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Montag, Juni 30, 2014

eingestreut (665): konzerte münchen juli


die livepräsenz von bands bzw. künstlern hat an bedeutung gewonnen. dem wollen wir gern rechnung tragen, indem wir immer mal wieder etwas deutlicher hinweise auf entsprechende veranstaltungen geben. das können tourdaten einzelner künstler sein, aber auch wie heute übersichten nur für eine stadt. dass uns münchen dabei am herzen liegt, dürfte auf der hand liegen. gleichsam bemühen wir uns nicht um einen kompletten überblick, sondern picken uns die perlen heraus. wenn Ihr etwas ergänzt haben wollt, gebt bescheid oder nutzt die kommentarfunktion. (und bitte, verlasst Euch nicht auf die angaben hier, sondern lasst sie Euch vom veranstalter vorab bestätigen, danke!)

02.07. black pus u.a., orangehouse
03.07. systemfehla u.a., sunny red
03.07. sun / iron kid, glockenbachwerkstatt
04.07. ramonas / kein ausweg u.a., sunny red
04.07. riot brigade u.a. kafe marat
05.07. cluttered clarity, unterfahrt
08.07. das bartomuk-kollektiv, unterfahrt
08.07. autonomads u.a., kafe marat
09.07. the pharmacy u.a., kafe kult
09.07. tame impala, theaterfabrik
10.07. koffin kats, strom
10.07. lexo, glockenbachwerkstatt
10.07. avishai cohen, unterfahrt
10.07. mo / parasite single, hansa 39
11.07. gerald clayton trio, unterfahrt
11.07. spiegelungen: cello, mug im einstein
12.07. the dandy warhols, ampere  (soundbeispiel) 
12.07. flux / weiky u.a., sunny red
12.07. jelly brains u.a., glockenbachwerkstatt
13.07. left in ruins u.a., kafe kult
14.07. the slackers, hansa 39
14.07. gurdan thomas, heppel & ettlich
15.07. phantogram, hansa 39
15.07. ecco dilorenzo jazz quartett, unterfahrt
15.07. zwoa bier, glockenbachwerkstatt
16.07. angel's combo u.a., sunny red
17.07. the gaslamp killer u.a., kranhalle
17.07. boot camp clik, hansa 39
17.07. dollars for deadbeats u.a., sunny red
18.07. sentilo sono u.a., kranhalle
18.07. we will fly u.a., kafe marat
18.07. julia biel, unterfahrt
18.07. blitz kids, strom
18.07. loplop laxfisch u.a., milla
19.07. soulshake sound u.a., sunny red
19.07. youth avoiders u.a., kafe marat
19.07. lorenzo de petrocca quartet, unterfahrt
21.07. panda bear, strom
21.07. shitwolf u.a., glockenbachwerkstatt
22.07. rupa & the april fishes, ampere
22.07. torso / holy, kafe kult
22.07. matthias bublath & band, unterfahrt
23.07. leftöver crack, hansa 39
24.07. delaney davidson & band, unter deck
27.07. kandinsky, ampere
27.07. mr. quintron & ms. pussycat, unter deck
28.07. will samson, heppel & ettlich (soundbeispiel)
29.07. colours of rio, unterfahrt
30.07. trümmer u.a., milla
30.07. triska, glockenbachwerkstat
31.07. chelsea wolfe, hansa 39 (soundbeispiel)
31.07. viola, lilliund emma, glockenbachwerkstatt

Sonntag, Juni 29, 2014

eingestreut (664): the zebras


 etwas weniger straff, dafür eine ecke sinnlicher kommen the zebras daher, die man gut und gerne als pendant der am vortag vorgestellten melbourne cans hernehmen darf. pop fliesst hier durch jede gesungene silbe. lichtern steuern die synthies aus, das schlagwerk ist betont leisetreterisch, die gesänge umso hymnischer. "siesta" heißt das album, welches mit dem 27. juni in die veröffentlichung getrieben wurde. lost and lonesome ließen sich auch hier in die verantwortung nehmen. die scheibe erscheint auf cd und auf vinyl, wobei letztere mit schwarzen und weißen streifen versehen sein wird. zur band gehören jeremy cole, edwina ewins, lachlan franklin, katie geppert und dave rose. sie leben und musizieren ebenfalls in melbourne.

Samstag, Juni 28, 2014

eingestreut (663): melbourne cans


wer sich ein wenig für c86 crashpop interessiert, interessiert hat, dem werden melbourne cans nicht wirklich innovativ vorkommen (wenngleich sie absolut originäre musik fabrizieren), denn der klangkosmos ist ein abgesteckter. die flirren gitarren, das holprige schlagwerk, der exentrische gesang, wie im vorliegend fall, befördern die versuchung, auch mal in anderen jahrzehnten zu wildern. die mischung machts. der charme von the shangri-las bis zur gitarrenexkursion mit jesus and mary chain, pavement und kumpanen. das junge australische quartett mit dem passenden namen stellt via lost and lonesome sein debütalbum vor, welches am 13. juni erschien. die leadsingle heißt "final flight" und führt vortrefflich vor augen, wonach wir uns sehnen, das label selbst spricht von der heiligen union von edwyn collins und crystal stilts. gehts besser?

2012 wurde die truppe von ian wallace von den pageants und will mcfarlane von den shocking pinks (sowie pets with pets, ladydreams) gegründet. ein jahr später ergänzten ash buscombe (witch hats, pets with pets, ladydreams) und nina renee (creeks) das lineup. das album wird auf "moonlight malaise" hören, es wurde im märz aufgenommen und gemixt, wobei sich morgan mcwaters und mikey young hervortaten. erwartet ein paar echte pretiosen, die mir vor allem deshalb liegen, weil nina mit feinen backgroundgesang glänzt.
tracklist:1) wolves of the diner mile 2) drowned rats 3) boys 4) prom night 5) thumb a ride 6) fallen angels 7) rattlesnakes 8) final flight 9) hot in the head 10) don’t tell her




Freitag, Juni 27, 2014

neue töne (1405): camille delean


photo by alicia owen

camille delean wurde in toronto geboren, verbrachte ihre kindheit aber in ontario, wo sie von der ersten minute an sang. während sie nebenher ballet studierte, zog sie bereits als musikantin durchs östliche kanada. mit 17 ging sie für einige monate nach ecuador, um den kopf frei zu bekommen. das in bewegung sein, die ruhelosigkeit wird so etwas wie ein markenzeichen. und wenn dabei musik nicht das einzige und nicht das wichtigste gewesen sein mochte, so wurde sie doch immer wieder zu dem pol, an dem delean zurückkehrte, wo sich die fäden finden lassen, die sie einst aus der hand gegeben hatte. nashville wurde ein anlaufpunkt, später auch paris, wo sie sich als französischsprachige schnell zuhause fühlte. im sommer 2011 ging sie nach london. dort traf sie auf ben walker, mit dem sie zwei jahre verbrachte, die reich an musikalischer erfahrung wurden: aufnehmen, performen usw. dass sie irgendwann nach kanada zurückkehrte, werden zumindest jene gut gefunden haben, die dort auf sie warteten. und nun alle anderen, die wissen, dass mit dieser rückkehr auch neue musik von camille zu erwarten sein darf. mit den ersten tracks, die, so ist anzunehmen, in ihrer heimat geschrieben und auf rille gepresst wurden, meldet sie sich eindrucksvoll zurück. noch weniger genretreu, am ehesten noch dem singer/songwriter zuzuordnen, glänzt die junge künstlerin mit liedperlen. aufgedeckt von einer stimme, die so klar und unverstellt daherkommt, dass man sie manches mal bitten wollte, sie doch etwas zu bedecken, sich zu schützen. "black sail" und "daylight" sind also die ersten fänge, die wir machen dürfen und dabei hoffen, dass es bald mehr geben wollte.



