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Montag, Dezember 19, 2016

neue töne (1702): alex archibald


photo by goske omori

bereits die ersten töne, die ich bis dahin je von alex archibald hörte, begeisterten mich so sehr, dass ich am liebsten sofort die tastatur bedient hätte. doch was schreibst du über ein zwar liquides, fast schon malerisches spiel, wenn du über den kerl, der es auf seiner gitarre zaubert, nichts weißt? er ist amerikaner, lebt in kanada, bekommen wir raus, und bietet auf seiner bandcamp seite einige alben an, für die er bereits verantwortlich zeichnet. sein ausdrucksspielraum ist offen, lässt vieles zu, ist weder beschränkt auf den american primitive, dem ich zunächst begegnete, nicht auf den trockenen raga, nicht auf das besinnungsfreudige banjospiel, zu dem er sich gelegentlich hingezogen fühlt, aber auch nicht auf eine beständige interpretation seiner lieder im zusammenspiel mit kollegen, begleitet von einem piano etwa, wie er es in zwei beispielen auf dem neuen album geschehen lässt.

archibald legte vor kurzem mit "the ferryman's fee" ein elf songs umfassendes werk vor, das die stilistische breite aufnimmt und am ende doch das bewußtsein für das freie gitarrenspiel schärft. denn das ist so präsent und eindringlich, so fordernd und belebt, dass es die volle konzentration beansprucht. da sind die flirrenden passagen, da die saiten wie junge flöhe hüpfen, da sind die lyrischen momente, benetzt mit dem tau von melancholie, da sind augenblicke, da die welt inne zu halten scheint.


schon der opener "sign of the yellow whale" entledigt sich sämtlicher vorbehalte und brilliert mit gegründetem spiel, mit einer frohlockenden, narrativen note, ist frei und offen und dabei voller dynamik und präsenz. "crickets to kendra" wird mit klavierbegleitung zu einer entspannten ragtime nummer, doch schon mit "woodsmoke in the street" kehren wir zum kargen folk zurück, das open back five string banjo gibt sich im solo hin. der titeltrack gerät zu einer wärmenden kaminnummer, zu der das coverfoto bestens passte. sich wiederholende melodische momente werfen das seil, an das man sich sehr gern binden lässt. die gefangennahme ist aber längst viel früher geschehen. es finden sich fürderhin blues inspirierte lieder, liveaufnahmen, die so wunderbar die offenen strukturen dieser musik repräsentieren, es findet sich die stille weise, der blasse folk, aber auch das freie aufspiel, die improvisation. das album ist voller überraschungen, voller stilistischer wendungen und kann doch jederzeit archibald verbindlich zugeschrieben werden. ein glückfalls in allen belangen. erwerben kann man es über die bandcamp seite des künstlers sowohl als cd, aber auch in digitaler form.

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