es gibt an diesem abend eine endlose zahl magischer momente. dieses so differenziert auftretende ensemble, die fast schon beklemmende macht der nicht zwingend einträglichen und doch stets eindringlichen songs, die wachsende gegenseitige begeisterung usw., aber nichts, was hätte übertreffen können, das angel olsen mich fast das ganze konzert über angesehen hat. oder bildete ich mir das ein? war dieses ernsthaftigkeit ausdrückende, freundliche gegenüber nicht direkt auf mich fokussiert? stand ich nur glücklich? oder eher unglücklich und ich wurde zur billigen projektionsfläche eines in sich versunkenen künstlers? alles möglich, mir aber egal. denn mir sang die amerikanerin schließlich direkt ins gesicht. vielleicht auch dem einen oder anderen vor mir oder neben mir, aber mir auch. wie sie sich auch sonst zugewandt zeigte, sehr offen und kommunikativ schien. hier und da einen flotten spruch loswurde, auch ein schnäpschen annahm und etwas alberte.
doch zurück zu mir fand sie in ihren liedern. die sie mit einer bahnbrechenden stimme vorträgt, die wie übersteuert klingt, die betonung erfährt, in dem ihr der soundingenieur den raum einräumt, der ihr zusteht. da klatscht die gitarre von rechts, da greift tüchtig das schlagwerk von hinten ein und all die finessen, die im klangbild für abrundung sorgen, doch zuvorderst bestreitet olsens gesang die zu leistende arbeit. er ist griffig und und doch bleifrei, wie gerade flügge werdend, dass er sich noch nicht gänzlich vom boden abheben kann. und das ist gut so. denn wir brauchen sie hier mit ihrer thematischen treue, die sich auf dem neuen werk mit dem geschlecht, dem man die schwäche zuspricht, befasst.
doch dieses konzert ist mehr, seiner wesenheit nach eine art gottesdienst, da im man sich hall verschwendet, sich in der gediegenheit dreier gitarren suhlt, im konkreten des rhythmus verliert. "never be mine" ist ein gelassener opener und doch so anzüglich in melodie und vortrag, weil man sich sofort angesprochen fühlen muss. "high five" ist eine dieser nummern, die so ungezwungen gelingen und doch zeugt sie vom formidablen geschick olsens, songs zu schreiben, die auf ewig nachklingen können. bei "shut up kiss me" fährt sie erstmals ihre stimme voll aus, während die saiten aufgerissen werden und man gemeinsam einem höhepunkt entgegen rast. wunderbar, wie "lights out" eingestreut wird und das wunderbare "burn your fire for no witness" zitiert wird. die schlingernde harmonie verfängt sich im geschick der musikerbande. man möchte anfügen: und immer so fort. doch letztlich war jedes lied eine anmutung und ein erinnerungswürdiges stück. "sister"! in der zugabe wurde schließlich mit "intern / woman" noch einmal außerordentlich gejammt: angel olsen an den keys und im vereinten gesangestaumel mit ihrer kongenialen kollegin, die schon das gesamte konzert über einen ausgesprochen schönen backgroundpart geliefert hat:
setlist: never be mine / hi-five / shut up kiss me / lights out / heart shaped face / sister / those were the days / drunk and with dreams / miranda / windows / not gonna kill you / sweet dreams / forgiven/forgotten / give it up / encore: intern/woman
ein wunderbarer konzertabend, danke.
Hmmm, ihre letzte Platte hat mich zurückschrecken lassen, das Konzert war dann wohl doch um Längen besser.
AntwortenLöschenViele Grüße,
Gerhard