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Dienstag, April 23, 2019

hicks!: jo schornikow


im september 2012 stand hier:
es ist nicht so einfach, an fakten über jo schornikow zu gelangen. zum beispiel nur eine booking agentur gibt etwas mehr über die singer/songwriterin, die mulitinstrumentalistin preis. ihre eigenen webseiten strotzen vor nichtinformation. wenn ich nicht bereits eine affinität für the shivers hegte, die kollaboration von joanne mit keith zarriello, wüsste ich zunächst auch nicht, wohin mit der jungen dame. deshalb hier nur ein paar details. was sich zunächst nach einer stinknormalen karriere im rock 'n' roll business anhört, hat seine anfänge in strömen, die nur selten von jenen befahren werden, die sich auf den bühnen wiederfinden, die nun auch schornikow bespielt. denn sie begann zunächst als jazzpianistin, gewann etliche preise und brachte ein studium zu ende. der new yorker pianist fred hersch nahm sich darüber hinaus ihrer an. ein nicht unwesentlicher aspekt, denn während dieser zusammenarbeit traf sie auf eben jenen keith zarriello, dessen songwriting sie nachdrücklich inspirierte. und so zog sie, die in melbourne aufgewachsene, nach new york, um mit ihm the shivers zu gründen. das war in 2008. ihre vielfachen tätigkeiten für befreundete kollegen, etwa kelli scarr (moby), jack howard (hunters & collectors) oder die arbeit für elvis costellos "discovered" oder mit peter & the wolf, hinderte sie nicht an soloarbeiten. daneben ist sie auch weiterhin als klavierlehrerin, als organistin in einer kirche und als jazzpianistin tätig.doch noch einmal zurück zum solowerk, um das es hier ja vorwiegend gehen soll. abseits all ihrer vielzähligen tätigkeiten gelang schornikow mit "first time, long time" ihr debut, welches im märz diesen jahres erschien. es wurde in kirchen und schlafzimmer rund um melbourne und new york aufgenommen. 12 tracks, die aus dem off heraus zu strömen scheinen, mit einer eindringlichkeit und distanzlosigkeit, dass man zunächst gewillt ist zurück zu ziehen. doch die offenheit, die ehrlichkeit, die rechtschaffenheit schornikows sind unausweichlicher gruß, offenbarung, einladung. mit einer attitüde tritt die junge frau auf, dass man meint, einer heroin gegenüber zu stehen, einer altgedienten. dabei zeigt sie ein jugendliches antlitz, das gern einmal falten schlägt. auf fotos neigt sie die dazu, den kopf zu senken. in dieser pose scheint sie auch ihre lieder zu singen. mit "what could have been" legte joanne im juni einen 5tracker nach, der nicht weniger anregend ist. die hohe qualitative dichte ihres materials ist bezeichnend.
 mit "secret weapon" ist nun ein neues album erschienen. an der intensität der musik hat sich nichts geändert. in der zwischenzeit hat sie zwei kinder bekommen (matthew houck (phosphorescent) ist der vater). irgendwo liegt die wahrheit.

Samstag, April 20, 2019

zu gehör getragen (211)

aldous harding - designer (2019)
> den faden zu den vorgängeralben aufnehmend, nicht weniger reduziert, aber doch deutlich gefälliger und berechenbarer, potential zu einer echten großen songwriterin hat die neuseeländerin aber allemal, 3-3,5/5

heather woods broderick - invitations (2019)
> die suche nach antworten gerät zu einem ausflug in dekoratives, natürlich nicht ohne hie und da sphärisch-schöne momente zu hinterlassen, in der gesamtheit bei allem synthpomp aber zu schlicht, 2,5/5

chris forsyth - all time present (2019)
> ein am ende den unterschiedlichsten genres zugeneigtes gitarrenrockalbum, das sich in größter gelassenheit dem ausufernden hingibt, ohne uninspiriert zu sein oder dem langmut zu frönen, 3,5-4/5

strand of oaks - eraserland (2019)
> erstaunlich dichte , intensive und persönliche platte, die showalter mit hilfe einiger prominenter unterstützer (my morning jacket, jason isbell...) ablieferte, live eingespielt bei toller produktion, 3,5-4/5