Donnerstag, Juni 26, 2014

glotz nicht so romantisch (575): lewis & clarke


im herbst 2007 schrieb ich hier im blog u.a.: "[...] jedenfalls klingt die musik so entspannt, wie sich die musiker neben ihrer eigentlichen beschäftigung gerieren. während die beiden männlichen mitstreiter die zeit mit fahrradfahren, kochen und "steine in einen teich werfen" überbrücken, arbeitet eve als meditationstrainerin und in weiteren musikprojekten. gemeinsam entwerfen sie ungemein fesselnde klanglandschaften, denen man gänzlich beruhigt entkommt. vor allem live muss ihre darbietung reizvoll sein. lou rogai gründete im übrigen das label la société expéditionnaire, auf dem die letzten zwei werke von lewis & clarke veröffentlicht wurden. das label ist sehr rührig und hat mittlerweile schon einige tolle acts vereinnahmt. darunter sind the black swans, strand of oaks und moon & moon. das letzte album der drei in delaware water gap bzw. in philadelphia lebenden instrumentenbeherrscher heißt "blasts of holy birth" enthält acht tracks und kann über die website bezogen werden."

der aus pennsylvania stammende musiker lou rogai hat seit 2009 nicht mehr viel veröffentlicht. lediglich einige singles sind auf dem hervorragenden label manimal erschienen. mit dieser company arbeitete er nun auch wieder zusammen. daneben scharte er seine langzeitmitstreiter ian und shane o'hara wieder um sich, daneben mollibeth cox und gretchen lohse. das live lineup umfasst zusätzlich anthony lavdanski. das neue album wird "triumvirate" heißen und soll über eine kickstarter kampagne finanziert werden. alle infos dazu findet Ihr hier. ein video gibt ausführlich einblick in die arbeit und ausrichtung dieses albums. es ist wirklich eine sichtung wert. und weil ich geduld zeigte, kann ich Euch nun auch den titeltrack präsentieren, der mal wieder das großartige talent rogais offenbart.



Mittwoch, Juni 25, 2014

eingestreut (662): let's whisper


im juli 2008 schrieben wir: "weepop!'s zwanzigste veröffentlichung gilt einem schönen projekt. let's whisper wurde von colin clary und dana kaplan ins leben gerufen. bei einigen wird es da schon heftigst klingeln. genau, the smittens sind das richtige stichwort (colin clary übrigens auch solo bei asaurus und mit the magogs). die beiden haben sich abgeseilt und formierten ein - wie es das rührige label nennt - "bedroom pop duo". was da auf einen zukommt, dürfte so weit klar sein. saccharin. auf 160 kopien begrenzt ist die cdr, die sechs tracks enthält. wieder einmal ist beeilung angesagt."

mit "as close as we are", dem neuen album von let's whisper schließt sich nun ein kreis, denn der 8tracker ist der abschließende release im dreierbund (one happy island und colin clary), der das ende von weepop! records einläutete. das album gibt es ab dem 24. juni, es ist auf 300 kopien beschränkt und mit einem wirklich feinen design von jason routhier versehen. "paperclip chains" ist dazu eine ausgesprochen schicke vorabsingle, die Ihr mit genuss nehmen solltet, aber auch mit wehmut. denn mit dem ende des ausgezeichneten labels verlieren wir einen markierungspfosten in der poplandschaft. ein jammer!

Dienstag, Juni 24, 2014

konzert: the moonband, 21.06.14


wenn ich auch nicht beim aufräumen helfen konnte, und es hatte einiges zu bewegen gegeben, so kann ich der vortrefflichen veranstaltung vielleicht im nachgang einen namen geben. was eine bauwageneinweihungsparty werden sollte, wurde ein fest der sinne, des freundlichen und freundschaftlichen miteinanders, an einem ort, der der sehnsucht ein neues prädikat verlieh. tief im oberbayerischen, münchner vorland, abseits ismanings und erdings, mitten im moos, wo pferdehöfe sich ausbreiten dürfen, als gäbe es kein anderes gewerk, findet sich ein weiher, baumreihen wie von zauberhand drapiert, ein bauwagen, bunt bekleistert, ein steg, wiesen, so weit du sehen kannst. menschen treffen sich, bringen getränke und speisen, bänke und tische und sitzen beieinander, als wäre es das selbstverständlichste. mittendrin die moonband, die vorzeigeband in sachen contemp. folk, wenn man sich in der landeshauptstadt auf die suche machen wollte. die anfrage, ob die truppe auf dieser der breiten öffentlichkeit vorenthaltenen veranstaltung auftreten wolle, wurde geradewegs bejaht. schon die vorfreude ward groß.


das festival am baum der hängenden enten, unser gastgeber f. aus m. dekorierte natürlich adäquat, wurde zu einem vollen erfolg. es drängte sich schnell der gedanke auf, dass hieraus eine regelmäßige festivität entstehen sollte. essen fassen, ratschen, das erste kühle bier geniessen, sich von der sonne wärmen lassen, alsbald dem ersten auftritt entgegen sehen. 
mit markus und daniel wurden zwei junge künstler vorgestellt, die, mit akustikgitarren bewaffnet, ein ums andere lied zum besten gaben. standen sie uns anfangs noch als duo gegenüber und ergänzten sich hie und da, übergaben sie sich im verlauf ihres kurzweiligen auftritts den platz am mikro und sorgten so für abwechslung. die unterschiedlichen charaktere warteten mit ganz eigenen musikalischen kleinoden auf. während sich der eine ganz in liedermachertradition mit den problemen dieser welt auseinandersetzte, ließ der andere mundartlichen charme spielen und erheiterte mit schmäh und biss. hin und wieder wurde der fotzenhobl herausgeholt, was dem jeweiligen lied eine ordentliche portion dynamik verlieh. die beiden akteure zeigten sich eine gute stunde wacker gegen ein mehr oder weniger aufmerksames publikum, das sich von vielerlei hatte ablenken lassen dürfen. das buffet wuchs, die getränkequelle hätte auch bei größtem ansturm nicht versiegen können, die menschen suchten unterhaltung und ein ventil für die eigene gute laune. ein geben und nehmen schließlich, mit dem sich markus und daniel sicher hatten arrangieren können.


in der kunstpause, in der ein großteil der anwesenden den rollenden ball verfolgen wollte, sank die sonne, die kühle des abends brach herein. decken wurden um die schultern gehängt, die liebste in den arm genommen und später zum lagerfeuer geführt. auf der schönen wiesenbühne machten sich nun vier der fünf bandmitglieder von the moonband für ihren auftritt bereit. gegen 23 uhr zierten erste klänge den nach allen seiten offenen raum. die töne wiesen auch dem letzten verfrorenen, wir sprechen von temperaturen zwischen 7° und 9° celsius, den weg an die improvisierte heimstatt schönster soundkaskade. was die musiker unter diesen wirklich schwierigen bedingungen zuwege brachten, ist aller ehren wert. das tausendfach geprobte zusammenspiel bewährte sich auch bei klammen fingern, bei sich der perfekten stimmung verweigernden instrumenten, bei schwachem licht und einer an ablenkung reichen umgebung (hat jemand die flieger überm erdinger moos gezählt?).


