neulich gab es, vielleicht aber auch noch anhaltend die ungezügelte diskussion um die beweglichkeit, die tiefe und die nachhaltigkeit der münchner musikszene. ich war nicht nur baff ob der (eingeschränkten) beurteilungsfähigkeit manchen beobachters, sondern auch erstaunt über die häufig negative betrachtung dieses meines erachtens sehr lebendigen objekts. da mangelt es doch eher mal an der distinktionsfähigkeit oder der kritikfähigkeit und erst recht am willen für ein miteinander. aber auch über monopolisierungstendenzen müsste man reden, klar. aber das es anders gehen kann, beweisen offene projekte, die diese stadt immer wieder hervorbringt. so konnte in fürsorglicher kooperation ein konzertabend im schönen sendling organisiert werden, nachdem die schweden thisell nach einem auftrittsort in der bayerischen hauptstadt suchten, für den direkten weg nach italien ward es zu weit. die galerie gut (danke denis!) und zwei musikblogger (danke gerhard!) hockten sich spontan und virtuell zusammen und entspannten einen feinen faden, an dem sich ort, zeit und einladungen platzieren ließen. am ende fuhren die drei musiker auf den hof und gut zwanzig lauschfreudige harrten ihrer.
dass wir einen wirklich wunderbaren ort gefunden hatten, merkten wir erst, als die lichter ausgingen, die nacht sich über die stadt befahl und der kleine galerieraum seine ganze herrlichkeit entfalten konnte. die schlichten und doch wirkungsgewaltigen lichtinstallationen, die an mehreren punkten des raums aufgehängt waren, beherrschten das rund auf das eindrücklichste.
während also über uns planetare welten kreisten, farben muntere spiele trieben, während visuelle ein-drücke entstanden, zauderte vorn das kleine, fast schon kammermusikalische ensemble keine sekunde, uns ebenso entführen zu wollen. in der mischung entstand eine wallfahrt, zu der man sich weniger aufgerufen, denn hingerissen fühlte. die welten vereinten sich zu einem sinnlichen genuss, in dessen zentrum noten pulsten und bilder entstanden und vergingen und entstanden und vergingen. alles war in einen zauber eingebunden, von dem man sich nicht lösen wollte. und so wurde die kleine gemeinschaft in eine traumkapsel eingeschlossen und in die umlaufbahn gebracht, um über eine stunde hinaus beglückt zu werden.
die band um den songwriter und sänger peter thisell hatte ein neues album im gepäck, schlicht "II" getauft und mit ebenso melancholischen wie persönlichen liedern bestückt, wie man sie bereits vom erstling gewohnt war. doch strahlten die neuen songs noch mehr tiefe, eine noch größere intensität aus, waren um einiges mehr von der persönlichkeit peters durchdrungen. die zeit ließ nicht nur freude darin zurück, auch die schatten der vergangenheit bahnten sich ihren weg. nicht umsonst, dass ein bild, da die nacht schon durch die fenster des alten schulgebäudes drückt, das cover ziert, während wir auf dem debütalbum noch die sonnenstrahlen entdecken können, die den alten holzfußboden in jenem haus fluten, in welchem die alben einst entstanden waren.
doch es wurde kein abend der trauer und des rückzugs. im gegenteil zeigten sich peter und kollegen voll von leidenschaft, nicht nur zu unterhaltung und zum entertainment, viel mehr um die liebe, die sich vor allem in dem bärtigen burschen da vorn so breit gemacht zu haben schien, anzutragen, sie zum nähren darzureichen, zu teilen. so wie sie ihm zuteil wurde. aus jeder textzeile ließ sich ein glücksmoment pressen, wie ihn nur die sensibelsten aufzunehmen und wieder abzugeben in der lage sind. ein solcher kerl, ein solcher gewinn!
und er hatte auch dieses mal wieder tolle begleiter mitgebracht. einen festen kreis zu etablieren, gelinge ihm nicht, so erzählt er später, weil viele seiner befreundeten kollegn studierten oder arbeiteten, doch ließe sich stets jemand finden, der mit ihm reisen würde und die qualität besitzt, um ihm den rücken zu stärken, die flanke zu schützen. heuer waren dies david odlöw am akkordeon, wechselnd zu bass oder violine und tomas larsson, der für den elektrischen gitarrenglitzer veranwortlich zeichnete. beide agierten mit traumwandlerischer sicherheit im muskalischen konzept thisells. vor allem die violine, die odlöw folkig interpretierte, fügte eine neue note in spiel mit ein.
fast eisig schneidend durchdrang diese wenig griffige und doch unbeirrbare stimme den lichten klangkosmos aus betonender e-gitarre und akkordeongrundierung. ein wenig hookskonditionierung und wir näherten uns einem klassisch anmutenden "will you have me?". tupfend die stille durchstossend und wir ruhten am warm formulierten "if i sing my song". ein flirrender, kaum wahrzunehmender augenblick. vorbei. und schon ging es konzertanter, energischer weiter. und schon entwickelte sich dynamik, die sich in den schattenbildern an den wänden fortsetzte. ein kaleidoscop aus musischen und visuellen effekten. im schunkeltakt von "i know it's true my love for you" in die nacht.
toll, dass solche abende möglich sind. die stadt gibt das her, so viel ist seit vorgestern klar. und es schreit geradezu nach wiederholung. wir arbeiten daran. versprochen.
Schöner Bericht, Eike, zu einem schönen Abend. Genau, wir arbeiten dran, an der Wiederholung. Ich freu mich schon.
AntwortenLöschenViele Grüße,
Gerhard
können wir ja schon mal ankicken, 12.02. mit chris brokaw im atelier gut!
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