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Donnerstag, Dezember 22, 2016

neue töne (1704): bruch


photo by david isnjic

die technoide note ertrinkt im beatsuff, während an den rändern der schalen blume exaltierter gesang im stile des frühen herbert grönemeyer kreist. perkussionsgewitter, synthiepower, der opener zu "the lottery" lässt nichts zu wünschen übrig. aus dem off schrickt neuerlich die steife stimme, diesmal muss der titelsong auskultatiert werden, wundersame melodie in schleifen steigt und fällt, elektrorock an der schwelle zu einem neuen jahrzehnt. rückwärts gewandt und doch pulsierend offen für eine zukunft ohne moderne. "considerate" markiert den schnellschrittigen powerpop, knackig und gestelzt und auf angenehme weise gereizt. reizend, die bruch fabrik liefert. momente, die man halten möchte. doch hier folgt ein flokkatifeger auf den nächsten. "meteorite" forciert, besticht im hall und an rasanter rhythmusmache, fiepsen inklusive. durchaus im schwange, "heart and soul" stilverbrämt und  originär auskunft gebend über machtwissen, endet schließlich als thema für einen agentenstreifen. mit "the brood" entdet dagegen die a-seite des langspielers, eine art rapbalsam, hiphop-predigt, beatsermon.
"bruch ist zunächst philipp hanich, kreativer kopf und zugleich akteur in der front. sein eindruck deckt sich mit vermessenheit. seine agilität preist den gestus. und doch verkommt hier musik alles andere als zu einem kasperletheater. die energetische fiebrigkeit und der zur schau geführte aplomb stellen nur formensprache dar, sind eine lesart für die übersetzung in eine kollektivleistung." das klienicum, 12/14


zwischen den schänken. singen wir unsere lieder. im brustton der überzeugung. laut. und schön. metallen der schlag. männlich der ausdruck. die scham ist längst niedergesoffen. es sind unsere lieder. die einzigen, die wir haben. zwischen den schänken. wanken die steige. abseits der gedanken. giftig der stachel. sitzt.
alles, was war, ist. kann. wird. sein.

das prekäre trotzt dem stolz, heftig und laut, gejocht, gedrillt, zeitensprache, tracks wie "hunger" sind ernstnehmer, gravityrock. machs lauter! im abgleich mit "to my sanity" erkenntnisschwangerschaft, wir schütten das kind mit dem bade aus, gefühle, klar, aber mit verschränkten armen vorgetragen und dennoch bloßgelegt. spätestens das lustschmerzende "dancing on my grave", fiebrig und emotional, zwingt zur wiederaufnahme der bilateralen beziehungen. eine stroboskopene nummer. keck schließlich das gitarrenwerk, blechern das schlagwerken, dunkel dräuts im hintergrund, wenns an die eigene "haut" geht. entregung via "the jester's crown", "philipp said" und "warm ice". nach für nach. in die stille.

bruch präsentieren sich in nobler abwehrender geste erstaunlich offen und nehmen den hörer in geiselhaft. für eine unbestimmte zeit. der dritte full length release erschien anfang dezember auf dem aus totally wired records hervorgegangenen cut surface. wien sei dank.

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