als affen mussten sich festivalbesucher bezeichnen lassen, jedenfalls von einer älteren dame, die auf ihrem radl das gelände kreuzte. fluchend und galle spuckend jagte sie vorbei. wenn man ansonsten in beverungen so willkommen ist wie frischer erdbeerkuchen an vesper, dann konnte man über die lady nur herzhaft lachen. wie über den freitag. denn der, wir lassen den donnerstag mit seiner warm up party bewußt aus, davon müssen andere berichten, hatte so ein feines programm auf lager, dass es für die relaxte note, den zögerlichen start ins festival, für verspätete ankunft oder langweiliges dazustossen keinen grund gab. gar keinen.
fast ist das äußere erscheinungsbild von jarid del deo auch spiegel seiner musik. in bundfaltenhose, aufdrucklosem t-shirt und dem obligaten mützchen setzt er zu seinen bewegenden, zuweilen kargen liedern an. dass ihm die nicht verloren gehen, dafür sorgen die sittsamen mitstreiter, jan schewe und co. umringen den amerikaner wie ein stahlband das weinfass. die zum fliehen entworfenen melodien werden aufgenommen und freundlich ins publikum weitergereicht. und die konnten, bereits zahlreich angetreten, durchaus etwas damit anfangen. der lichte folkpop von unbunny machte den spätnachmittag glänzen. dank des hamburger labelbetreibers (affairs of the heart) schewe wurde nicht nur das vorletzte album "snow tires" in hiesigen landen veröffentlicht, sondern auch das aktuelle werk "moon food". dessen so zügig vertrauen stiftendes "landslide" eröffnete den reigen für mehr als eine stunde wiegen, hin- und herschaukeln, für das ansinnen auf friedliche tage in beverungen. was hätte es für einen besseren start geben sollen? auch das folgende "young men are easy prey" hat diesen stolz, die note der sehnsucht, das treueversprechen. und jarid nimmt man alles ab. wie er verinnerlicht intoniert, zuweilen die augen schließt, konzentriert die gitarre bearbeitet und immer wieder sichtlich erfreut in das bandgefüge zurückkehrt, wenn fahrt aufgenommen wird. mit "i leave stones", "swans are fainting", "casserole" folgen songs aus den vorgängerwerken "snow tires" bzw. "black strawberries". sie fügen sich nicht schlechter ein, sind launige beweger, mittelbare unterstreicher einer ganz besonderen geschichte dieses sympathen del deo. wie er songs auf lager hat, aber keine abnehmer. wie sich aus hamburg rettung anbietet, angenommen wird und man nun gemeinsam auf der bühne steht.
wenn dort der rhythmus stolperte, die e-gitarre flehentlich jammerte und jarid hell klagte, kamen einem die verweise auf neil young nicht von ungefähr. vermutlich ein vergleich, den er nicht mehr hören kann, der aber nicht zuletzt seine persönliche größe auszeichnet. im programm ging es mit "snow tires" und "moon food" titeln weiter. mit "whispers" sei einer hervorgehoben, der sich wirklich nah an den altmeister schmiegt, auf scheibe stilvoll mit slide und dräuender e-gitarre unterlegt. wunderbar. auch live. ein würdiger auftakt, freunde!
setlist: landslide / young men are easy prey / i leave stones / swans are fainting / casserole / loose wires / nothing comes to rest / february secret / whispers / eskimo / water and the spanish tongue / bottle cap / pink lemonade
setlist: landslide / young men are easy prey / i leave stones / swans are fainting / casserole / loose wires / nothing comes to rest / february secret / whispers / eskimo / water and the spanish tongue / bottle cap / pink lemonade
auch bei der ansage musste rembert ein bißchen schmunzeln. die earthbend hatte schon eine besondere note. die einladung zeugte nicht nur von einem quentchen mut, sondern vor allem auch vom bewusstsein, dass musikalische qualität nicht immer auch mit enormem bekanntheitsgrad einher gehen muss. den haben sich die finsterwalder sicher in heimatlichen gefilden erarbeitet, aber auf dem obs mussten sie sich erst einmal beweisen. und das taten sie! ihr knallerrock hat einen vortrefflichen drive, eine alles übermannende macht und einen so anbiederungswürdigen kern, dass man kaum anders konnte als mit zu feiern. sänger andré kunze suchte sich zunächst aus der entertainernummer zu stehlen, wurde zunehmend aber redseliger und lud alsbald das staunende auditorium ins beschauliche brandenburg ein. wenn etwas lokalkolorit mitgebracht wurde, dann sicher die nach außen zur schau gestellte harte schale. dass sich darunter viel mehr bewegt als blosses haudrauf, bewiesen vor allem die melodienvielfalt, zuweilen elegisch, ausufernd, mäandernd, die lust am ausschweifenden, die kreativität in sachen songwriting und arrangement. hier wurde nichts dem zufall überlassen. im gegenteil trat das trio, neben andré am start: christian heinrich (bass) und tilo hustan (drums) höchst konzentriert und unglaublich eingespielt auf. hier saß jeder übergang, die schnittstellen waren gekonnt besetzt, jedes abdriften gezielt und mit plan. das dritte album ("attack attack attack") kurz vor der veröffentlichung brachten die brandenburger u.a. das sich ins ohr drehende und packende "dragon lady", das wenig hüftsteife, gar tänzelnde "ready to revolt" und vor allem auch das zischelnde und gierig vorwärts treibende "too many stars" mit. was auf tonträger im dichten soundkleid daherkommt, wird live durch effekte aufgepeppt und bekommt annähernd das verwobene und engmaschig angelehnte konzept übergestreift. neben dem engagierten andré, grandioser sänger und gitarrist mit absoluter trefferquote, gefielen der introvertierte basser neben dem hyperaktiven und wirbelnden drummer. mit "harmonia" gab es zum abschluss den vielleicht ausgefeiltesten und sicher bekanntesten song der band, der sich irgendwie an ostdeutsche musikgeschichte anlehnt, das hymnische potential hat er auf jeden fall. earthbend waren eine entdeckung!