von der gestrichenen gitarre über die gepickte mandoline und/oder bouzuki bis hin zum akzente setzenden schlagzeug konnte die schar der sehr konzentrierten zuhörer- und zuseherschaft eine gemeinschaft entdecken, die sich fast wortlos verständigte und stets zueinanderfand, um ihren lieder drive zu verpassen oder die strenge zu nehmen oder anderen automatisierten wirkmechanismen, tempoverschärfung, harmoniegesang, ein andribbeln, um im bild der fußballbegeisterten zu bleiben, einen hieb spontaneität einzuhauchen. die band, die bereits fast sämtliche hallen münchens bespielt hat, sog die emotionsgeladene atmosphäre dieses abends auf und gab sie ohne abstriche an ihre zuhörer zurück. die vorfreude bestätigte sich in einer performance, an der es wahrlich nichts zu bekritteln gab. 

mit ihrem dritten album "atlantis" unterstrich the moonband heuer erneut nicht nur ihre daseinsberechtigung in der münchner musikszene, sondern vielmehr auch durchhaltevermögen und konstanz in einem geschäft, das an stolperfallen reich und an entgegenkommen arm ist. in wärmender erinnerung bleiben bereits ältere songs wie "photosynthesis", joänne" oder "the temptation of superman", die mit weicher wucht an den mann gebracht wurden. immer wieder brauste der eine oder andere nach zögerlich sachtem beginn auf, wie man eben aufbraust, wenn man aus einem kleinen schlagzeuggeviert tritt, wenn gitarre und mandoline schwung holen und vielfachstimmen die flügel bilden. wer mitsingen wollte, sang, wer tanzen wollte, tanze und wer still in sich versunken geniessen wollte, genoss. von beseelten gesichtern zu erzählen, klänge romantisierend? vielleicht. noch stimmungsvoller wurde es später am lagerfeuer. könnt Ihr Euch denken. den sitzkreis umringend zwang die band ihre sämigen lieder in die gemeinsame mitte, wo sie mit den feuern aufloderten und als botschaft in den sternenbeleuchteten nachthimmel aufstiegen. so viel frieden war lange nicht. (und wenn auch vom neuen album lieder zum besten gegeben wurden, dann dürft Ihr das hier gerne nachtragen!)
danke. danke Euch allen, danke f.!

Montag, Juni 23, 2014

neue töne (1404): the proper ornaments


 james hoare (yes, auch veronica falls) und max claps gründeten the proper ornaments ca. 2010. zum ersten lineup fügten sich damals der bassist michael lovett (nzca lines) und der lets wrestle frontmann wesley patrick gonzales. mit "waiting for the summer", es erschien auf lo recordings, besetzte man 2013 die lücke, die eigentlich ein debütalbum füllen sollte. doch die damalige songsammlung ging lediglich als eine art ep durch. das erste full length gibt es erst heuer zu beglückwünschen. "wooden head" heißt es und folgt der unterschrift der truppe bei slumberland records. der releasetermin ist auf den 08. juli gesetzt, doch bereits jetzt wird dieses album gefeiert. warum? vielleicht weil es sehr klassisch anmutet, sehr gefestigt, in sich geschlossen. während man der band das markenzeichen neo-psychedelic verpasst, kreiert diese einen sound, der vor allem eines ist: poplastig. mit aufsteigend schönen melodien wecken the proper ornaments, die sich mittlerweile mit daniel nellis am bass und robert syme an den drums verstärkt haben, auch die weniger neugierigen. nicht umsonst wurden sie von toy oder woods auf die bühne geladen.

stilistisch ist das alles andere als neu und ruft erinnerungen an jahrzehnte auf, da briet manche harmonie auf dem gitarrengrill, bis sie schwarz wurde. doch die zuversicht, die freundliche galanterie, mit der die londoner hier zu werke geht, beweist, dass eine überführung ins heute möglich ist, ohne sich dem epigonentum hinzugeben. auch die betrachtungen, ein tag im leben einer kugel, angriffe auf die persönliche autonomie usw. sind keine nobelpreisverdächtigen erkenntnisse, dafür ernsthaft, ehrlich. 
wenn von vorbildern die rede ist, schweigen wir (*mmh, television personalities, jesus and mary chain...*). und Ihr?

Sonntag, Juni 22, 2014

eingestreut (661): manna


"troublebirds" ist eine hübsche allegorie. es geht natürlich um zwischenmenschliches. an liquiden pianotönen entsteht ein harmonischer fluss, an dem sich manna nicht ausruht, sondern durch ihre persönliche angegriffen- und berührtheit zusätzlich für ein aufwühlen des unruhigen elements sorgt. eine still bearbeitete sechssaitige fügt sich wie die geliebte zur nacht. manna singt mit einer brüchigen stimme, der man stets die kraft und tiefe abnimmt, die sie hier nur bewerbend mit sich führt. die ahnung von mehr ergänzt das klangbild.

"troubebirds" wird auf dem neuen album der musikerin enthalten sein, welches im herbst auf soliti erscheinen soll. das signing kommt nicht von ungefähr. manna ist zwar in paris geboren, lebt aber mittlerweile in helsinki, der vater ist algerier, die mutter finnin. die aufnahmen zum, so wurde uns berichtet, sehr introspektiven album, entstanden in ihrem homestudio. etwas gegen die gewohnheit, denn mit mark lanegan hatte sie bereits in den usa gearbeitet. warten wir es ab, der erste happen ist schon mal sehr appetitlich, wie er da zwischen blues, soul und singer/songwriter changiert. geholfen hat ihr übrigens ihr partner mikko joensuu, den wir von joensuu 1685 kennen.



Samstag, Juni 21, 2014

neue töne (1403): wes tirey / andrew weathers


wir hatten schon öfter auf das kleine amerikanische label scissor tail records aufmerksam gemacht. das vom produzenten und gitarristen dylan golden aycock geführte unternehmen gibt es seit 2010 und brachte werke von robin allender, bruce langhorn, von padang food tiger, jesse aycock unter anderen mehr heraus. dabei konzentriert man sich auf analoge formate, ist auf folk, neoclassical, experimental und andere verwegene sparten aus. ein kleines studio ist anbei, in welchem die liebevollen verpackungen für die kassetten- und vinylreleases kreiert und hergestellt werden.

die jüngste veröffentlichung ist eine limited edition pro dubbed cassette, mit 100 stück ausgeschrieben, die einen split release darstellt, auf dem sich wes tirey und andrew weathers austoben dürfen. wes tirey schreibt dazu, dass er sich sehr freue mit dem bruder im geiste andrew weathers auf diesem release auftreten zu dürfen, er sei ein außergewöhnliches talent.
wes tirey glänzt als american primitive bezogener und zugleich wegweisender, denn sein spiel ist gnadenlos offen und angreifbar und zugleich über jeden zweifel erhaben. stoisch bietet er ein unverkrampftes rhythmisches gebilde, über das er seinen unzahmen willen brillieren lässt. ein unglaublich varientesreiches tun, was er da an den tag legt. im oktober des vergangenen jahres hatten wir uns übrigens etwas ausführlicher über wes und seine damalige veröffentlichung ausgelassen, klick.
andrew weathers lässt es auf dieser split kassette etwas ruhiger angehen und beginnt mit einem ausladenen, fein justierten hellen drone. daneben setzt er auf eine wurmstichige gitarrenarbeit, die akzentuiert die freiräume belegt. die harmonischen andeutungen sind ausgesprochen flüchtig, aber auch ausgesprochen elegant und schön.

beide stücke sind im übrigen atemberaubend lang, das von weathers gar zwanzig minuten. wirklich etwas zum geniessen.

