wir traten gerade in die heiligen räume des schnuckeligen südstadt, da mussten dead fingers gerade mit ihrem set angefangen haben. der fast ponylose taylor hollingsworth und das feine mädchen kate taylor. in ihrem rücken saß ein ordentlicher kerl an den drums und schubste diese durch den raum, damit die beiden vor ihm gemügend saft und kraft und energie haben. für lieder, die sich wie eine verbotene substanz ganz tief ins gemüt schieben, die wachsen und bleiben. die unterschiedlichen stimmen, hier das knarzig kieksende, dort das traulich weibliche, harmonierten, als wollten sie den beweis anstellen, dass es nur komplementär funktioniere. während sie den lichten höhen besuche abstattete, erdete er mit einer selbstverständlichkeit, mit der auch seine gitarre bediente. lässig rang er ihr die schönsten melodien ab, zwang sie zum rock 'n' roll, wenn es dafür an der zeit war oder bezupfte sie, um ein liebeslied anzustimmen. ihr gemeinsames debütalbum ist noch nicht sehr alt, erhielt aber durch diesen auftritt eine befeuerung der besonderen art. wie das paar aufeinander abgestimmt musizierte, war frei von überdrehter gestik oder hohler szenerie, es war einträchtig, anregend, ermutigend. das gut besetzte publikum goutierte dies mit bravem beifall. noch stand etwas tageslicht im raum, der nachhaltig ausgeleuchtet atmosphäre schuf, wie man sie an einem montagabend nicht erwarten darf. die leisen stimme, etwas bargeschehen, eintretende, aufmerksame. immerhin schob sich die dämmerung vor den tag, der schimmerigere lichtbefall auf dem rot leuchtenden instrument widerspiegelte das kommen der nacht. überraschend ist das nicht, wie das liedgut oder die zeilen, die da von vorn gesungen wurden. blues, americana und folk kreuzen sich, die beschreibungen sind nicht von der hand zu weisen, aber die emotionale tiefe, die ernsthaftigkeit treten an die oberfläche, für jeden greifbar. anteilnahme ist möglich, die einschliessen möchte und nicht zur schaustellen. abwechselnd oder gemeinsam singend, langsam näherten sich kate und taylor den umstehenden zentimeter um zentimeter. die lieder ihres selbstbetitelten debüts schufen eine perfekte brücke. "another planet", ein liebestrunkener dreher, wurde zum perfekten abschluss.
dead fingers - closet full of bones
es dauerte keine zehn minuten da enterten vier mann die kleine bühne der südstadtkneipe, während ein weiterer kollege etwas abseits hinter einem keyboard platz nahm. the deep dark woods waren angetreten, um der angestaubten vorstellung von americana, von amerikanischer volksmusik, von alt. country den garaus zu machen. es gelang ihnen nicht ganz, denn die zutaten sind wohl kaum zu überarbeiten, in nuancen aber wurde an einem ganz eigenen bandbild gearbeitet. und was könnte es schöneres geben, als identifizierbar zu bleiben. zunächst aber versuchten sie dies über ihr heimatstädtchen saskatchewan in kanada, von dem wohl einige schon gehört haben mögen, aber nächstes ausflugsziel ist es vermutlich bei den wenigsten. so waren die reaktionen recht bescheiden. auch als sänger ryan boldt seinen deutschen nachnamen und den des drummers lucas goetz ins spiel brachte, wollte kein rechter dialog entstehen. erst als die band fahrt aufnahm und ihren ganz eigenen zauber vom stapel ließ, sprang der funke über.