Montag, April 15, 2019

hicks!: jeanines

slumberland records mit einem ganz feinen release im juni, brooklyns duo jeanines mit seinem debütalbum:

Sonntag, April 14, 2019

hicks!: joanna sternberg


man kann nur hoffen, dass sich alle von der rsd-euphorie erholt haben. der unsägliche kommerzquark ist jährlich ein ärgernis. dafür:
noch ein junges ding, aber mit einem tiefen anstrich. joanna sternberg aus new york wird im juli ihr album "then i try some more" auf team love record herausbringen.

Samstag, April 13, 2019

hicks!: living hour


bei manchem reicht es zum album des tages. aber "softer faces" kann mehr. es genügt höheren ansprüchen. im dreampop zuhause ist es unverfänglich und anziehend zugleich. es überzieht den alltag mit einem grauschleier, der von allen seiten illuminiert ein zauberhaftes plaid ergibt, unter dem es sich heimelig einrichten lässt. das album ist im frühen frühjahr erschienen und ward gestaltet von sam sarty (lead vocals, casiotone keyboard, trombone), adam soloway (electric guitar, backing vocals, omnichord), gil carroll (electric guitar, acoustic guitar) und alex chochinov (drums, trumpet). unterstützt wurde die truppe aus wimmipeg vom produzenten kurt feldman (the pains of being pure at heart, chairlift, no joy). spaeti palace hat den kanine records release mit einer kassetten veröffentlichung unterstützt: living hour.
ach ja, boykott rsd!

Sonntag, April 07, 2019

hicks!: micro pop week 2019


wir haben in den vergangenen jahren mehrfach über die micro pop week in düsseldorf geschrieben, nicht zuletzt weil wir auch gern zugegen waren. leider klappt es auch heuer nicht, dieser wunderbaren, über eine woche anwährenden offenbarung der hiesigen, aber auch darüber hinaus lebendigen d.i.y.-szene beizuwohnen. deshalb fühlt Ihr Euch umso mehr dazu aufgerufen, der einen oder anderen veranstaltung zu mehr glanz zu verhelfen. in den verschiedensten lokationen trefft Ihr auf die unterschiedlichsten künstler und kunstformen. ich habe mir beispielgebend ein paar herausgesucht:
am 08.04. spielen interbellum (lib) und die spaghetti wings aus hamburg in der birkenstr. 71,
als konkurrenzveranstaltung zur selben zeit, am selben tag nur eben im fft kann man sich laura gibson antun, holla,
am 10.04. spielen nathan shubert (can) und simeon walker (uk) in der tonfabrik, herausragend auch:
am 13.04. die zusammenstellung des abschlusskonzerts: the fire harvest (nl), thot (bel) und watt!.

obendrauf gibt es einen bastelworkshop oder einen filmeabend, vieles andere mehr, die übersicht gibt es her:


Samstag, April 06, 2019

hicks!: julia shapiro

da hörst du schon am ersten gitarrenstreifen aus welcher werkstatt diese nummer kommt: "natural" ist die erste single aus dem solodebüt von julia shapiro, "perfect vision" wird am 14. juni auf hardly art erscheinen :