Freitag, Juni 20, 2014

neue töne (1402): siobhan wilson (song, by toad records)


song, by toad records präsentiert dieser tage seine dritte split veröffentlichung, die als 12" das licht der welt erblickt. in unregelmäßiger folge werden in heimstätten aufnahmen getätigt, die wenig später das ohr des kunden treffen sollen. in diesem fall wurde im vergangenen jahr während des insider festivals, nahe aviemore in den schottischen highlands, aufgenommen. es gibt so einige kleine festivitäten im vereinigten königreich, die sich nicht nur durch das originelle lineup auszeichnen, sondern auch durch die landschaftlichen gegebenheiten, klar. in den schottischen highlands erst recht. bier trinken, in die wunderbare umgehend starrend die sonne untergehen sehen, so einige möglichkeiten gab es da schon, um sich auf die recordingsessions vorzubereiten. 

es war dennoch nicht ganz so einfach, alles unter einen hut zu bringen. die anreise- und auftrittszeiten, die erholungsphasen, die verfügbarkeiten. der enthusiasmus aller beteiligten führte schließlich zur "3rd song, by toad split 12", auf der diesmal jonnie common, david thomas broughton, sparrow and the workshop und siobhan wilson vertreten sind, wobei letztere die erste single daraus spendiert. "dear god" ist anbetungswürdig im wahrsten sinne des wortes, steinerweichend, zart, harfenumweht, vorgetragen mit entrücktheit und emphase. wilson stammt aus glasgow, produziert ihre musik bereits geraume zeit selbst, teilte die bühne mit friendly fires, benjamin biolay und klingt wie eine mischung aus regina spektor, sharon van etten und joni mitchell. 2012 erschien ihre ep "glorified demons", eine handgefertigte auflage sollte noch auf ihrer bandcamp seite zu erwerben sein.

Donnerstag, Juni 19, 2014

eingestreut (660): castanets


dem typen bin ich echt schon ewig nach. da waren die alben noch kraut und rüben (einer meiner ersten posts hier im klienicum zu den alben von 2005 und 2006, klick), etwa so wie das spiel iran gegen nigeria. doch ich liebte ihn von anfang an. diese alternativlosigkeit, diese anarche stossrichtung hatten mehr als nur grund zur bewunderung parat. dem lag ein geist zugrunde, der sich auch heute noch als charakteristisch zeigt. freakfolk in einer exzellent einzigartigen grundierung, versetzt mit einer unbändigen experimentierfreunde, abenteuerlust und dem morbiden willen zu mehr. auch im ersten track "out for the west" für das neue castanets album "decimation blues", welches am 19.08. auf asthmatic kitty records erscheinen wird, belebt er das genre und führt es in den blues und in die unendlichen raposa- weiten, wo immer das auch ist, Ihr werdet ihm folgen.

Mittwoch, Juni 18, 2014

eingestreut (659): emperor x (tour)


bereits für die tour 2013 hatten wir uns stark und auf emperor x aufmerksam gemacht. dies wollen wir auch heuer gerne wiederholen. hatte sich damals c.r. matheny aka emperor x noch auf "western teleport" ausgeruht, wird er in diesem jahr ein neues album mit sich führen. "the orlando sentinel" heißt es und wird ende juni erscheinen. einen knappen monat später schlägt der junge kerl dann bei uns auf.

"kapriziöse brillanz wird ihm unterstellt, er sei eine mischung aus daniel johnston und dan deacon, seine songs seien catchy und mit lyrics unterlegt, die das herzchen anschlagen. er war gern gesehener gast in gallerien, bücherläden, universitäten, collegeradios usw., teilte aber die bühne auch schon mit sebadoh, nada surf, casiotone for the painfully alone oder john vanderslice, der ihn als "a serious genuis" bezeichnete, nachdem beide eine tour absolviert hatten. zudem machte sich matheny als produzent einen namen, u.a. sorgte er bei oxford collapse für den richtigen angang."

mit "fierce resource allocation" gibt es einen ersten track aus dem neuen album zu hören, den wir hiermit gern vorstellen. die entzückende nummer weist den weg auch in die vergangenheit, da matheny immer wieder zu beweisen wusste, wie herausragend kreativ er im umgang mit seinen instrumentarien ist. berichte aus dem letzten jahr bezeugen zudem, dass er den sound auch live umsetzen kann. darauf seid Ihr wenigstens ein wenig vorbereitet und wir erwarten nun Eure eindrücke.

Dienstag, Juni 17, 2014

eingestreut (658): gdansk


die vierköpfige band gdanks stammt nicht aus polen, sondern aus hamilton in ontarion. noch ohne einen plattendeal in der tasche, schickte sich die truppe jüngst an, eine neue ep an den mann zu bringen. bei tim mann, jamie ball, justin brix und tom lang treffen wir auf protagonisten, die den spagat suchen, um ambiente texturen in einen organischen kontext zu binden. die arrangements sind häufig verhuscht, imaginär, impressiv und gründen sich dabei auf ein festes fundament, da die perkussion den beat in gebotener dringlichkeit vorgibt. synthies und gitarren weisen die transparenten grenzgebiete aus. über allem schwebt die kopfstimme von timothy mann. der multiinstrumentalist gründete die band im herbst 2011. ausdrucksstarke lyriks ergänzen die arbeit der sympathischen, noch jungen band. am schönsten agiert sie, wenn sie die dinge laufen, fließen lässt. dann ergeben sich geradezu magische momente der auflösung. versucht es mal.

Montag, Juni 16, 2014

ein (p)fund mp3 (474), teil 2

erst waren sie auf tour, brachten zudem beide alben heraus ("gin" auf fika recordings bzw. "boom biddy boom" auf wiaiwya), nun treten sie (mal wieder) als duo auf und bieten einige ausgezeichnete duetts an, "pizza espresso" erscheint ende august, in kollaboration beider genannter label: stanley brinks and freschard:


sein neues album hört auf "tied to a star" und erscheint ende august auf sub pop, mit dabei chan marshall, mark mulcahy, pall jenkins und ken maiuri, der meister hat selbst aufgenommen und produziert, das mastering übernahm john agnell: j mascis:


mit "eyes up" dürfen wir in die erste single von yehiel hamou, chen firsel und imri cohen hören, die auf das kommende album "an epi triumph" vorbereitet, welches ende juli erscheinen wird, spacig: memory in plant:


hearts& plugs geht mit einer neuen veröffentlichung an den start, die single "holy ghost" soll wegweisend für die lp "face in the cloud" sein, welche das werk des slow runner bandmitglieds ist und am 15. juli erscheint: michael flynn:


mit "treadmill" gibt es einen ersten track aus der zusammenarbeit von dieter moebius, tim tory und jon leidecker zu hören, die lp "snowghost pieces" erscheint am 27. juni auf bureau b: moebius story leidecker:


der letzte track stammt von theo lefebvre aus montpellier, der mit "weird tales" neue songs vorstellt, sie sind auf kassette erschienen und bezeugen den tradierten charakter, der auf sorgsame weise ins heute transferiert wird: you are number six:

ein (p)fund mp3 (474)

sie veröffentlichen am 18. juli ein neues album, "instrument" wird unter anderem von arto lindsay unterstützt, der einige gesangsmelodien beigefügt hat, was den außergewöhnlichen charakter des werks unterstreichen hilft: to rococo rot:


die japanische experimentalband, angeführt von yoshimi, wird ihr neues album ende juni europa, anfang juli dann auch in deutschland herausbringen, zum vertraut machen gibt es einen vorabtrack, der das ausmaß gewahr werden lässt: OOIOO:


sattsam forscher geht es auf der debüt langspielplatte "heaven" zu, die am 15. juli auf orchid tapes erscheinen wird, der dreier aus san francisco steht auf sad pop und lässt uns geschmack mit "edo method" nehmen: the bilinda butchers:


ein wenig an die junge rickie lee jones erinnernd, am 18. juli erscheint soliti/bb*island/cargo das neue album namens "astrid4", wir geben schon einmal einen track der jungen damen aus helsinki vor: astrid swan:


großartige news, das 20. soloalbum steht an, der brite arbeitete darauf mit dem produzenten joe boyd zusammen, eine hälfte des albums, welches ende august erscheint, besteht aus coverversionen, die andere eigene, neue songs: robyn hitchcock:

