daniel norgren |
zweiter auf des samstags tagesplan war daniel norgren. der schwedenblueser hat bereits manche kurve in deutschland gedreht und dabei viel zuspruch erhalten. nicht umsonst. was der baumlange kerl auf die bühne bringt, ist aller ehren wert. saftig und grollend kommt der deltaverschnitt daher. und während auf der alten klampfe 12bar exempel statuiert werden, klopft norgren nebenher noch fleißig den beat in sein kleines drumensemble, das er mit den füssen bedient. es ist schon eine schau, wie er dort vor einem sitzt. den kopf fasst zwischen den knien, die auf und nieder springenden beine, die konzentriertheit auf das gitarrespiel und schließlich das im gesang verzerrte gesicht. die artikulation ist so mienenversessen, es wäre vermutlich leicht, wort für wort zu ermitteln, wenn man lippenlesen müsste. an norgrens seite der basser anders grahn, der seinen kollegen immer wieder auch im backgroundgesang unterstützt. es ist ein dolles, schnell für sich einnehmendes paar. flink bewegen sich die zwei auf hypnosebedingungen zu. die pointierte spielweise norgrens setzt tupfer um tupfer, die aneinandergereiht mehr als nur eine notenfolge bilden, vielmehr reichern sie die phantasie an und erzeugen konzentration.
der belebte bass flankiert die unternehmung und der in harmonie verbundene gesang der beiden protagonisten vollendet den segenreichen fluch des abtrünnigseins, des sich verlierens. schon ab dem zweiten song "howling around my happy home" fühlt man sich abgeholt auf eine reise in eine robert johnson welt aus schwüler hitze, moskitoattacken und einem erbe, das sich nur mit musik bewältigen lässt. norgrens set greift fast hälftig auf das letzte album "buck" zurück, das in diesem jahr erschienen ist. höhepunkte sind zum beispiel songs wie "once a queen" mit einer fast schon lieblichen melodien, "black vultures", einem stomp ähnlichen aufrüttler oder "putting my tomorrows behind", einem countryesken schleicher, da norgren sein leicht angeknarztes organ so richtig im zwiegesang mit kollege grahn (der im übrigen auch mit herrlichem mienenspiel aufwartete) ausfahren konnte. "whatever turns you on" holte kurz vor dem ende noch einmal alles heraus. klopfend und mit aufgezogener stimme grimmt sich norgren durch den flotten blues. aus dem hintergrund kippte ein zweiter kompagnon ein paar schalter, dreht an potis und sorgte so für einen dichteren sound. das ging sofort in die beine. bewegung, die sich im publikum wiederfand. mit "steh doch mal auf!" kam denn auch aus dieser richtung der mit abstand mieseste kommentar des festivals. als sich norgren schließlich tatsächlich erhob, konnte man sich der größe und mächtigkeit dieses kerl kaum entziehen. sein freundliches lachen aber stand über allem. danke, mann!
the fabulous penetrators |
the fabulous penetrators haben wir nur am rande mitbekommen, wollen aber wenigstens einen fotobeweis starten. denn ihr auftritt soll mindestens unterhaltsam gewesen sein. trotz (oder wegen) der maskerade. die von uns vernommenen töne hatten die satte power, die es für ordentlichen garagenrock braucht. yeah!
caroline keating |
die brillanz in der musik von caroline keating findet sich nicht in einem stürmisch angang, nicht in einem verwegenen refrain oder einer aufmerksamkeit heischenden bridge. man muss sie in den harmonien suchen, in den verwinkelten gängen einer sich nicht sofort anbiedernden melodie. vor allem aber wird man sie finden tief gegründet in der anmutigen und lebendigen art der kanadierin. dieses liebenswerte wesen hatte vor dem auftritt mächtigen bammel und war nervös und ließ sich mehrmals bestätigen, dass es schon gut gehen würde. dabei hatte sie nichts zu befürchten. auch sie ist mittlerweile eine liveerprobte künstlerin, die in hiesigen landen - wenig überraschend - erfolge feierte. und schließlich war auch der beverunger empfang warmherzig und offen, so dass man konstatieren konnte, dass auch die anfängliche nervosität schnell verflogen war.
in ihrem sommerlichen outfit stellte sie ein blendendes schild gegen das wetterunbill dar und man meinte auch, dann und wann einen sonnenstrahl durch die dicke wolkendecke blitzen zu sehen. spätestens als sie die ersten töne mit weitausholender geste in ihr e-piano stach, wurde es dem letzten im rund warm. die gespreizten finger griffen flink über die tasten und caroline ließ ihr blitzsauberes gesangsorgan klingen. "silver heart" glitt über den köpfen hinweg und hinterließ spuren. an der seite der munteren chanteuse befanden sich der tourerprobte sebastian chow sowie ein neuer begleiter am standup bass. dieser musste sich das repertoire innerhalb eines monats erarbeiten und machte seinen job alles andere als zweitklassig. zwar las er fleißig vom notenblatt ab, ließ ab seine tiefgründenden töne warm in die beschwingten lieder caroline keatings fließen. sebastian dagegen suchte akzentuierung und fand sie, wenn er unterstrich oder auch einmal feinsinnig gegen den strich bürstete, vielmehr seinen bogen zog. im vordergrund aber die konzentrierte junge künstlerin, die allzugern kontrastrierend tonfolgen hüpfen ließ, sich so selbst ins schwelgen zu bringen, sich selbst voranzutreiben schien. wer hier nicht mit dem lächeln kämpfte, war, will man positives meinen, noch durchgefroren oder verkatert. von nervosität war bald nichts mehr zu spüren, im gegenteil mischte sich souveränität unter, die caroline ganz hervorragend steht. ihr aktuelles album gab genügend material für einen vor entzücken strotzenden nachmittag her. man wird bald (noch) mehr von ihr hören, das ist sicher.
skinny lister |
schicken wir noch einige notizzettelchen zu skinny lister in die luft. die wilde londoner truppe hatte zum glück noch die hamburger coverband boy division zwischen sich und caroline keating, ansonsten wäre das kontrastprogramm zu heftig gewesen. denn die rauen shanties und rebellgesänge fetzten ordentlich durch das rund. da wurden die lautsprecher und gatter erobert, um sich dem publikum zu nähern, um den vielstimmigen gesängen noch mehr ausdruck zu verleihen. als zuhörer musste man in manch grimmiges gesicht blicken und hatte zugleich das gefühl, es mit den nettesten menschen des planeten zu tun zu haben. gerade wirbelwind lorna thomas wechselte gern zu einem breiten lächeln und wetteiferte mit der mittlerweile aufgezogenen sonne. ohne schlagwerk angetreten, setzten die fünf auf ihr schwer bearbeitetes gerät aus standup bass, gitarren und akkordeon. "john kanaka" oder "rollin' over" begeisterten das publikum in sekundenschnelle. gefangene wurden keine gemacht! das galt wohl auch für die alkoholika im backstage bereich. auch hier waren die briten top! yes.
colours by skinnylister
in der nächsten runde werden wir uns u.a. mit nick waterhouse beschäftigen. bis dann.
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