die sonne stand im zentrum ihres tagesverlaufs und schien auf eine mehr als gut gelaunte obs'lerschaft herab. die war trotz der hitze jeglicher schlaffheit entfremdet und zeigte sich neugierig und zog jedes mal wieder neu richtung bühne, wenn dort die umbaupausen und soundchecks ihren abschluss gefunden hatten.
seit langem muss ich mit dem stigma (eine lage im übrigen, in die ich mich wohl aufgrund nörgelei höchstselbst manövriert hatte) kämpfen, dass ich jeglicher deutschsprachigen musik abhold wäre. dabei ist dem ganz und gar nicht so. vielleicht bin ich dem pop und seinen angestrengten texten etwas zwiespältig gegenüber, aber eine gewisse aufgeschlossenheit bspw. habe ich schon parat, wenn es sich um klassisches liedgut handelt, um singer/songwriter sachen in liedermachermanier und so weiter. es geht ja schließlich nicht allein um meine musikalischen präferenzen. aber mit die höchste eisenbahn kam eine band auf die bühne, der ich von anfang an mein herz öffnete. nicht nur dass die musiker allesamt in irgendwelchen zusammenhängen bereits gute vertraute waren , nein, sie waren auch in einem angemessenen alter, um etwas zu erzählen zu haben. denn nichts finde ich anstrengender, als einer unbedarften pennälerlyrik zu folgen, die auf einem verklärten blick auf den eigenen schmalen horizont gründet.
weit davon entfernt, um das eigene wellenplätschern zu kreisen, legte die, durchaus angemessen so benannte, supergroup handfest los. "aliens" hatte dafür doch einen passenden start: "dann fang ich jetzt mal an, es war nicht alles so schlecht...". nicht immer wendet sich alles zum besten, wissen die texte zu erzählen. nie peinlich, oft poetisch gehaltvoll, gern mit überraschungen und mit zum schmunzeln anregenden aufmerkern ("du wolltest uns, ohne mich"). hier nimmt sich jemand nicht so ernst, dafür das leben umso mehr. und ausgestattet mit einer beobachtungsgabe, die dem großen wie dem kleinen beachtung schenkt. musikalisch aufbereitet mit notwendigem schmiss an der einen stelle, elegischer handbreite an der anderen. dafür sorgten francesco wilking, der zumeist hinter das keyboard geklemmt saß, moritz krämer, mit der gitarre bewaffnet, begleitet von max schröder am schlagzeug und felix weigt. ihr gemeinsames tun ist exzellent. so wenig spektakulär und doch immer wieder nah am hörer. als hielte die höchste eisenbahn töne parat, die sich auf einzigartige weise in die gehirnkasterl ihrer aufmerksamen zuhörerschaft pusten, um dort genüsslich verarbeitet zu werden.
mein stigma werde ich so schnell nicht los, aber ich möchte hier und jetzt mit nachdruck verlauten lassen, ich mag diese truppe und mochte ich ihren auftritt auf dem obs 18 sehr.
setlist: aliens / jan ist unzufrieden / vergangenheit / pullover / isi / egal wohin / allen gefallen / mira / was machst du dann / schau in den lauf hase / der himmel ist blau
war die sonne wenigstens ein stückchen weiter gezogen? so genau war das gegen 16 uhr nicht auszumachen. über dem niedergetrampelten gras des glitterhouse gartens flirrte das licht. alles schien in bewegung. oder war das mein schwindel? wer nicht ausreichend trank, dem half das wetter alsbald auf die sprünge. oder aber mozes & the firstborn, diese manische formation aus den niederlanden. etwas zweifelnd blickte ich da schon gen bühne, hin zu milchgesichtigen jungen, ließ mich aber unvermittelt in den sog von unbedarftheit und juveniler kühnheit reissen. die fand ausdruck in einer fesselnden performance aus sägenden gitarren und einem alles überrollenden drumming, aus dem heraus sich die stimme des sängers erst einmal etablieren musste. die mischung war explosiv und laut, dabei mal zielgerichtet, mal ausufernd, immer mit einer gehörigen portion feuer unter dem arsch.
als in der mitte des sets der hit "i got skills" ertönte, hüpfte auch ich hinter der pinkelrinne hervor und gab mein bestes. zumindest beim skandieren war ich weit vorn. genauso wie die knaben in sachen optik. da steckte hinter dem riesigen paiste- blech der lahngmähnig blonde drummer raven aartsen mit einem gesicht, das sich prima in einer astrid lindgren verfilmung machen würde. vor ihm der sänger melle dielesen mit seiner prinz eisenherz friese, den man erst auf den zweiten blick als kerl identifizieren konnte. neben ihm stakte auf langen beinen der basser corto blommaert in hochwasserhosen und weißen socken, und schließlich der wie eine jugendliche version von angus young daherspringende gitarrist ernst-jan van doorn mit basecap und ringelshirt. zusammen schipperten sie zum nächsten höhepunkt. das zu viert intonierte "burn burn burn" hatte schon was. und konnte sich wie der rest des sets sehen lassen. memorable melodien, die mit beständigkeit und ausdauer von vier heißspornen beackert wurden. das hatte potential und sollte auch zukunftsfähig sein. wir wünschen es ihnen.
am übergang vom nachmittag in die abendstunden bekamen wir es mit mister and mississippi zu tun, erneut einer niederländischen band, die durch qualität und originalität glänzte. der zu viert angetretene junge musikerkreisel, drehte sich von anfang auf höchststufe. was in diesem fall aber weniger lautstärke und tempo meinte, als magischen glanz durch intensität. samgar lemuël jacobs (vocals, percussion), maxime barlag (vocals, percussion), tom broshuis (guitar, keyboards) und danny van tiggele (guitar, vocals), die einst ihr projekt an der herman brood academy starteten, hielten zu sanften glücksgesängen an. während sich die stimmen zu hymnen verbanden, sorgte die instrumentale vielfalt für einen teppich, auf dem die harmonien emsig bienen gleich im gleichklang summen konnten.
bereits in den vordergrund platziert, kollerte der beat voraus, rittlings schwangen sich die gitarre und der bass und immer wieder details ausplaudernd keyboards, minixylophon oder die mit einem bogen bediente sechssaitige. was sich zunächst nach einem zahmen trab anhörte, wuchs, schwoll geradewegs immer wieder zu einer große, ausgewachsenen galoppnummer an, die schließlich in einer kollektiven ekstase erstarb. während die musik derart ausgefeilt nach freunden gierte, schauten die meisten, zumindest der männlichen besucher auf die hübsche sängerin. sie war schließlich auch die fleißigste auf der bühne. immer wieder wechselte sie vom synthi zu ihren zauberhölzchen, mit denen sie das xylo beklöppelte. doch ihre kollegen sollte man wahrlich nicht außer acht lassen, schließlich waren sie genauso soundformer wie die schwarzhaarige hutträgerin. nach der lautstarken aktion ihrer vorgänger war der sanftere klangausbruch der landsmänner angemessen im timetable aufgestellt.
setlist: shape shifter / gloom / happy / same room, different house / in between / where the wild things grow / we only part to meet again / follow the sun / circulate / northern sky
weiter geht es später mit dem restlichen samstag und dem letzten festivaltag.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen