jemand wie charles boyd bezweifelt nicht die einsicht. er gibt sie unvermittelt preis. seine vita weist unter andem etliche langspieler auf, die er kostenfrei zur verfügung stellt. einen downloadklick ist man nur weit von der nach wie vor unerschlossenen psyche eines schizophrenen. so jedenfalls stellt sich der kanadier gern vor. einen schrecken kann er einem schon einjagen. sei es als beleuchtete fratze auf einem cover oder als unverhohlener freund der zugänglichkeit.
seine musik ist lofi, ist dabei unberechenbar, auf eine weise simpel, auf eine andere einladend und erfrischend. die orgel quäkt, als sei sie einem alleinunterhalter gerade unter den finger hinweg gezogen, die beats sind schlüssig und doch quietschig, wie aus plastik. der gesang fügt sich wie ein übergewichtiger sich zu seiner übergewichtigen legt. doch nur die liebe zum objekt zählt. boyd bewältigt dies mit der notwendigen ironischen distanz und ist doch zweifelslos im taumel seiner geschichten.
seine biografie ist eine wüste litanei aus fakten und erfahrungen, die er präsentiert, als würde sie erklären, warum er ist, wie er ist. am ende stilisiert sich ein ich aus vielen ichs, eines nach dem anderen ackern wir ab, um charles boyd verstehen zu können.
mir flatterten im laufe der letzten woche zwei cds ins haus. sie enthalten je um die zwanzig tracks, deren pointierte unterschiede zu filtern sind. hat man erst mal der entblößtheit einen namen gegeben, kann man unkontrolliert herr dieser waghalsigkeit werden. irre bleibt es allemal.
ausschnitt: im sommer 95, so schreibt boyd, verliert er seinen verstand. keine freunde, die ihm zur hilfe eilen könnten. er lebt zwar mit seinem vater zusammen, aber sie reden nicht miteinander. es ist der sommer, in dem das madonna-poster an seiner wand mit ihm zu sprechen beginnt.
fragt´mich, welches wort am häufigsten im vertonten vokabular von boyd vorkommt. meine antwort wäre: "fuck."
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