seiten

Montag, Mai 02, 2016

neue töne (1624): tyler higgins


 wie wind nur die wipfel der bäume berührt, wenn er unbemerkt auf dem weg in eine andere zeit seine kreise zieht, zärtelt die e-gitarre hier als opener, denn zum abschied die stille. wenn töne nicht wie sand in der wüste in der tiefe verschwinden, sondern in sich ruhen dürfen, den moment kosten wie frischen nektar. wenn sie eine lebendigkeit erhalten, die nicht vom nächst folgenden kollegen absorbiert wird. "motel tv" birgt hoffnungen. mit "blood mood" legte tyler higgins am 16. april seinen neuling vor, der bestätigt, was der auftakt versprach. vom bluesinspirierten und minimalismus dominierten sowie dem fingerpicking die ehre erweisenden "lonely and blue" aus dem august des vergangenen jahres (auf scissor tails) bis zum aktuellen werk ist es nicht so weit. auch wenn heuer die etwas treueren klänge gefragt sind. konstant ist die gebündelte energie, das freie aufspiel, die blendende note. umrahmt wird tyler higgins arbeit von paul stevens drumming, oft schiebt er nur seinen besen über die felle, und von ellen higgins gesang, den auch sie nur sparsam beifügt.
nicht weniger neu sind der einsatz von harmonica, mellotron oder chamberlin, die allesamt von tyler geführt werden. zum narrativen fügt sich das konspirative, weil schemenhafte, umrahmende.

üner zwölf tracks gelingen dem amerikaner ganz besondere stimmungen. anmutige, melancholische, tragische. es bedarf keiner worte, um hier nicht von ahnungen sprechen zu können, von bildern im kopf, die sich zu filmen zusammen reimen.
"blue mood" ist eine hinführung, ein erstes antasten. an sich selbst genügende musik, die nicht den puls der zeit erfassen muss, die nicht den musiker ins rechte licht rücken muss, die auch abseits einer chronologie bestand hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen