seiten

Montag, Oktober 15, 2012

rozi plain - joined sometimes unjoined (2012)


vielleicht gibt es ja wirklich musik, die man besser versteht. nicht im analytischen sinne, sondern im emotionalen. die einen durchdringt und die in jeder zelle eine note platziert. die sich breit macht, ausströmt, eins wird mit dir. die dieselbe dna struktur aufweist, die jederzeit problemlos andocken kann, die den schlüssel besitzt, zu herz, hirn und seele. und dabei macht rozi plain kein brimborium, kein großes bohei um ihre kunst. es ist eine zuweilen keckernde, stolpernde angelegenheit, immer wieder auch forciert und auf touren gebracht. doch zunächst liebeln wir mit der festen, sich irgendwie handlich anfühlenden stimme, sowie mit einer treulich begleitenden e-gitarre, die rhythmisch geschlagen widerhallt, die gestrichen momente benennt, die schwungvoll geführt akzente setzt. und wir lauschen den melodien, die unstrittig weisungen folgen, die mit einem plan in der hand nach der nächsten straßenecke zu suchen scheinen.

mit "joined sometimes unjoined" legt die in bristol lebende und als rosalind leyden in winchester geborene rozi plain ihr zweites soloalbum vor. noch das debüt "inside over here" erschien 2008 auf fence records, nun erhielt talitres den zuschlag. am 21. september wurde das zehn tracks umfassende werk veröffentlicht.

während sich rozi im konzert gern auch in solo bewegt, hat sie sich für das album unterstützung geholt. neben francois von francois and the atlas mountains halfen kate stables, jesse vernon, rachael dadd, markland starkie (sleeping states) und matthieu hauquier (botibol) aus.

"cold tap" ist ein sich anschleichender opener, die steeldrum licht, die trommeln bleich, rozis gesang eine weitere singuläre ergänzung. soundschleicher durchwirken das noch luftige ambiente. ein anschwellen, abebben. formensprache. kreisel, strudel, sich drehendes gewinde, das fester anzieht. hereinzieht. denn schon "humans" hat katapultierenden charakter. jeden, den es noch nicht in die tiefe gerissen hat, schnappt sich dieser muntere song. hüpfend, tänzelnd, manisch dribbelnd, im refrain ausholend und hypnotisch. auf der rauen gitarrenspur reiben sich unbeholfen die noten, rozi legt nach und nach.

so spielt jemand auf, der sich in seinen songs ganz zuhause fühlt. den es nicht außerordentlich weitertreibt. die engländerin zelebriert dabei nicht, jedoch wiegt sie sich im selbstproduzierten taumel. der schwindel ist ein stilmittel, das schwankende, als löse sich der boden unter den füssen und man müsste bedacht sein, nicht zu stürzen. hier greift die gitarre hilfestellend ein, dort ein kinkerlitzchen klavier, staunender chorgesang. auch den nächsten gang einlegen, dient nur der statik.
"see my boat" ist so ein tpyisches beispiel mit seinem gemächlichen start und dem sukzessiven aufnehmen von geschwindigkeit. abschied mit flottem beat, der nicht einzufangenden gitarrenspur und dem chinesisch anmutenden gedengel.

rozis musikalischer ausdruck ist ein ganz eigener. ihre welt zeichnet sie in wenigen sekunden auf ein weißes blatt papier. und hast du dich nicht versehen, entstehen dinge vor deinem geistigen auge, die du kurz zuvor nicht zwischen den wenigen linien erkennen konntest. es ist eine art folk, der sich dem akustischen sperrt und die idee befeuert, dass auch eine verstärkte saite dem treugesang dienen kann.
 
rozi plain - see my boat

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen