhythm (1)

neulich, wir fuhren des nächtens heim, stahl sich ein rehkitz ins scheinwerferlicht. die bremsung kam spontan und gerade rechtzeitig, um das junge tier nicht zu verletzen. es sprang davon, wie wir unseren weg fortsetzten, vermutlich mit erhöhtem puls und ebensolcher aufmerksamkeit. mittlerweile könnte ich autoblogger werden. jeden tag reissen wir mindestens 140km ab und jeden einzelnen bereue ich der verlorenen lebenszeit wegen. aber ist es tatsächlich so schlimm? mitnichten. die gespräche, das beisammensein und die musik vollenden momente der höchsten konzentration.
also werde ich Euch nicht mit stories langweilen, die von eingeschlafenen lkw-fahrern erzählen oder von unfällen, deren opferbilder man schnell vergessen möchte. viel lieber schiebe ich, so es die zeit zulässt, den einen oder anderen musiktipp mit ein, in diesen ach so neuen lebensrhythmus.


is this really me - the iron door (ice will melt records, 2017)
> lange nicht mehr so euphorischen folkpop gehört, die melodien sämig und rein wie gebirgswasser, jegliche harmonie traut sich ein positives ansinnen, memorables material allenthalben, dazu ein störrisch-schöner finnenakzent und großzügige instrumentierung mit streichern und trompeten, und an keiner stelle hat man das gefühl, hier läge konstruiertes vor, denn wenngleich man sich in sachen inhaltsschwere mit dostojewski auseinandergesetzt hat, überwiegend emotion und gestalterische finesse, ein echtes kleinod. is this really me

elizabeth devlin - orchid mantis (selfrelease, 2017)
> nicht weniger großartig ist der artyfolk der brooklyner künstlerin, die erneut ihre ausnahmestellung beweist, ihrer autoharp stellt sie nicht nur ihre höhen kickende stimme zur seite, sondern lieder voller poesie, die sie in ein gesamtgebilde gestellt sehen will, dafür braucht es zeit und die nimmt man sich schnell, hat man sich erst einmal im kosmos der eigenwilligen jungen frau eingefunden, die wortreichen songs verführen zu wüsten kopfkinofahren, wir wünschen freude und beste unterhaltung, im wahrsten sinne des wortes. elizabeth devlin

lord youth - gray gardens (bb*island, 2017)
> spürte man nicht diese sublime energie, könnte man sich auf lässig abgehangenen stoikerrock einigen, doch da ist eine menge mehr, verlassene vokabeln, aufgegabelte reden, die man an den kunden bringen muss, dazu jedes erdenkliche musikalische sentiment, das grollend bluesen kann, zerknirscht den singer-songwriter nachahmen muss, noisig ausreift, micah blaichman ist facettenreich und doch nur ein typ, der es auf den punkt bringt, dass es der spielarten vieler dafür braucht, will man ihm um himmels willen nicht vorwerfen. lord youth

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