seiten

Freitag, Oktober 09, 2009

konzert: pere ubu, 08.10.09

szenen einer irrfahrt. das the wave pictures konzert stand auf dem plan. ziel war die senftlstraße, anzusteuern ein lokal namens laab. gefunden, aber keinen parkplatz. schließlich mehrfach das geviert umrundet und dabei ins lokal gelinst. durch die fenster sah man viele köpfe. böse vorahnung, trotz autoabstellmöglichkeit. längeren fußweg in kauf genommen, um festzustellen, dass die hütte brechend voll und eng war, und dass sich auf der bühne bereits die vorband freschard tummelte. bereits viertel nach acht. umdisponiert. pere ubu sind in der stadt. hin! navi spielt verrückt, wir drehen uns im kreis. schließlich erreichen wir das feierwerk. kasse. ich: zweimal, bitte!, er: 40€. mein blick geht zur begleitung. die hebt die schultern. keine knete einstecken. bis wir einen geldautomaten gefunden haben, dreht sich munter der minutenzeiger. wir kehren zur konzertstätte zurück. immer noch 40€ teuer. der kassierer ist irritiert, dass wir in seiner meinung nach recht kurzer zeit geld aufgetrieben habe. wir sind angespannt, david thomas und co. stehen bereits auf der bühne, im ersten akt.

mit "long live père ubu" hat david thomas das theaterstück "ubu roi" als eine art rockoper auf die bühne gebracht. wer, so wie wir, unvorbereitet auf die sechsköpfige truppe traf, war zunächst irritiert, da am bühnenrand ein schwergeschöpfiger david thomas deklamierte. dank einblendung von akt- und szenenbeschreibungen kam man dennoch flott ins geschehen um den offizier francois ubu, der seinen könig stürzt, um selbst den polnischen thron zu besteigen. er meuchelt und mordet unter den adeligen und beamten, tyrannisiert sein volk. ein abtrünniger ruft den russischen zaren zu hilfe. der zieht gegen ubu ins gefecht. währenddessen wird ubus frau in der heimat gestürzt. beiden können schließlich fliehen.
das stück wurde 1896 uraufgeführt und geht auf eine schülertravestie auf einen physiklehrer zurück.

noch wie vor jahrhunderten geben einzelne darsteller massenaufläufe oder heerscharen wieder. gestochenen schritts geht es über die bühne, ihre sprache ist monoton, zum teil werden masken getragen. ubu ist grobschlächtig, mächtig, vulgär. das groteske seiner figur und seines handelns lädt immer wieder zum lachen ein, wobei sein auftritt alles andere als lächerlich ist. david thomas verkörpert die figur außerhalb jeglicher selbstinszenierung, wird mit dem tyrannen eins und bietet sowohl vom sprachlichen (tief brummelnd, brabbelnd, im gutturalen singsang verhaftend, mädchenhaft verlockend säuselnd...) als auch vom darstellerischen ausdruck eine breite palette.
im hintergrund werden einzelne szenen grafisch und auch mittels kleiner animationsfilme unterstützt. das gemetzel auf dem schlachtfeld oder auch das schiff auf dem baltischen meer, mère und père ubu auf der flucht. musikstücke begleiten die inszenierung und lockern auch für den zuschauer ungemein auf. irritation besteht allenthalben. die wenigsten werden gewusst haben, was sie erwartet.

nicht immer ist klar, was schauspiel ist, was echt. kurze unterbrechungen finden statt. thomas verlässt wütend die bühne. im gang hinter der bühne läuft er mit geschlossenen augen, murmelnd, vor sich hin. er trinkt. maßlos. wein, aus einem flachmann. später zeigt er sich nüchtern, schelmisch lächelnd. ein wirrkopf, eine nummer. er steht im mittelpunkt, wird aber gleichsam von sehr guten musiker und darstellern umringt: keith moliné (gitarre), robert wheeler (synthesizer, theremin), gagarin (electronica), michele temple (bass), steve mehlman (drums, percussion).
das ende ist abrupt, zwei songs als zugabe und schon sitzt der alte mann am bühnenrand, bewaffnet mit einem karton neuer cds. nun wird verkauft. ein großer taschentuch reinigt den glänzenden schädel. nicht unzufrieden beschließen auch wir den abend.

1 Kommentar:

  1. Da haben wir uns zwar gut aufgeteilt, aber leider verpasst. Schade.

    AntwortenLöschen