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Donnerstag, Juni 12, 2014

konzert: orange blossom special festival 18, teil 5

beverungen im weserbergländischen ist auf den ersten blick ein unscheinbares städtchen, auf den zweiten auch. die menschen sind wie anderswo. dass sie sich mit einem festival arrangiert haben, rechnet man ihnen hoch an. daheim. und in der ferne. abseits trifft man auf ihn, den typus weserberglaendicus, in allen nur erdenklichen situationen. er grüßt dann. im bedarfsfall. der tritt ein, wenn man ihm deutlich zunickt oder auch verbale zeichen setzt. am ostufer der weser entlanglaufend, fiel auf, dass radelnde paare unvermittelt mit der unterhaltung aussetzten, wenn man auf ihrer höhe war, sie fortsetzten, sobald man ausser hörweite gelangt war. und während in bayern usus ist, dass man sich auf der linken hälfte des weges hält, wenn man zur laufenden gattung mensch gehört, hier im schönen hügelland bleibt man konsequent rechts. auf teufel komm raus. kollisionen konnten vermieden werden. ansonsten gibt es nichts zu meckern. warum auch? es menschelt. immer und überall. am ende liegt es an einem selbst, wie offen, wie herzlich einem begegnet wird. beverungen ist zum wohlfühlen. so oder so.


der samstag sollte noch überraschungen bereithalten, nicht immer der positiven art. dass es auch bei diesem festival zu ausfällen kommen sollte, lag bei der masse an acts auf der hand. mit naked lunch trat eine österreichische formation an, die ihr heil im artrock sucht. frei von redundanzen, frei von ausschmückungen, frei von ornament klingt die musik wie trockene gewaltlust. was auf tonträger noch gelingen mag, entpuppt sich live als substanzlos und verbrämt und erinnert nur an eine alte, die im hall verschlagenen treppenhaus regung ob fälschlich abgestellter fahrräder zeigt. dabei sieht man dem klagenfurter vierer mehr als nur das bemühen an. doch allein die tatsache, dass sich oliver welters gesang durch allzu enge passagen zwängen muss und sich der von herweg zamernik in höhen versteigt, die ihm vielleicht, aber den zuhörer garantiert nicht bekommen, weist auf, dass hier etwas gegen die spur gebürstet wird, was überhaupt nicht gebürstet werden will. stefan deisenberger am keyboard und alex jedzinsky am schlagzeug sind die restlichen bandmitglieder, die im hintergrund schuften. der abstand zwischen den beiden duos offeriert sich nicht nur optisch. die beiden sänger zelebrieren ihr set mit stetig wachsender begeisterung, während am ende der bühne mit fast schon stoischer miene gearbeitet wird. wenn am ende das set lust- und inspirationslos klingt, hat dies eventuell auch etwas mit der attitüde der österreicher zu tun, die vor lauter coolnes am publikum vorbei schippern. fotos, bitte:


setlist: keep it hardcore / shiny boots / country girl / 41 / town full of dogs / first man on the sun / in the dark / military of the heart / god / hiroshima / my lonely boy / waterfall / the sun / shine on


mit the builders and the butchers treffen wir wenig später, es geht auf neun uhr abends zu, auf eine seit 2005 aktive folkrockband aus portland, die von beginn an deutlich macht, dass sie weder das experiment noch die abgefahrene show vorzulegen gewillt ist. geplant ist beste unterhaltung bei schwingendem tanzbein und ausgeschaltetem hirn. mit ryan sollee steht der truppe ein unbezwingerbarer performer vor, dessen einsatz von beginn bis zum ende des konzerts höchstlevelqualität besitzt. seine akustische gitarre wird zum schwer bearbeiteten holz, er gibt gemeinsam mit seinen kollegen an den drums, justin baier und ray rude, den beat vor. der ist im grunde oft ein wenig schwerfällig, vielleicht auch dunkel grollend, dafür satt und ergiebig. anhänglich daran konzentrierten sich harvey tumbleson an banjo und e-gitarre sowie der bassist willy kunkle auf ihre parts, die nicht unbeträchtlichen anteil am besonderen soundbild der energiegeladenen truppe haben. dribbeln muss es - dafür sorgte nicht zuletzt die aufgabenteilung, die den beiden schlagwerkern auferlag, hier bediente einer die kickdrum, dort der andere die snare - daneben sich flink positionieren, als gelte es seinen platz durch andauernde bewegung zu behaupten. auch beim gegenüber kommt es rasch zu übersprungshandlungen. die menge tänzelte, tanzte bisweilen und nahm die aufgabe an, die ihr der muntere vierer da vorne stellte. schunkler wurden beschunkelt, "take me home" wird zur gemeinsamen hymne, mitreisser wurden gefeiert, ausbrecher bestaunt.