von links nach rechts durchbuchstabiert, hatte man es zunächst mit geoff hilhorst an der orgel tönenden klaviatur zu tun, der mit seinen kräftigen pranken tirrilierte, dass es eine schau und ein wunder waren, wie er diesen variantenreichtum in die luft hievte. dort naschte eben jener ryan boldt daran, dass ihm die stimme sämig wurde. dieses leidensgeprägte organ, das flüsternd hymnen schmettert, das schreiend ein gelübde vorträgt, das nah am mikrofon geführt die herzen regt. während andere bands zwingend an harmoniegesang gebunden sind, übernimmt dies ryan in personalunion. wenngleich auch lucas goetz hinter der übersichtlichen schießbude immer wieder gepflegt ein stimmchen wagt, liegt doch seine volle konzentration auf einem stützenden und immer wieder akzentuierenden spiel, da er die rhythmen wechselt, an der snare sticht oder pausen füllt. mit clayton linthicum durfte man in ein noch sehr junges gesicht blicken, der gitarrist aber offerierte zugleich ein durch die zeiten geprägtes spiel. immer mit einem müden lächeln bewaffnet, bearbeitete er die sechssaitige wie ein großer. bilderbuchläufe, rhythmisches dagegen halten, etwas swing, etwas twang, den schieren blues. er beherrscht jegliches fach und setzte vor allem bei den zarten melodien zur höchstleistung an. manchmal hätte man sich raueres gewünscht, verwischtere noten, erkennbare beliebigkeit, triebhaftigkeit, nöte. aber das kommt noch, mit den jahren, mit der meisterschaft. ganz rechts schließlich erwischen wir chris mason, den bärtigen, bebrillten basser, der nicht nur behende sein instrument bediente, sondern auch sonst kaum still stand. jedes zupfen, jedes anreissen wurde von ihm körperlich kommentiert durch beugung, streckung, sidesteps usw. ein schön anzusehenes bild, weil es die leidenschaft und die verinnerlichung dokumentierte. nicht zuletzt blaupause für die gesamte band. ihr durchaus muskolöses spiel, das durch zwei gitarren, die rhythmusfraktion und die orgel dichte sounds webt, ergiesst sich über den hörer wie warmes wasser beim sprung ins meer. unerwartet, vitalisierend, befreiend, einladend. das rollt und groovt und hat seele. die harmonien verschmelzen wie schokolade im mund zu einem einzigartigen genuss. man wollte sich bewegen und bewegen und bewegen. hände und füsse standen nicht still, mancher reckte gar die arme in die höhe. spätestens als zum ende des sets hin "all the money i had is gone" erschallte, war es auch um den letzten geschehen, der sich bis dahin nicht zu öffentlichem wohlgefallen hinreissen lassen wollte. andere klatschten mit, und wurden nicht einmal mit abfälligen blicken versehen. die versiertheit der musiker im einvernehmen mit improvisationskunst und spielfreude erlaubte allen beteiligten einen abend voller freude und wohlgefallen. wenn dies das ergebnis ist, kann man getrost dankbar sein.
leider trübten zwei nachrichten den abend. der tourmanager brach mehr oder minder kurz nach 22 uhr das konzert ab, ohne einer akustischen weiterführung zuzustimmen. denn auch die kleine kneipe in der südstadt wurde nicht von der grausigen information aus boston verschont.
im kurzen gespräch mit dem veranstalter wurde preis gegeben, dass es die wirklich schönen abende, konzerte, so intim und labend wie gerade erlebt, wohl auf längere zeit - von ihm organisiert - in dieser lokation nicht mehr geben wird. danke an gerd für seinen einsatz, für seinen hervorragenden geschmack! zur korrektur geführt, auch und vor allem in bezug auf nachstehende kommentare: es wird auch zukünftig singer/songwriter abende, die kontemplative seite von musik, in der südstadt geben. sorry für evtl. missverständnisse!
sugar mama by the deep dark woods
wie? keine konzerte mehr im südstadt? das ist ja schade.....
AntwortenLöschenoder macht nur der sofa klub dort nix mehr?
deep dark woods hätte ich auch gerne gesehen, ging sich leider nicht aus.
dank für den ausführlichen bericht.
gern.
AntwortenLöschenbetrifft den sofa klub. wobei man ja sagen muss, dass die gangart der anderen südstadt konzerte doch eher eine andere ist. da werden vrstl. die leisen töne vermissen.
die konzerte für den april:
FR // 19.04.2013
LIVE: BUCK GOOTER
SA // 20.04.2013
LIVE: HOP ROCKETS
MI // 24.04.2013
LIVE: DINOSAUR TRUCKERS
macht der sofa klub dann woanders weiter? wär schon schade, wenn der gerd den betrieb ganz einstellt. waren immer extrem angenehme konzerte.
AntwortenLöschennö, das wars wohl erst einmal.
AntwortenLöschenGerne gelesen. Das hört sich alles sehr vielversprechend an. Schade, dass es heute bei mir in Hamburg doch nicht klappen wird.
AntwortenLöschenschade, werner. dann weiterhin gute besserung!
AntwortenLöschen..haben gestern auch in berlin gespielt und ziemlich begeistert, auch wenn "all the money i had is gone" lieder nicht lief..
AntwortenLöschenfreut mich, sofie! schön, von dir zu hören!
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