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Samstag, März 07, 2015

neue töne (1504): of montreal


auf den ersten hördurchlauf war alles beim alten. das sich stets wild drehende kaleidoscop stiess die masse an farbfrequenzen und wild herumpurzelnden prismen ohne vorwarnung hervor. popmuster querten artrockvarianten und kevin barnes gebar seinen munter unbestechlichen gesang, den er in die unzähligen harmonieflächen gedreht sehen wollte. wachsamkeit, wie man sie seit zappa nicht an den tag zu legen hatte, wurde von jeher vom hörer verlangt, um die multipotente expression von of montreal beherrschbar zu machen. "aureate gloom", das dreizehnte album der band, bietet neben seinen bunten psychspielereien eine weitere grundkonstante auf. wucht. sattsame gitarrenläufe und einen zweifelsfreien bumms, der die einprägsamen nummern gern mal nach vorn stemmt. und wenn uns der bass nicht gerade die magenwände  konkav formt, bölkt des sängers schnittige stimme die betulichkeit. abseits: noisepakete, die auf flinken hufen verschickt werden.

kein wunder angesichts eines jahres, das hinter dem songschreiber der band liegt, in welchem er vor allem die trennung von seiner frau zu verarbeiten hat. den verlust seiner seelenverwandten kann er nicht so ohne weiteres schultern. ausgestattet mit einer kurzen aufmerksamkeitsspanne, müssen ergüsse umgehend aufgezeichnet werden. collagiertes erweist sich im nachgang als nachvollziehbares elaborat. dunkle gefühle evaluieren. der eigene kosmos wird zur inspiratorischen kraft. längst schreibt barnes nicht mehr über phantasiewelten, da drängten sich positive gedankengänge gerade zu auf, sondern er misst sich am eigenen hier und jetzt. schreiben wird mehr und mehr zum therapieersatz und besitzt medikamentöse wirkung. die zeit nach "aureate gloom" empfindet barnes bereits jetzt als neuen kreativen prozess, überwunden der schmerz von einst.

doch für alle anderen regiert ein album vollgepackt mit magie. da stolpern wir über das hookwunder "bassem sabry", flirten mit dem funky schlichten "last rites at the jane hotel", eilen mit dem entrückten "empyrean abattoir", staunen über das zum klassiker taugliche "virgilian lots", das seine verzweifelte schönheit zur schau stellt, hängen kumpelhaft mit "estocadas" ab oder giften mit "chthonian dirge for uruk the other". und wenn es nur ein moment in diesem dasein sein soll, dann teilen wir ihn vernünftiger weise mit of montreal, mit kevin barnes.

"aureate gloom" erschien am 06. märz auf polyvinyl records.

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