Sonntag, Juni 15, 2014

neue töne (1401): thunderegg


sicher definiert sich der großteil bands über den gesang, die stimme ihrer jeweiligen sänger. nicht immer aber ist diese so prägnant und eindeutig identifzierbar wie bei der amerikanischen band aus dem westen der usa: thunderegg. will georgantas, die feste konstante schlechthin, dieser als projekt zu betrachtenen truppe, da sich die zusammensetzung je nach aufgabe neu zusammenstellen lässt, hat ein jugendlich klingendes organ, mit leichtem alt- einschlag besetzt er die noten in höheren regionen und bedient sich mit leichtigkeit einer aufmerksamkeit schürenden reinheit, klarheit, die ihresgleichen sucht. denn bei aller spielerischen gekonntheit poliert erst der erfahrungshorizont des sängers die stimmliche leistung auf. 

der bursche mit griechischen vorfahren ist viel herumgekommen, hat stets die wachen augen offen, ist sehr kommunikativ und hält nicht hintem berg. so öffnen sich ihm die herzen und seine schatzkammer füllt  und füllte sich zusehends. mit "c'mon thunder" legt georgantas ein neues album vor, erschienen dieser tage in selbstproduktion, ein umstand, der angesichts der qualitativen konstanz kaum zu glauben ist, an eine discographie angehängt, die ihresgleichen sucht. 14 neue tracks schickt thunderegg in die nach hoffnung schmachtende, in die von sehnsüchten ausgezehrte welt, und kann die defizitären gemüter jederzeit adäquat bedienen. denn die songs von will und co. sind neben ihrer lieblichen bestimmtheit mit einem zauber belegt, der nur jenen gelingt, die selbst ausstrahlung besitzen und die ihr heil zu teilen in die lage sind. die arrangements ausgewogen, deutlich pointiert, nie aufgeregt oder um des effekts willen mit stilistischen elementen aufgehübscht. im gegenteil offerieren sich handwerkliche meisterschaft neben finessenreicher performance. da darf man ruhig ein zweites mal hinhören, um die rafinesse dieser oder jener produktion zu erhaschen. 

meist aber gründet sich die musik auf einem ausgeruhten und arbeitsfleißigem fundament, von dem aus in die privatheit des sängers gestartet wird. wenn er von zurückliegenden zeiten berichtet, entsteht wehmut und dem lächeln, das will vorgibt, folgt man nur zu gern. denn er erzählt nicht mit dem blick von oben herab, sondern als steckte er noch mitten in der jeweiligen situation. daslehrreiche mancher begegnung wird so auch für dritte erfahrbar. immer wieder aber auch weist der amerikaner einen gegenüber auf, dem er dies und jenes mitzuteilen hat. nicht immer ist das gröbste berets ausgestanden. wir kennen das, und können uns doch dieser knisternden atmosphäre nicht entziehen. vielleicht ist eben das die herausragende stärke wills, dass es ihm gelingt, mit einfachen worten und bildern eine ganz besondere stimmung zu schaffen. nicht zuletzt haben daran aber auch seine mitstreiter einen großen anteil. alan weatherhead, der genau wie will georgantas (elektrische, akustische gitarre, sitar, keyboards, answering machine) als multiinstrumentalist (pedal steel, orgel u.a.) fungiert, dazu miguel urbiztondo an den drums und immer wieder unterstützend darren jesse, ebenfalls an mehreren instrumenten aktiv. es seien mike brown mit akkordeon- und banjoeinsatz sowie die backgroundgesangakteuere brooke fauver drumheller und tim buckley nicht vergessen. 

bezüglich einer genreeinordnung bleiben thunderegg zwischen folkpop und gelegentlichen ausflügen in den rock 'n' roll verhaften. nicht zuletzt aber bietet sich auch immer wieder eine songwriterische oberfläche, die nur nach etwas garnierung verlangt? einige der lieder von "c'mon thunder" kannte man bereits von thundereggs liveauftritten im jahr 2013. da bereiste will (mit einer anderen besetzung) hiesige landstriche und hinterließ eine lange liste von fans. diese werden sich über die nachricht freuen, dass der mann aus san francisco für den sommer 2015 einen erneuten aufenthalt in deutschland in erwägung zieht. wer sich bis dato nicht hat anziehen lassen vom melodienreichtum, von der stimmlichen unbefangenheit wills, der wird spätestens dann angegriffen sein, wenn ihm die herren direkt vor der nase stehen. bis dahin ist aber genügend zeit, um sich mit dem neuen album darauf vorzubereiten. zu beziehen ist "c'mon thunder" über thunderegg.org. 


Samstag, Juni 14, 2014

konzert: orange blossom special festival 18, teil 7


der restliche sonntag des orange blossom special festivals nummer 18 ist ab 16 uhr zu verfolgen, da mit david lemaitre ein musiker auf die bühne trat, der erstaunlich lange für seinen soundcheck benötigte. dass die akurate ausjustierung seiner instrumente bedeutung haben sollte, erfuhr der zuhörer alsbald. der aufgeweckte junge mann mit wurzeln in südamerika ließ einen so ziselierten, feingliedrigen sound erklingen, dass man jedes einzelnen tons gewahr wurde, gewahr werden musste, um das organisch transparente gewirk verstehen zu können. hinter dem drumkit versteckte sich ein gelockter kerl, der u.a. auf ein stück holz einschlug. vor ihm der das cello bedienende bezopfte musiker, der sich genauso einem keyboard widmete, das als klanggrundlage verschieden gestimmte weinflaschen nutzte. auch ein stück folie oder ein leeres wasserglas, das er in der hohlen hand klopfte, nutzte dieser zur erzeugung einzigartiger töne. währenddessen stand david lemaitre auf der linken bühnenhälfte und bediente seine gitarre und imponierte vor allem mit einem engelsgleichen gesang, der ihn offenbar in die höhenlage seines heimatortes in bolivien verschlug. in der konsequenz enstand ein fesselndes klangbild, dem man sich nur schwer entziehen konnte. 


