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Sonntag, März 16, 2014

simone felice - strangers (2014)


photo by michael mackenzie

simone felice geht auf die vierziger zu. er ist voll von geschichten, die seines großvaters, die seiner brüder, unzähliger aus büchern, seinen eigenen. er stammt aus einer gegend, die er nur ungern weiterempfehlen würde, die ihn aber auch nachhaltig inspirierte. er schreibt nun selbst geschichten, vervielfältigt sie als roman und viel häufiger als songs, die er ursprünglich mit der familienbande verknüpfte. the felice brothers haben sich eine fangemeinde erspielt, die nach dieser wildromantischen americanavariante zu lechzen schien. mit ende dreißig kann eines einen, der es vermutlich mit allem, was als gesund gilt, nicht so ernst nahm, schon mal erwischen. simone musste sich einer herz op unterziehen, hernach war vieles anders. während er zvor teil eines kollektivs war und sich auch in  den dienst weiterer künstlerkollegen stellte, wie. u.a. den von the avett brothers oder den seines nebenprojekts the duke & the king, setzte er seinen weg als musiker von nun an solo fort. 2012 erschien sein selbstbetiteltes debütalbum, am 28. märz nun das zweite werk unter eigenem namen, der titel: "strangers" (team love).

die hochmelodische ausfahrt nahm simone felice, der mit seinen brüder ian und james regelmäßig die tolldreistesten darbietungen bot, die man sich für eine traditionsbewusste band aus den catskill mountains nur wünschen kann, seit er in irgendeiner weise federführend bei seinen projekten war. das rumpelnde, überbordende moment war fortan fast gänzlich verschwunden (selbst "molly-o!", der opener, flimmert mit angezogener handbremse auf). schwerer wog der song, die idee, die thematik, die berührung des hörers. denn eine innige verbindung hat felice mit den adressaten. er sagte einmal in etwa: wenn ich nur einen mit meinen geschichten erreiche, habe ich einen guten job gemacht. hat er. denn wenngleich vieles, was der felice bruder zu sagen hat, schweres sentiment führt, so ist man dennoch nicht davor gefeit, gerührt zu sein, berührt zu werden. nachdem er früher häufig die menschen um sich herum beobachtet hat und ihre geschichten aus der betrachterperspektive zu erzählen wusste, traut er sich nun häufiger auch an sich selbst heran. dabei drängen sich nicht die einzelnen lieder auf, vielmehr wird man zehn neue songs entdecken, die zusammenhalten wie pech und schwefel. die wie die kapitel eines buches zusammengehören.

das narrative element ist jedoch nur ein aspekt der musik von simone felice. die überführung bzw. transformation des gedankens in einen song bleibt am ende die quelle allen tuns. vom ursprünglichen akustischen angang bis hin zum einsatz von schlagzeug und blechbläsern sind alle möglichkeiten offenbar. in "the best money can buy" zum beispiel klingen piano und gitarre auf, schweben ein paar streicher durchs bild. am prägnantesten aber ist dieses würzige gesangsorgan, das simone führt. man wird es aus hunderten ähnlich klingenden heraushören. es ist vom leben schon ein wenig ausgehöhlt, als hätte es ein eigenes echo, es hat die blässe der vom leben gezeichneten, es hat die zuversicht der erstarkten, den mut des wieder aufgestandenen. so ausgestattet geraten lieder wie "bastille day", das vorletzte auf "strangers", zu frühen klassikern. das klavier in union mit simones stimme. der interpretation sind alle türen geöffnet. im refrain die leise jammernde orgel, etwas perkussion und weiblicher begleitgesang, abgetreten von leah siegel. sie war nicht die einzige unterstützung. auch die weiterhin in nahdistanz agierenden the felice brothers halfen ihrem kumpel, dazu wesley schultz und jeremiah fraites von the lumineers.

'ich bin auf meinem weg.' singt simone zum abschluß. der zeigt sich bei allem zweifel, bei aller not versöhnlich. denn schließlich sind da diese lieder, ist da dieses ventil. kleine lebensretter, die simone durchaus in die nähe von großen songwriter vorbildern bringen. unzweifelhaft für sehr gute songs, aber auch für die gabe, hinter die dinge zu gucken bzw. etwas zu sehen, was für die meisten nicht sichtbar ist.

tracklist: molly-o! / if you go to la / running through my head / our lady of the gun / bye bye palenville / gettysburg / the best that money can buy / hearthland / bastille day / the gallows

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