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Freitag, Januar 06, 2017

neue töne (1708): lichen


im august 2014 war es, als wir folgendes schreiben konnten:
"shake my bones" heißt das debütwerk des duos lichen auf lungbasket recordings. hinter dem moniker verstecken sich die beiden jungen musikerinnen mia friedman und katie mcshane. sie bewohnen boston und starten von dort eine freiharmonische karriere. im free- bzw. weird- bereich angesiedelt, agieren die beiden mädels an geige, banjo und cello im leichtfüssigen. die töne folgen keiner schweren rhythmik, erleben ein flugabenteuer der besonderen art, bevor sie aufgefangen werden, um neu verarbeitet zu werden.
was sich als experiment deutet, ist auch verfänglich. weil es harmonische schauer aufbietet, weil sich details als einfach nur wunderschön erweisen, weil die dissonanz diszipliniert daherkommt, weil die stimmen der protagonistinnen freundlich sind, weil die partner sich als gewichtig erweisen. als da wären jesse heasly (bass, harmonium), andy allen (clarinet, tape), ethan t. parcell (drums) und sam lisabeth (guitar). sie kommen von der tradition, entschleunigt und mit herzem gelingen nicht umsonst die traditionals besonders, und wagen dennoch den absprung.  das elf tracks umfassende album erschien im mai dieses jahres und kann sowhl als tape als auch als handgefertigtes cd- exemplar erworben werden.
an der besetzung hat sich seit dem nichts verändert, immer noch agieren mia friedman und katie mcshane unter besagtem moniker lichen. im mai 2015 wurden gemeinsam in mias haus die aufnahmen für den zweitling unter dach und fach gebracht. "dusty plastic" erschien am letzten tag des vergangenen jahres auf roto-asterisk records. zu spät für die liste des jahres, aber nicht um erwähnt und goutiert zu werden.


ein kammermusikalisches aufspiel zunächst, die streichinstrumente sehnen die schatten herbei, die gesänge grüßen die gründe. theatralisches gebahren und performantives, dramaturgische wendungen und am dynamischen austritt balancierend. doch selbst ein an einem folktraditional knabberndes stück wie "busy country, i will yes be" gerät zu einer dissonant beflissenen, gierig staubenden nummer. und begeistert. aus dem off dann die stimmen, wie sie die windschiefe geige fangen wollen. ein blechernes banjo treibt die winde vor sich. daneben buchstabiert es sich leicht. hört rein und erfahrt avantgarde folk, weird- oder freefolk, ganz egal, wie man es schimpfen wollte.

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