 während der mittlerweile in berlin lebende intonierte und die gitarre zum perlen antrieb, changierte das drumming zwischen flinker betonung und stetem druck, umtänzelten cello- und synthieklänge das geviert, immer wieder gekreuzt von dieser eigentümlichen flaschenbewährten akzentuierung. die zunehmende begeisterung auf seiten des publikums quittierte der junge künstler mit immer ausufernderen geschichten aus seinem musikerleben. der erklärungen hätte es an mancher stelle nicht bedurft, aber unsympathischer hat es den kerl auch nicht gemacht. zumal sich die songs nicht in stetigkeit ergaben, sondern genauso flexibel und variantenreich wie manche story waren. insbesondere wenn aus launigem beginn eine forciertheit entstand, die alle ideen bündelte. in erinnerung zum beispiel das munter springende "pandora express" mit einer instrumentalen passage, so weich und doch unnachgiebig, wunderschön. oder "six years" mit seiner sampleleidenschaft. eine großartige performance!
setlist: sweet / spirals / jacques / magnolia / megalomania / six years / olivia / ? / pandora express / airplane / valediction


die grösste vorfreude birgt die größte enttäuschung bereits in sich. die driftenden pole knallen je nach bestimmung aufeinander. zwei drittel des sets von pink mountaintops waren absolviert, als die truppe aus kanada ohne ein besonderes zeichen zu setzen die bühne verliess. die verblüffung stand nicht nur den besuchern ins gesicht geschrieben, auch die veranstalter schauten alles andere als romantisch. auch der wiederholten ermunterung, die ihnen noch zustehenden 20 minuten zu nutzen, kam die band um stephen mcbean nicht nach und beharrte auf der beendigung eines bis dahin anstandslosen konzertes. hier setzte die truppe deutlich auf substanz und ein ausgesprochen handfestes zusammenspiel. während die rhythmusfraktion aus bleifestem schlagwerk und ihm gewogenem basseinsatz für die grundlage sorgte, hielten sich die beiden gitarren weniger an konzepte und nahmen neben der melodieaufgabe jene in sachen ausführlicher saitenbearbeitung ernst. 


 der dürre hecht auf der rechten bühnenseite entzog sich dabei irdischen gesetzen und irrte abseits üblicher gepflogenheiten, um abzuheben, die sengenden töne seines abgearbeiteten holzes aufsteigen zu lassen. immer wieder suchte er dabei den blickkontakt zum bärtigen nebenmann. auf der fetzenden rockhochzeit kam so der ausgewogen gniedelnde versatz zum psychedelischen, mit dem der frontmann herausforderte. gemeinsam zelebrierten sie ein set, das saß. wie angegossen. in die vorderen reihen kam deutlich bewegung, vielfach begeisterte mienen, die sich flink ins gegenteil verkehrten, nachdem das konzert so abrupt endete. im nachgang informationen einholend, erhielt man die nachricht, dass der bass im eimer gewesen sei. leider blieb nicht nachprüfbar, was an der aussage des gitarristen tatsächlich dran war. am ende musste man sich mit dem begnügen, was man bekommen hatte. schade. sehr schade. hier hätte ein schöner kontrapunkt gesetzt werden können. das missfallen der zuschauer kulminierte bspw. in der drohung, nun keine cd der band kaufen zu wollen, der stachel saß erst einmal tief. zu hören gab es u.a. "how we can get free", "ambulance city", "wheels", "plastic man", "second summer" und ich meine auch "through all the worry".


die poesie der bewegung. ausdrucksstark hielt der sänger james johnston von gallon drunk am konzept der gestischen untermalung fest. während die beeindruckende musik seiner band bereits die masse fesselte, zurrte er den knoten dank einer fast artistischen körperbearbeitung fest. wie er sich zu drehen und wenden in der lage wusste. beugen und strecken. über das normale maß hinaus. die biegsamkeit seiner in die jahre gekommenen knochen und muskeln und bänder prüfend. eine schau. 


gleichzeitig grimassierend und heraufordernd mit dem publikum kommunizierend. dem streckte er dann schon mal seine gitarre zu, um sie sich nach kurzer forsetzung seines fitnessprogramms wieder abzuholen. bei aller gebotenen aktion kam die musikalische leistung nicht zu kurz. die muskulösität von gallon drunk erhält eine liebenswerte staffage, sei es durch den einsatz von saxophon oder keyboard, melodische wie jazznahe einschübe. angefochten lediglich durch die auf dicke hose machenden bass und drums. die schweißgebadeten jungs blieben jedoch stets am ball, bollerten nie übers ziel hinaus, sondern stimmten sich auf den punkt mit ihrem charismatischen leader ab. der vollzog parallel zum (trainierten, längst transzendierten) austausch mit den kollegen pose um pose. das hochreissen der gitarre, das schlittern auf den knie oder ein angedeutetes zertrümmern sein instruments inklusive. angesichts eines solch herausfordernden verhaltens ist die überlegung naheliegend, inwiefern sich der bursche das leisten konnte. doch die resonanz der zuschauer bewies. er konnte. unverhohlend johlend danke die masse dem sich extrovertiert gebährenden herrn und seinen mannen.


die quierlige irin hatte von anfang an alles im griff. schon vor ihrem konzert verzauberte sie jeden, mit dem sie in jeder erdenklichen weise in berührung kam, und sei es nur durch ihr keckerndes, ansteckendes lachen. dem konnte sich auch vor einigen wochen nicht anke engelke entziehen, die die musikern in ihre sendung "anke hat zeit" einlud. auf recht perfide weise fragte die moderatorin ihre gegenüber nach deren unfall und den folgen. gekonnt witzig kam das nicht an. schließlich fragt jeder nach dem verloren gegangenen finger, nach der daraus resultierenden umstellung auf ein links zu absolvierendes gitarrespiel, nur eben nicht von hinten durch die brust ins auge. dass wallis bird diese fragestunde sehr locker nahm und mit ihrer angeborenen guten laune beantwortete, muss man ihr hoch anrechnen. so schnell kriegt man die kleine nicht klein. im gegenteil ist es wohl am ende sie, die stets mit hochgerecktem arm dastehen wird, um siege und erfolge zu feiern. wie sie sich peu a peu zu einer international geachteten künstlerin gemausert hat, ist in dieser ausprägung sagenhaft und unvergleichlich. nicht zuletzt ihre aftritte in beverungen sind zeugnis dieses aufstiegs. während sie beim obs 15 noch den opener gab, wurde sie in diesem jahr als headliner des letzten abends eingeladen. 


 mit etwas nervosität ging sie diese aufgabe an, wobei nicht immer klar war, ob sie von unsicherheit im umgang mit der großen masse getrieben wurde oder aber von chuzpe. mit einer unbeschreiblich großen klappe erprobte sie zu später stunde ihre deutschkenntnisse, die sie bei ihrem anwährenden berlinaufenthalt erworben hat. schimpfwörter in salven, unterbrochen einzig von einem rauen, kratzigen, übermütigen lachen. wo so viel freimut herrscht, kann nur die sonne scheinen. so präsentierten sich auch ihre mitmusiker als offenherzige truppe, denen im zuge ihres auftritts stets ein lächeln auf den lippen lag. gar manchmal auch mehr, da sie sich der enormen wucht ihrer frontfrau immer wieder zu vergewissern schienen. dieser derwisch zog so richtig vom leder. wie sie ihre gitarre traktierte, das mikrofon bekämpfte (bis es schließlich auch ihrer performance zum opfer fiel und von einem freundlichen helfer neu auf- und eingestellt werden musste, während die künstlerin vergnügte weiter agierte), wie sie auf der bühne vor- und zurückschoss, wie sie den engen kontakt zum jeweiligen song und zugleich zur anbetenden masse hielt. enorm! 