später saßen andré und ich noch beisammen und haben dies und jenes bequatscht. deutlich wurde dabei wieder vor allem, wie schwer es ist, sich in diesem business durchzusetzen. wer sich wie die earthbend den support bei eagles of the death metal auf die fahne schreiben kann, ist noch lange nicht festes mitglied auf dem karussell der mitverdienenden. die suche nach neuer platten-, neuer bookingfirma hielten zuletzt auf, beschwernisse, die neben der täglichen musikalischen herausforderung eher hinderlich sind. zum glück gibt es da das einwandfrei funktionierende kollektiv aus den beiden nerds andré und christian, die immer wieder auf der suche nach der idee schlechthin sind, und daneben der willige und allzeit bereite drummer tilo. diese kombi lässt sich auch nicht aus der ruhe bringen, wenn es heißt: schlecht gewählter bandname, zu alter sänger und klemmt euch endlich mal ständig zu betonen, dass ihr aus finsterwalde kommt. business funktioniert vielleicht so, aber andré und co. wollen ihren pakt nicht für solche nebensächlichkeiten aufgeben. mit 35 , so der frontmann, dem eine glückliche familie den rücken stärkt (der achtjährige sohnemann ist stolz wie oskar auf den musizierenden vater), mag der zug für die ganz große karriere abgefahren sein, aber die hoffnung auf mehr ist noch nicht verloren. zurecht, wie ich meine.
später saßen andré und ich noch beisammen und haben dies und jenes bequatscht. deutlich wurde dabei wieder vor allem, wie schwer es ist, sich in diesem business durchzusetzen. wer sich wie die earthbend den support bei eagles of the death metal auf die fahne schreiben kann, ist noch lange nicht festes mitglied auf dem karussell der mitverdienenden. die suche nach neuer platten-, neuer bookingfirma hielten zuletzt auf, beschwernisse, die neben der täglichen musikalischen herausforderung eher hinderlich sind. zum glück gibt es da das einwandfrei funktionierende kollektiv aus den beiden nerds andré und christian, die immer wieder auf der suche nach der idee schlechthin sind, und daneben der willige und allzeit bereite drummer tilo. diese kombi lässt sich auch nicht aus der ruhe bringen, wenn es heißt: schlecht gewählter bandname, zu alter sänger und klemmt euch endlich mal ständig zu betonen, dass ihr aus finsterwalde kommt. business funktioniert vielleicht so, aber andré und co. wollen ihren pakt nicht für solche nebensächlichkeiten aufgeben. mit 35 , so der frontmann, dem eine glückliche familie den rücken stärkt (der achtjährige sohnemann ist stolz wie oskar auf den musizierenden vater), mag der zug für die ganz große karriere abgefahren sein, aber die hoffnung auf mehr ist noch nicht verloren. zurecht, wie ich meine.
Unbunny - sehr schön! Auch dann, wenn man Neil Young nicht soo mag. Entspannte schlurfige Musik richtig zur Temperatur. Von vielen als Festival-Opener aber nicht so richtig goutiert worden, war man doch noch mit Zeltaufbauen oder Begrüssungsritualen beschäftigt... Schade aber toll!
AntwortenLöschenDank an Affairsoftheheart!
Mein liebstes Stück vom neuen Album "Are You Cautious" wurde aber nicht gespielt.
aber es war schon gut gefüllt, oder?
AntwortenLöschenmit deinem dank hast du wahrlich recht, ohne affairs wäre eine tour nahezu unmöglich gewesen.