sollee verstand es zudem durch ein sehr auffälliges mienenspiel zu fesseln. beim singen grimassierte er, als müsste er seine worte zusätzlich unterstreichen. mehr auf sein instrument und kaum in interaktion verfangen, glänzte tumbleson am gitarren- banjo- zwitter, dem er die typischen klangmuster entspringen liess. der rumpelfolk enthusiasmierte und steckte an. polternd das schlagwerk, angesenst durch die flinken saitenspiele, übertragen durch das kirre organ des charismatischen sängers. the builders and the butchers gelang es hervorragend den tag in die nacht zu überführen, ohne dass an diesem bild irgendetwas in frage zu stellen wäre.




es ist ein knappes jahr her, dass wir wovenhand in münchen zu sehen bekamen. david eugene edwards und kollegen überzeugten/überraschten mit einem sehr rockig angelegten auftritt. fast gänzlich vom wirrniss- und traumfänger- schmock befreit, zogen die songs straff an und hielten das tempo bis zu manch rasantem abschluss. die hoffnung, dass sich ähnliches auch auf dem obs abspielen würde, wurde schnell im keim erstickt. die stimmen danach: laut, unbestimmt, überladen. die wandlung des einstigen hohepriesters zum hardrockenden und keine gefangenen machenden triumphator hätte man aber erahnen dürfen. das neue album "refractory obdurate" gab vor, was edwards und seine mannen auf der bühne umzusetzen in der lage waren. denn wenigstens diesen fakt musste man zugestehen. die transformation vom laufrillenausfüller zum liveerlebnis war exzellent. die knüppelharten drums, gleich mit dem opener "hiss" gefordert, der bleiern brechende bass und die blitzsaubere, schneidige gitarre stoben gewaltig staub auf. die tempowechsel, das luft an- und wieder aussaugen hatte schon etwas. laut und unbarmherzig erbrach sich die klangkaskade über die zum teil irritiert dreinblickende menge. des sängers stimme, überzogen mit bekannter verfremdung, deklinierte seine düsteren weisheiten und kam nicht umhin zu zelebrieren. 



 die fingerzeige, die unterm hut versteckten augen, zeichen. überall zeichen. welche in erinnerung blieben? mir vor allem das treibende "good shepherd", da die gitarren im gleichklang vorwärts peitschten, das drumming so trocken wie zwieback hölzerte und sich des meisters stimme im anhaltenden gesang windverfing. immer schneller werdend gierte der song nach dem höhepunkt. kurz vor dem ausbruch wurden allerdings die zügel angezogen und der beritt von neuem begonnen. eine zerreissprobe. mit "the refractory" wurde eine ruhigere nummer eingeschoben, die den charakter einer metalballade trug. doch mit dieser beurteilung würde man edwards und co. nicht wirklich gerecht. das alleinstellungsmerkmal ist nicht zu überdecken, allgegenwärtig und präsent. die hallverstärkte stimme, der gleichförmig und doch ausdrucksstarke gesang. weniger dekorativ als mittel zum zweck. etwas zu erzählen zu haben, ist eine unabdingbare formel, auf die auch die heutigen wovenhand herunterzubrechen sind. mancher term klang noch einige stunden nach.
setlist: hiss / closer / maize / horse head fiddle / king o king / masonic youth / el-bow / corsican a clip / the refractory / long horn / field of hedon / salome / good shepherd / obdurate obscura / glistening black



der sonntag steht noch aus und wird in kürze beleuchtet werden.

2 Kommentare:

  1. von the builders & the butchers war ich bei ihrem münchen-auftritt auch recht angetan. einige bilder davon - guckst Du hier:
    http://gerhardemmerkunst.wordpress.com/2014/06/06/the-builders-the-butchers-kranhalle-munchen-2014-06-03/
    auf wovenhand im herbst bin ich auch gespannt. waren letztes jahr sehr überzeugend beim hiesigen auftritt.
    danke für die sehr ausführlichen und laune machenden beverungen-berichte,
    viele grüße,
    gerhard

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  2. danke für die infos zu deiner seite, daran habe ich mich schon gütlich getan!

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