wallis bird hat zugelegt, weniger körperlich denn musikalisch sowie des musikalischen ausdrucks.ihre sprache ist gewandter, vielfältiger und weniger konkret. was an dieser stelle als ein lob zu verstehen ist. denn die songs wirken nun nicht mehr einseitig geprägt, von einer idee, einem muster, einem riff, einem refrain. die arrangements der dem pop zugewandten lieder sind gespickt mit kleinen widerhaken, die einer klarinette, einer trompete, perkussiven schlagzeugs, einer beatbox entlockt sind,die variabel zu- und miteinander spielen, so dass das gesamtbild organisch, aber mit bunten texturen überlegt, mit kontrapunkten besetzt, malerisch kunstvoll gewirkt erscheint. daneben mangelt es nicht an verve und power. so druckvoll, wie sich die band durch das set pumpte, konnte kein zuseher unbeeindruckt bleiben. zwischenzeitich gebahren wallis bird und band eine hüpfende, tanzende gemeinde. was sich auf platte vielleicht dezent überproduziert und etwas glatt erweist, erhält in der livedarbietung seine rehabilitation dank einer sprunghaften wie bezaubernden künstlerin und dank einer kollektivleistung, die sich von der irren frontfrau anstacheln ließ. was wir hörten? "hardly hardly", natürlich, "river of paper", "i can be your man", "girls", "blossoms in the street", "deeper down", "encore"...?

das wars, lieber leser. ein tolles obs, wieder einmal. wir sehen uns nächstes jahr.

Freitag, Juni 13, 2014

konzert: orange blossom special festival 18, teil 6


der sonntag begann mit einer überrasschung. fast schon traditionell. dass es sich in diesem jahr um the great crusades handeln würde, munkelte man bereits im vorfeld. nicht nur dass sich die truppe gerade auf tour befand, war ein indiz dafür. wer die augen offen behielt, konnte der sympathischen band gar bereits am samstag über die füsse stolpern. kurz aus dem versteck hervorlugend, vertrat sich der vierer vor dem glitterpalast etwas die beine. umso lockerer und entspannter zeigte sich der vierer auf der von der mittagssonne beheizten bühne. von anfang war klar, hier würde nicht lange gefackelt. mit "vandalia" und "sometimes on sundays" gab es zunächst zwei songs vom neuen album "thieves of chicago". von hinten knüppelte waidwund der drummer, im stehen. der bass und die gitarren zwangen die melodien in form. mit griffig angerauter stimme stiess brian krumm die pamphleten gleichen texte heraus. 


der bewegungsfreudige frontmann nahm die bühne in beschlag und zog die blicke der vielfach anwesenden auf sich. die unbeschlagene art der amerikaner kam natürlich an, denn hier trafen schließlich altbekannte aufeinander. bei klassikern wie "sons & daughters" sang man gemeinsam oder blies ein kräftiges "feels so good" aus dem gleichnamigen song in die wabernden lüfte. feste werden gefeiert, so wie sie fallen. krumm ließ es sich denn auch nicht nehmen, den kleinen absperrzaun zu entern, um die nähe zum publikum zu suchen. sichtlich gefährlich schwankend, behielt er dennoch dank unterstützender hände die kontrolle. natrülich ging alles gut. es war sonntag mittag, die sonne brannte, die zuschauer waren entspannt und neugierig, die band froh, wieder hier am start sein zu dürfen.


der frühe nachmittag erwies sich bereits häufig als die beste zeit für die etwas stilleren auftritte. während die zuhörer noch darum kämpfen, langsam und allmählich in den tag zu kommen und die geister der vergangenen nacht zu bekämfen, lüften bands wie rue royal in geheimer misson die bockenden und trotzig sprotzelnden hirnwerke ihrer zuhörerschaft. da liegt der bedacht mehr auf stetigkeit und konsequenz als auf zeichensetzung und überhöhung. und wenn das ehepaar etwas besonders gut kann, dann sich mit genügsamkeit und ausdauer in die herzen zu singen, sich in den köpfen einnisten und zwanglos auszubreiten. die beturnschuhten künstler wichen für ihr set nicht von der stelle, waren sie doch gezwungen per fußpedal für den richtigen rhythmus zu sorgen. 


daneben steuerte brookln dekker per gitarre die gewichtigkeit und ruth dekker via keyboard und kleinerer rhythmusinstrumente das verzücken bei. ihre stimmen vereinigten sich daneben zu einem chor der harmonie. wer aber glaubt, dass die musik wagnisfrei wäre, der irrt. auf dem arm von brookln sind viele dünne streifen in regelmäßigen abständen zueinander tätowiert, in allen farben, man meinte aus der ferne, die spektralfarben des regenbogens abgebildet zu sehen. von hell zu dunkel, vom leuchtenden blau zum gewaltigen violett. so ringen auch die lieder von rue royal mit glück und pein, mit trauer und hoffnung. dass schließlich die liebe siegt, hat seinen ursprung vermutlich in der vertrauten verblindlichkeit der beiden. sie singen wie zwei passgenaue schuhe miteinander gehen, sie musizieren im gleichschritt ohne dem gleichmaß ehre zu erweisen, sie performen unaufgeregt, doch nie auf eine art, bei der sie ihre zuhörer verlören. sinniglichkeit ohne schmus, herzlichkeit ohne distanzlosigkeit, professionalität ohne penetranz, alles auf ein rechtes maß geschraubt. das wurde angenommen. sehr sogar. die begeisterung des pubklikums brachten so manches lächeln auf die gesichter der beider briten.


tanzende haxen all überall. auf der bühne wie auf der grünen wiese. nicht zufassen, dass sich bei der brütenden hitze menschen in bewegung brachten. doch der auftritt von keston cobblers' club war wahrlich inspirierend, animierend, motivierend. nicht nur die attraktive und aufmunternde frontfrau, auch der rest der freundlichen und jungen truppe zeigte von anfang an höchste begeisterung für das handwerk und der damit einhergehenden aufgabe zu unterhalten. und das wollten und taten sie. rhythmisch befeuert, garniert mit den klangtaten aus ihrem diversen instrumentarium stampften und polterten sie (im wohlmeinensten sinne) durch ihr set. traulich akzentuiert und sehr bewusst ausrufezeichen setzend, spielte die band mit tempowechsel, verschlagenheit im beat und immer wieder mit neuer befeuerung, so dass nicht nur durch die band ein ruck ging, sondern sich auch mehr und mehr festivalbesucher aufgefordert sahen, am tanzvergnügen teilzuhaben.so wurde es ein gegenseitiges anheizen und abfeiern. die ständige interaktion von der bühne ins auditorium sorgte mehr und mehr für aufkeimenden tanzmut.


akkordeon, tuba, tamburin, trompete, gitarren, keyboard und diverse perkussionsinstrumente griffen ins vergnügen ein und erhöhten immer wieder die schlagzahl. im gemeinsamen harmoniegesang trat die band nur zögerlich wieder von der bühne. ein gefeierter und nicht zu vergessender auftritt.



dem sollten noch einige folgen, denen wir im letzten teil dieses berichts tribut zollen wollen.

