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Sonntag, Juni 05, 2016

neue töne (1637): angela aux


im schlissigen kleid der musiker. der sound. das bild. von gestern auf heut auf links gedreht. da hat der ehemalige electronica-meister endlich sein folkalbum gefertigt, wie er es uns dereinst, nämlich 2011 prophezeite. ganz so einfach ist es nicht. denn nicht etwa diebisch fügen sich in dieses fassbare wie zauberhafte werk einschlüsse, bernsteinfarben, von ein wenig verwegenheit. das trommelnd starke piano etwa, samples oder all die flinken spielereien, die wie beiläufigkeiten untergeschoben werden. doch beiläufig ist bei angela aux eben nichts. es gibt da diesen unentwegten willen und den zorn zum erfolg. doch das konstruierte ist nicht nur willentlich, sondern ein gebrauch, wie ein handwerkszeug, das über die jahre passgenau in der hand liegt, ein muss. und so changiert der künstler eben zwischen dieser angedeuteten freiheit und dem plan, der hinter allem steckt. die lyrics zirkulieren in dichtem gedankennetz, in welches man vorstossen kann, sie reflektieren das selbst in der welt und die welt im selbst und lassen muster erkennen und dringende erfahrungen. das äußere ist teil eines verwandlungskonzepts, welches sich auflöst, wenn man darüber spricht. einfach macht er es sich nicht. vielleicht auch deshalb trifft man mittlerweile auf eine viererbande, wenn angela aux im munde geführt wird.


die songs von "wrap your troubles in dreams", welches am 13. mai auf millaphon records erschienen war, sind von einer bleibenden schönheit. ihnen gelingt die verknüpfung akustischer und elektronischer mittel, welche sich nicht nur zweckdienlich verbandeln. schon im opener "fucked up blues" gerinnt am geklopften beat die schraffierte gitarre, welche sich wiederum im sanft agierenden streichergewerk als teil des ganzen versteht. vielleicht heben wir uns deshalb die begriffe täuschung und versteckspiel auch für später auf. vielleicht begreifen wir lieder wie "simone please" oder den "big city blues", die sich knochig präsentieren, die auch den künstler freilegen, als eine art mutprobe. die offenheit jedenfalls steht angela aux. die grundstimmung aus seelenschmetter und dem drängenden bewusstsein, etwas entgegen halten zu können, ziert ein album, das irgendwie aus der zeit ist. ein album, das zugleich einen charakter trägt, der vom überdauern erzählt. von der chance, in  naher, aber auch in weit entfernter zukunft diese heutige geschichte neu und auf andere weise erzählen zu dürfen. wechselwirkend interagieren die nummern, als hätten sie den schlüssel für passgenaues zueinander gefunden, und setzen zacken für zacken dem dritten album von angela aux die krone auf. oder die perrücke, um im bild des schließlich nur mäßig verwandelten künstlers zu bleiben, der näher bei sich ist, als man auf den ersten blick glauben wollte.

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