natürlich stand auch alles unter dem eindruck dieser neu entdeckten stadt. dieser so erstaunlich sauberen stadt. als ginge ihr unter der reinheit der charakter verloren. wäre da nicht die monstrosität, die größe, die macht und die erhabenheit, die längst alles deckten. habe ich in wien ein viertel gesehen, dass mich nicht beeindruckt hätte? vielleicht am prater. diesem volkstümlichen geviert, da man zwischen etlichen geisterbahnen und diversen fahrgeschäften flohmarkt abhalten, der wiener sportgemeinschaft frönen und zugleich dem stimmengewirr etlicher nationen folgen kann. alles geerdet, alles ohne übertriebenheit, irgendwie echt. ähnlich wie dem venster 99. einer kleiner lokation unter der bahn, wie sie ähnlich auch an der schönhauser allee in berlin zu finden sein könnte. eher dem punk zugeneigt, die aufspielenden kapellen würden wir wohl im münchner kafe kult antreffen, wenn sie denn richtung westen weiterreisten, an diesem abend wurden good cop und wirtschaftskammer erwartet. letztere um ihre debütalbumveröffentlichung zu lobpreisen.
der dreier von good cop schob ordentlich an, mit der rechten prise rotz und verwegenheit hieb man auf sein publikum ein. des sängers stimme entglitt mitunter ins falsett, etwa als er "o.b.c.t." intonierte, aber der handfesten vorstellung tat dies keinen abbruch. zudem gab es von bass und schlagwerk stets unterstützung, auch in sachen gesang. die musik der wiener band lässt sich wohl am ehesten im punkrock verorten, wenngleich auch immer mal wieder etwas new wave haltiges durchzulugen schien. guter auftakt, highlight "ex files" mit schönen weiblichen vocals.
manch einer schaute sich verdutzt um, da war die dreiköpfige kapelle namens wirtschaftskammer bereits kräftig am tun, als sänger clemens denk sich dazu gesellte, um dann doch eher abseitig zu agieren. dass er sich gänzlich dem auditorium zuwandte, war eher selten. und was er sang, war stets die halbe wahrheit, und wie er es tat, mehr ein sprechsingen, denn ein auf die note gtrimmter wohlklang. kein ort prädestinierter. und vielleicht sang er dann doch nicht nur in die ohren solcher, die eh schon auf linie sind. vielleicht waren an jenem abend auch menschen anwesend, denen man etwas beibringen konnte, die noch nicht jenseits von gut und böse agieren, in einer welt aus smartphonie und kaufbetäubung.
doch der ungelenke kerl da vorne ist wahrlich kein agitator, aber seine statements wirken nach, subcutanes gut, das sich in die seele frisst. wer sich einmal gefangen hatte, konnte sicher dem launigen auftritt der frisch zusammengeschusterten truppe einiges abgewinnen. die batterie schoss gewaltig, fast aggressiv, dem bass konnte man zigfach feine lines abringen, die dennoch eine wucht besaßen, ganz zu schweigen vom klugen gitarrespiel der jungen dame im bunde. und dann eben clemens denk. "kaufkraft" geht ihm flink von den lippen, man spürt förmlich, wie er sich im text zuhause fühlt, und wie sehr ihn die darbietung anstrengt. zwischen den liedern verzieht er sich in den hintergrund. der hintergründige.
"rechnung" ist statement und ein kapitaler brocken auch auf dem gerade erst auf cut surface erschienen selbstbetitelten album. das meiste ging ihm wohl leicht von der hand, konzipiert und vorausberechnet war da eher nix. und für den fremden hat das österreichische idiom sowie noch einen mehrwert. "elba", ja. ganz pragmatisch ist's , wenn er ans mikro muss, die einsätze passen und du spürst, dass sich die texte nicht ins musikalische drängen, das gehört zusammen, als hätte vor sich hin gemurmeltes eine melodie bekommen, wie ein spatz auf dem ast einen sonnenstahl ab, der sich durchs dichte geäst einen weg zu ihm bahnte.
für die welt ist herr denk ein fremder, und andersherum vermutlich auch. ich fühle mich dem nahe, was er zu sagen hat. und mir langt das angedeutete und die halbheiten. dahinter ist, was du selbst einfangen musst. wie auch sonst im leben.
am 15. april spielen wirtschaftskammer in hamburg. geht da hin!
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