Donnerstag, Juni 12, 2014

konzert: orange blossom special festival 18, teil 5

beverungen im weserbergländischen ist auf den ersten blick ein unscheinbares städtchen, auf den zweiten auch. die menschen sind wie anderswo. dass sie sich mit einem festival arrangiert haben, rechnet man ihnen hoch an. daheim. und in der ferne. abseits trifft man auf ihn, den typus weserberglaendicus, in allen nur erdenklichen situationen. er grüßt dann. im bedarfsfall. der tritt ein, wenn man ihm deutlich zunickt oder auch verbale zeichen setzt. am ostufer der weser entlanglaufend, fiel auf, dass radelnde paare unvermittelt mit der unterhaltung aussetzten, wenn man auf ihrer höhe war, sie fortsetzten, sobald man ausser hörweite gelangt war. und während in bayern usus ist, dass man sich auf der linken hälfte des weges hält, wenn man zur laufenden gattung mensch gehört, hier im schönen hügelland bleibt man konsequent rechts. auf teufel komm raus. kollisionen konnten vermieden werden. ansonsten gibt es nichts zu meckern. warum auch? es menschelt. immer und überall. am ende liegt es an einem selbst, wie offen, wie herzlich einem begegnet wird. beverungen ist zum wohlfühlen. so oder so.


der samstag sollte noch überraschungen bereithalten, nicht immer der positiven art. dass es auch bei diesem festival zu ausfällen kommen sollte, lag bei der masse an acts auf der hand. mit naked lunch trat eine österreichische formation an, die ihr heil im artrock sucht. frei von redundanzen, frei von ausschmückungen, frei von ornament klingt die musik wie trockene gewaltlust. was auf tonträger noch gelingen mag, entpuppt sich live als substanzlos und verbrämt und erinnert nur an eine alte, die im hall verschlagenen treppenhaus regung ob fälschlich abgestellter fahrräder zeigt. dabei sieht man dem klagenfurter vierer mehr als nur das bemühen an. doch allein die tatsache, dass sich oliver welters gesang durch allzu enge passagen zwängen muss und sich der von herweg zamernik in höhen versteigt, die ihm vielleicht, aber den zuhörer garantiert nicht bekommen, weist auf, dass hier etwas gegen die spur gebürstet wird, was überhaupt nicht gebürstet werden will. stefan deisenberger am keyboard und alex jedzinsky am schlagzeug sind die restlichen bandmitglieder, die im hintergrund schuften. der abstand zwischen den beiden duos offeriert sich nicht nur optisch. die beiden sänger zelebrieren ihr set mit stetig wachsender begeisterung, während am ende der bühne mit fast schon stoischer miene gearbeitet wird. wenn am ende das set lust- und inspirationslos klingt, hat dies eventuell auch etwas mit der attitüde der österreicher zu tun, die vor lauter coolnes am publikum vorbei schippern. fotos, bitte:


setlist: keep it hardcore / shiny boots / country girl / 41 / town full of dogs / first man on the sun / in the dark / military of the heart / god / hiroshima / my lonely boy / waterfall / the sun / shine on


mit the builders and the butchers treffen wir wenig später, es geht auf neun uhr abends zu, auf eine seit 2005 aktive folkrockband aus portland, die von beginn an deutlich macht, dass sie weder das experiment noch die abgefahrene show vorzulegen gewillt ist. geplant ist beste unterhaltung bei schwingendem tanzbein und ausgeschaltetem hirn. mit ryan sollee steht der truppe ein unbezwingerbarer performer vor, dessen einsatz von beginn bis zum ende des konzerts höchstlevelqualität besitzt. seine akustische gitarre wird zum schwer bearbeiteten holz, er gibt gemeinsam mit seinen kollegen an den drums, justin baier und ray rude, den beat vor. der ist im grunde oft ein wenig schwerfällig, vielleicht auch dunkel grollend, dafür satt und ergiebig. anhänglich daran konzentrierten sich harvey tumbleson an banjo und e-gitarre sowie der bassist willy kunkle auf ihre parts, die nicht unbeträchtlichen anteil am besonderen soundbild der energiegeladenen truppe haben. dribbeln muss es - dafür sorgte nicht zuletzt die aufgabenteilung, die den beiden schlagwerkern auferlag, hier bediente einer die kickdrum, dort der andere die snare - daneben sich flink positionieren, als gelte es seinen platz durch andauernde bewegung zu behaupten. auch beim gegenüber kommt es rasch zu übersprungshandlungen. die menge tänzelte, tanzte bisweilen und nahm die aufgabe an, die ihr der muntere vierer da vorne stellte. schunkler wurden beschunkelt, "take me home" wird zur gemeinsamen hymne, mitreisser wurden gefeiert, ausbrecher bestaunt.


sollee verstand es zudem durch ein sehr auffälliges mienenspiel zu fesseln. beim singen grimassierte er, als müsste er seine worte zusätzlich unterstreichen. mehr auf sein instrument und kaum in interaktion verfangen, glänzte tumbleson am gitarren- banjo- zwitter, dem er die typischen klangmuster entspringen liess. der rumpelfolk enthusiasmierte und steckte an. polternd das schlagwerk, angesenst durch die flinken saitenspiele, übertragen durch das kirre organ des charismatischen sängers. the builders and the butchers gelang es hervorragend den tag in die nacht zu überführen, ohne dass an diesem bild irgendetwas in frage zu stellen wäre.




es ist ein knappes jahr her, dass wir wovenhand in münchen zu sehen bekamen. david eugene edwards und kollegen überzeugten/überraschten mit einem sehr rockig angelegten auftritt. fast gänzlich vom wirrniss- und traumfänger- schmock befreit, zogen die songs straff an und hielten das tempo bis zu manch rasantem abschluss. die hoffnung, dass sich ähnliches auch auf dem obs abspielen würde, wurde schnell im keim erstickt. die stimmen danach: laut, unbestimmt, überladen. die wandlung des einstigen hohepriesters zum hardrockenden und keine gefangenen machenden triumphator hätte man aber erahnen dürfen. das neue album "refractory obdurate" gab vor, was edwards und seine mannen auf der bühne umzusetzen in der lage waren. denn wenigstens diesen fakt musste man zugestehen. die transformation vom laufrillenausfüller zum liveerlebnis war exzellent. die knüppelharten drums, gleich mit dem opener "hiss" gefordert, der bleiern brechende bass und die blitzsaubere, schneidige gitarre stoben gewaltig staub auf. die tempowechsel, das luft an- und wieder aussaugen hatte schon etwas. laut und unbarmherzig erbrach sich die klangkaskade über die zum teil irritiert dreinblickende menge. des sängers stimme, überzogen mit bekannter verfremdung, deklinierte seine düsteren weisheiten und kam nicht umhin zu zelebrieren. 



 die fingerzeige, die unterm hut versteckten augen, zeichen. überall zeichen. welche in erinnerung blieben? mir vor allem das treibende "good shepherd", da die gitarren im gleichklang vorwärts peitschten, das drumming so trocken wie zwieback hölzerte und sich des meisters stimme im anhaltenden gesang windverfing. immer schneller werdend gierte der song nach dem höhepunkt. kurz vor dem ausbruch wurden allerdings die zügel angezogen und der beritt von neuem begonnen. eine zerreissprobe. mit "the refractory" wurde eine ruhigere nummer eingeschoben, die den charakter einer metalballade trug. doch mit dieser beurteilung würde man edwards und co. nicht wirklich gerecht. das alleinstellungsmerkmal ist nicht zu überdecken, allgegenwärtig und präsent. die hallverstärkte stimme, der gleichförmig und doch ausdrucksstarke gesang. weniger dekorativ als mittel zum zweck. etwas zu erzählen zu haben, ist eine unabdingbare formel, auf die auch die heutigen wovenhand herunterzubrechen sind. mancher term klang noch einige stunden nach.
setlist: hiss / closer / maize / horse head fiddle / king o king / masonic youth / el-bow / corsican a clip / the refractory / long horn / field of hedon / salome / good shepherd / obdurate obscura / glistening black



der sonntag steht noch aus und wird in kürze beleuchtet werden.