mit "victorian america" legt emily jane white ihr zweites album vor. nachdem sich "dark undercoat" langsam zum grower entwickelt hatte, der immer wieder neu aufgelegt werden musste, zuletzt bei important records mit bonus track, war es schlichtweg an der zeit, dem geneigten fan etwas aktuelles vorzulegen. nun geschehen. und mit allergrößter sorgfalt. griff der erstling in gänze mit kühler hand nach den eingeweiden, spulen sich die tracks auf "victorian america" nicht so ohne weiteres ab. höchste konzentration verdient jedes einzelne lied, weil es mit bedacht arrangiert und wie ein stück keramik in die hände des käufers dem hörer angediehen wird. drei jahre sind ins land gegangen, in denen sich die junge frau abseits der großstadt auf songwriting und kompositionelle details konzentrierte. und sie kolportiert, dass es einfach nicht ihr job sei, fröhliche musik zu machen. "i'm drawn to writing sad songs. reflective, contemplative songs..." so geschehen über zwölf nummern hinweg, die sich aneinander zu lehnen scheinen, denn je tiefer man in whites welt vordringen darf, umso vertrauter, verständlicher und geschlossener wird das auskommen der kalifornierin. und wer meint, ihre musik würde von distanz diktiert, nur weil sie dem dunklen näher als der gleißenden sonne ihrer heimat ist, dem sei ins poesiealbum geschrieben, dass wärme durch das album strömt, wie selten gehört. unzweifelhaft hat dabei emily janes stimme einen großen anteil daran. dieses feste, weibliche organ, dass den stimmungen treue und den wendungen ehrlichkeit und ernsthaftigkeit verleihen kann. der direkte ausdruck ist das maß.
1. Never Dead: ein wunderschönes ding, wie es hätte nicht besser auf "dark undercoat" passen können, doch als opener ein kongenialer übergang von einem album zum nächsten, warm "sun, morning sun", emphatisch "come, friendship come", aufgehoben in einem versöhnlichen refrain, da sich die slide fiebrig schüttelt, die rhythmik countryesk zuckelt, "gone, are you truly gone",
2. Stairs: eine verbindung, die ich bis auf diesen song nie hergestellt hätte, die stimme steil, erinnert emily kurz an alela diane, stampfender beat, die "pirate's gospel" erinnerung stösst jedoch nicht auf, die singende säge, eine auszeit im sechsminütigen stück, das redundanzen vermeidet und sich wie eine verliebte ziert, gleichzeitig aber alle ihre besten seiten zeigt, tempoverschärfung, dramaturgie, inszenierung,
3. Victorian America: das titelstück wird via streicher eingeführt, als träte im ballsaal die königin an, fortgeführt an einfacher gitarrenspur, um im refrain wieder aufzutrumpfen, blech stösst auf, nur emily jane white bleibt,
4. The Baby: ein midtempo stück, das von einem belebten refrain lebt, der stilistisch einwandlosen begleitung, ungefärbt, aber nuanciert,
5. Frozen Heart: matt, mystisch zunächst, fahrt aufnehmend, aufhellend, eine linie, die sich durch das gesamte werk zieht, als tröste sich die junge dame selbst, als gelte es, einen guten eindruck zu bösen gedanken zu machen,
6. The Country Life: was zu überlegen ist, und da sie sich eh auf rückzug befand, poetische bilder in stilechtem gewand, rumpelige gitarre, slide, gedoppelter gesang,
7. Liza: die gitarre etwas beschwingter, ein streicher beherzt und emily mit offener, aber leicht belegter stimme, schließlich wird das tempo angezogen, dringend benötigt, erlösung für minuten unter spannung,
8. The Ravens: ausgeholt, mehr als sieben minuten währt das poetische ansinnen, spürbarer, hautnaher kriegst du whites stimme nicht, weit vorn angelegt, nur von einer akustischen begleitet, sanft von streichern umgarnt, wenn es der raum zulässt, wunderschön und keine minute zu lang,
9. Red Serpent: schimmerig und finster federt die gitarre, leicht verhallt der gesang, im "huhuhuuu" wabert sinister die orgel,
10. Red Dress: die orgel hat gefallen am mittun gefunden, verlockend in hammond manier ihr stabiles wirken, in ausgewachsener runde geht sie unter, da die e-gitarre schiebt und die drums scheppern, dann ein aufheben, ein stoisches treiben, eine düstere konstante, erinnerungen an rose kemp,
