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Freitag, Januar 13, 2012

neue töne (1090): vorschau orange blossom special 16, teil 2

auf geht es in die zweite runde unserer vorstellung des orange blossom special 16 lineup. in der ersten ausgabe gab es bereits verheißungsvolles über israel nash gripka, erland & the carnival oder the travelling band zu berichten. doch das ist längst nicht alles, was das unter dem einfachen, aber verbindlichen motto "hömma!" laufende festival an pfingsten zu bieten hat. deshalb lest, höret und staunet:

sie sehen ein wenig aus wie angestossener adel, wie im vorvergangenen jahrhundert verhangen. ehemals gut betuchte, die ihrem geld jedoch keine träne nachweinen und denen geblieben ist, was sie am besten auf die bühne bringen können: musik. das aristokratische lässt nicht von ihnen, das genre chamber folk könnte dabei besser nicht passen und die aufnahmen zum letzten album ("miss you in the days", nov. 2011) wurden in so manch dem spuk zugeneigten gemäuer britanniens aufgenommen, schlösser und dergleichen, wie es sich gehört. the miserable rich sind zunächst das ergebnis des aufeinandertreffen der kongenialen will calderbank und james de malplaquet, die ihre ideen jedoch erst in einer größeren formation erfolgreich umgesetzt sahen, so hievten sie mike siddell und rhys lovell an bord, später stiess ricky pritchard hinzu. über mittlerweile drei full lengths gelang der in brighton stationierten truppe ein unverwechslbarer sound, gegründet auf akustische weise mit cello und kontrabass, dominiert von enthusiastischen gesängen und einer spielfreude, die ihresgleichen sucht. noch mehr zeigt diese sich im liveambiente. hier kreieren die fünfe einen kreisel, in den nach für nach jede reihe des publikums gerissen wird, um sich alsbald in freude um sich selbst zu drehen. in 2009 erhielten sie auf dem obs 13 einen noch recht unglücklichen platz. der tag hatte sich gerade erst entschieden tag zu sein, da mutete man den briten das frisch erwachte auditorium zu. the miserable rich meisterten die aufgabe mit bravour (bericht). doch heuer sollte ein prominenterer platz herausspringen, oder?

true love by the miserable rich

on a certain night by the miserable rich

mit kill it kid habe ich mich in meiner bloggerkarriere ein ums andere mal beschäftigt. beschäftigen müssen, denn die jungspunde machen unglaublich viel spaß. so schrieb ich im sommer 2009 anlässlich des ersten albums: "die aus der bristoler gegend stammende kapelle setzt nicht nur auf den frischesten sound, den alabama seit ewigkeiten nicht zu gehör bekommen hat, sondern auch auf stimmen, die sich aus kehlen stemmen, denen man kinderlieder ohne weiteres zugetraut hätte, aber keinswegs die gesangliche unterstreichung eines rock/folkblues/bastards. denn um nichts anderes wird es sich beim debut des fünfers, das im oktober erscheinen soll, handeln. immer wieder mit griffigen fiedeleinsätzen unterlegt, ornamentiert oder eröffnet, greift eine stürmische melange aus straffen gitarrenattacken, dynamischen bluesbewegungen und vitaler trommelstöcke arbeit um sich. das ist alt. country, americana, folkbesetzter blues. und mutig." weiter heißt es, bezogen auf den stimmlichen einsatz chris turpins: "wie gefärbt durch honigfarbenen whiskey, angestaubt durch den vielfachen rauch dicker zigarren und den dunst verschwiegener kneipen und befeuert durch die mannifaltigen lesarten des lebens, so kommt der gesang daher." der vierer changiert irgendwo zwischen the black keys und den lomax aufnahmen aus den zwanzigern. das alleinstellungsmerkmal: jugend und dieser irre gesang, das kann ihnen (noch) keiner nehmen. mittlerweile gibt es einen zweiten longplayer "feet fall heavy", einige neue teammitglieder (u.a. wurde die fiddle geopfert) und jede menge gespielter konzerte. das wird heiß, freunde!

heart rested with you by kill it kid

pray on me by kill it kid

psychedelic blues rock? obs? sollte passen, oder? oder ist das den tradionalisten wieder eine spur zu bärbeissig? nicht zuletzt im gästebuch der obs webpage tummeln sich ewig gestrige, die ihrer altgedienten liebe zum americana, countryfolk und zum guten, alten blues dergestalt frönen, dass sie sich ihn zu jeder tages- und nachtzeit auf die bühne des festivals (zurück-) wünschen. doch die erdkugel dreht sich und bringt bewegung in die musikalische landschaft und nicht zuletzt das orange blossom spiegelt diesen zeitgeist wieder. und man ist der tradition nicht gänzlich abhold, dessen darf man sich auch bei the flying eyes aus baltimore gewahr sein. der agile vierer hatte ein äußerst erfolgreiches 2011, so co-headlineten sie das farm fest neben arbouretum und lower dens, brachten ihr erstes album ("done so wrong") heraus und wurden gar von der machern des rockpalasts für bewegte bilder auserwählt. passt!

poison the well by the flying eyes

clouded by the flying eyes

mit christian kjellvander wird sich auf dem obs 16 sicher auch (wieder) ein großteil der anwesenden anfreunden können. nicht, weil seine musik so massenkompatibel wäre, nicht, weil er ein bildhübscher wäre, dem man selbst als typ mit offenen armen entgegen rennen würde. nö, vielmehr weil sein auftritt als eine art seelenheizung fungiert. man kann sich wie eine katze auf den rippen an die wohligen harmonien lehnen und der frost fällt ab wie die pelle von frisch geschälter dauerwurst. christian hat ein timbre, dass sich der stahl biegt. er hat geschichten, die von unzähligen reisen, orten, begegnungen erzählen. manchmal ist er zwei jahre auf tour, dann verkriecht er sich wieder in eine einsame hütte. seine discographie (u.a. mit den loosegoats) reicht bis in die mitte der neunziger zurück. sie enthält ausreichend begeisterungsfähiges material für eine stunde sonnenschein. im glitterhouse garten mit kapelle, vorbildlich.

christian kjellvander - bad hurtn



und obschon das festival mittlerweile ausverkauft ist, wollen wir uns nicht davon abhalten lassen, auch die nächsten acts zu bewerben, die nach und nach die noch bestehenden lineup- lücken befüllen werden. in diesem sinne, wir lesen uns.

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