Montag, April 01, 2019

konzert: good cop / wirtschaftskammer, 29.03.19

natürlich stand auch alles unter dem eindruck dieser neu entdeckten stadt. dieser so erstaunlich sauberen stadt. als ginge ihr unter der reinheit der charakter verloren. wäre da nicht die monstrosität, die größe, die macht und die erhabenheit, die längst alles deckten. habe ich in wien ein viertel gesehen, dass mich nicht beeindruckt hätte? vielleicht am prater. diesem volkstümlichen geviert, da man zwischen etlichen geisterbahnen und diversen fahrgeschäften flohmarkt abhalten, der wiener sportgemeinschaft frönen und zugleich dem stimmengewirr etlicher nationen folgen kann. alles geerdet, alles ohne übertriebenheit, irgendwie echt. ähnlich wie dem venster 99. einer kleiner lokation unter der bahn, wie sie ähnlich auch an der schönhauser allee in berlin zu finden sein könnte. eher dem punk zugeneigt, die aufspielenden kapellen würden wir wohl im münchner kafe kult antreffen, wenn sie denn richtung westen weiterreisten, an diesem abend wurden good cop und wirtschaftskammer erwartet. letztere um ihre debütalbumveröffentlichung zu lobpreisen.

der dreier von good cop schob ordentlich an, mit der rechten prise rotz und verwegenheit hieb man auf sein publikum ein. des sängers stimme entglitt mitunter ins falsett, etwa als er "o.b.c.t." intonierte, aber der handfesten vorstellung tat dies keinen abbruch. zudem gab es von bass und schlagwerk stets unterstützung, auch in sachen gesang. die musik der wiener band lässt sich wohl am ehesten im punkrock verorten, wenngleich auch immer mal wieder etwas new wave haltiges durchzulugen schien. guter auftakt, highlight "ex files" mit schönen weiblichen vocals.



manch einer schaute sich verdutzt um, da war die dreiköpfige kapelle namens wirtschaftskammer bereits kräftig am tun, als sänger clemens denk sich dazu gesellte, um dann doch eher abseitig zu agieren. dass er sich gänzlich dem auditorium zuwandte, war eher selten. und was er sang, war stets die halbe wahrheit, und wie er es tat, mehr ein sprechsingen, denn ein auf die note gtrimmter wohlklang. kein ort prädestinierter. und vielleicht sang er dann doch nicht nur in die ohren solcher, die eh schon auf linie sind. vielleicht waren an jenem abend auch menschen anwesend, denen man etwas beibringen konnte, die noch nicht jenseits von gut und böse agieren, in einer welt aus smartphonie und kaufbetäubung. 

doch der ungelenke kerl da vorne ist wahrlich kein agitator, aber seine statements wirken nach, subcutanes gut, das sich in die seele frisst. wer sich einmal gefangen hatte, konnte sicher dem launigen auftritt der frisch zusammengeschusterten truppe einiges abgewinnen. die batterie schoss gewaltig, fast aggressiv, dem bass konnte man zigfach feine lines abringen, die dennoch eine wucht besaßen, ganz zu schweigen vom klugen gitarrespiel der jungen dame im bunde. und dann eben clemens denk. "kaufkraft" geht ihm flink von den lippen, man spürt förmlich, wie er sich im text zuhause fühlt, und wie sehr ihn die darbietung anstrengt. zwischen den liedern verzieht er sich in den hintergrund. der hintergründige. 

"rechnung" ist statement und ein kapitaler brocken auch auf dem gerade erst auf cut surface erschienen selbstbetitelten album. das meiste ging ihm wohl leicht von der hand, konzipiert und vorausberechnet war da eher nix. und für den fremden hat das österreichische idiom sowie noch einen mehrwert. "elba", ja. ganz pragmatisch ist's , wenn er ans mikro muss, die einsätze passen und du spürst, dass sich die texte nicht ins musikalische drängen, das gehört zusammen, als hätte vor sich hin gemurmeltes eine melodie bekommen, wie ein spatz auf dem ast einen sonnenstahl ab, der sich durchs dichte geäst einen weg zu ihm bahnte.

für die welt ist herr denk ein fremder, und andersherum vermutlich auch. ich fühle mich dem nahe, was er zu sagen hat. und mir langt das angedeutete und die halbheiten. dahinter ist, was du selbst einfangen musst. wie auch sonst im leben.

am 15. april spielen wirtschaftskammer in hamburg. geht da hin!