11. A Shot Rang Out: flirrend die gitarre, mitsingen möchte man, jane machts vor,
12. Ghost Of Horse: der abschluss gelingt in vollem ornat, streicher, perkussion, gitarren und in harmonie.
mit sechzig minuten ein ausgewachsenes album, das sich letztlich eine versöhnliche note setzt. es hat höhepunkte, wie man sie einerseits nach "dark undercoat" erwarten (opener), wie man sie aber überraschenderweise auch hören durfte ("the ravens"). das album hat aber auch einige längen, insbesondere im mittelpunkt, wo sich die ruhigen stücke aneinanderreihen, ohne kontrapunkte zu setzen. dennoch, das gründliche vorgehen, mit dem "victorian america" angelegt wurde, ist ein großes plus. dass man immer wieder nach der zwielichtigen emily sucht, liegt im tollen erstling begründet. die junge frau hat sich weiterentwickelt. es wird jenen zupass kommen, denen "dark undercoat" zu karg war, es wird anderen, die gerade das düstere und unfertige des debuts liebten, gegen den strich gehen. ***1/2 - **** ("victorian american, 12.10.09, talitres)
Emily Jane White - Victorian America (2009)1. Never Dead: ein wunderschönes ding, wie es hätte nicht besser auf "dark undercoat" passen können, doch als opener ein kongenialer übergang von einem album zum nächsten, warm "sun, morning sun", emphatisch "come, friendship come", aufgehoben in einem versöhnlichen refrain, da sich die slide fiebrig schüttelt, die rhythmik countryesk zuckelt, "gone, are you truly gone",
2. Stairs: eine verbindung, die ich bis auf diesen song nie hergestellt hätte, die stimme steil, erinnert emily kurz an alela diane, stampfender beat, die "pirate's gospel" erinnerung stösst jedoch nicht auf, die singende säge, eine auszeit im sechsminütigen stück, das redundanzen vermeidet und sich wie eine verliebte ziert, gleichzeitig aber alle ihre besten seiten zeigt, tempoverschärfung, dramaturgie, inszenierung,
3. Victorian America: das titelstück wird via streicher eingeführt, als träte im ballsaal die königin an, fortgeführt an einfacher gitarrenspur, um im refrain wieder aufzutrumpfen, blech stösst auf, nur emily jane white bleibt,
4. The Baby: ein midtempo stück, das von einem belebten refrain lebt, der stilistisch einwandlosen begleitung, ungefärbt, aber nuanciert,
5. Frozen Heart: matt, mystisch zunächst, fahrt aufnehmend, aufhellend, eine linie, die sich durch das gesamte werk zieht, als tröste sich die junge dame selbst, als gelte es, einen guten eindruck zu bösen gedanken zu machen,
6. The Country Life: was zu überlegen ist, und da sie sich eh auf rückzug befand, poetische bilder in stilechtem gewand, rumpelige gitarre, slide, gedoppelter gesang,
7. Liza: die gitarre etwas beschwingter, ein streicher beherzt und emily mit offener, aber leicht belegter stimme, schließlich wird das tempo angezogen, dringend benötigt, erlösung für minuten unter spannung,
8. The Ravens: ausgeholt, mehr als sieben minuten währt das poetische ansinnen, spürbarer, hautnaher kriegst du whites stimme nicht, weit vorn angelegt, nur von einer akustischen begleitet, sanft von streichern umgarnt, wenn es der raum zulässt, wunderschön und keine minute zu lang,
9. Red Serpent: schimmerig und finster federt die gitarre, leicht verhallt der gesang, im "huhuhuuu" wabert sinister die orgel,
10. Red Dress: die orgel hat gefallen am mittun gefunden, verlockend in hammond manier ihr stabiles wirken, in ausgewachsener runde geht sie unter, da die e-gitarre schiebt und die drums scheppern, dann ein aufheben, ein stoisches treiben, eine düstere konstante, erinnerungen an rose kemp,
11. A Shot Rang Out: flirrend die gitarre, mitsingen möchte man, jane machts vor,
12. Ghost Of Horse: der abschluss gelingt in vollem ornat, streicher, perkussion, gitarren und in harmonie.
mit sechzig minuten ein ausgewachsenes album, das sich letztlich eine versöhnliche note setzt. es hat höhepunkte, wie man sie einerseits nach "dark undercoat" erwarten (opener), wie man sie aber überraschenderweise auch hören durfte ("the ravens"). das album hat aber auch einige längen, insbesondere im mittelpunkt, wo sich die ruhigen stücke aneinanderreihen, ohne kontrapunkte zu setzen. dennoch, das gründliche vorgehen, mit dem "victorian america" angelegt wurde, ist ein großes plus. dass man immer wieder nach der zwielichtigen emily sucht, liegt im tollen erstling begründet. die junge frau hat sich weiterentwickelt. es wird jenen zupass kommen, denen "dark undercoat" zu karg war, es wird anderen, die gerade das düstere und unfertige des debuts liebten, gegen den strich gehen. ***1/2 - **** ("victorian american, 12.10.09, talitres)
Emily Jane White - Bessie Smith (from "dark undercoat")
Emily Jane White - Time On Your Side (from "dark undercoat")
Emily Jane White - The Demon (from "dark undercoat")
19. Nov. 2009 20:00 Winterthur Gaswerk, Germany
20. Nov. 2009 20:00 Vienna (tba) Vienna, Austria
21. Nov. 2009 20:00 Vienna Blue Bird Festival Vienna, Austria
23. Nov. 2009 20:00 Dreikönigskirche Dresden, Germany
24. Nov. 2009 20:00 Kapilio Langenau, Germany
25. Nov. 2009 20:00 Offenburg tba Offenburg, Germany
26. Nov. 2009 20:00 Volksbad Buckau Madgeburg, Germany
28. Nov. 2009 20:00 JZ Karo Wesel, Germany
wunderschöne review. Da sind wir uns ja einig bei der Frau White!
AntwortenLöschendanke. ja, bei Euch klingt das ähnlich.
AntwortenLöschenemily jane white spielt hier bei mir auf'm dorf? bin begeistert!
AntwortenLöschenna siehste, manchmal lohnt es sich doch, hier reinzugucken.
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