seiten

Freitag, Mai 20, 2016

konzert: orange blossom special festival 20, teil 7


der letzte festivaltag, der sonntag verfing sich am späten nachmittag noch einmal in ein paar sonnenstrahlen. weiter ging es mit spidergawd. manche auftritte wollte man nur mit einem wort beschreiben. hier wäre es vielleicht ein bumm in versalien. schon der aufbau des sets wies deutlich darauf hin, dass hier etwas anders laufen sollte, als sonst üblich. das schlagzeug stellte man in die front, daneben baute sich ein saxophon ähnliches gerät auf, das die üblichen dimensionen des instruments deutlich übertraf. als die vier musiker von spidergawd die bühne betraten, konnte man mit der zuordnung beginnen. im hintergrund baute sich der jungenhafte, doch langmähnige basser auf, den es aber dort nicht lange hielt. oft stiess er nach vorne und berauschte sich in kollektiver leistungsschau. mal mit dem rechts positionierten saxophonisten rolf martin snustad - der nicht nur für farbige einsprengsel sorgte, sondern konstant damit beschäftigt war, die musikalisch hoch brisante chose zu befeuern, den schub kann ich Euch nicht malen, zu welchem der typ in der lage war - mal gesellte er sich zum frontmann per borten, der den linken flügel bewachte, wo er alles andere als wachsig in die saiten seiner senfgelben gitarre griffig. mitsamt seines zuweilen schrillen, giftigen gesangs und der bombastrock gemahnenden saitenarbeit bot sich auf dieser seite der bühne ein heavy grinsendes monster. mittig wie beschrieben stand die schießbude. der feurige kerl kenneth kapstad dahinter hatte alle hände voll zu tun, aber alles im griff.


trotz einsetzenden regens hielt es die zuschauer nicht ab, die spannungsgeladene show zu verfolgen. hier hatten sich einige fans und szenekundige eingefunden, darüber hinaus aber weitere zuschauer, die sich der neuentdeckung dieser norwegischen band nicht verweigerten.


es gibt so bands, denen schaust du mehr als eine stunde zu und am ende bleibt echt nur sehr wenig hängen. bei vita bergen ist es mir so ergangen. dabei haben die jungspunde aus schweden doch einiges dafür getan, dass man sie in erinnerung behalten könnte. da waren zunächst die beiden frontmänner william hellström und robert jallinder, die sich in sachen gesangsparts immer mal wieder den ball zuwarfen. während der eine dies in stillstand übte, hüpfte der andere in unkontrollierter weise ständig die bühne auf und ab. zur seite standen dem duo weitere vier burschen. der gitarrist andreas jallinder, der drummer gustaf gunér, daneben ein basser und ein weiterer musiker am keyboard bzw. xylophon. so gelang ein durchaus flotter vortrag, der sich aber nicht so recht festsetzen wollte. zwischendurch spielten die jungs einen älteren track, bei welchem man eine neil young signatur vermuten mochte. die sehr stille, langsam nummer war vielleicht die beste. ich meine, es war "pictures". vielleicht klappts beim nächsten mal mit uns.


die beiden sheehy brüder sah man kurze zeit vor ihrem auftritt noch sehr entspannt vor der bühne stehen, wo sie interessiert kollegen verfolgten. dass sie sich wenige minuten später in diese vernarrten bluesfiebrigen gitarrenkiller verwandeln sollten, konnte nur erahnen, wer die engländer in manch zurückliegendem jahr auf den bühnen des festivals erlebt hatte. dass ihre brisante fuhre unter dem neuen vorzeichen - miraculous mule - auch auf der großen bühne funktionieren sollte, daran hegten sicher nur die kleinmütigster geister zweifel. dieses knochige gerüst aus schlagzeug und zwei straff gespannten e-gitarren rüstete im verlauf des konzerts auf, als läge es eine schicht nach der anderen auf das zunächst noch nackte skelett. während von hinten dank hervorragendem timing und mit gelassener virtuosität für stabiliät gesorgt wurde, sägten vorn die brüder mit ineinander verzahnter gitarrenwehr. das hatte kraft, ohne sich aufzuplustern, hatte groove, ohne sich in der taktung zu verfransen, das hatte eine bissigkeit, die nie die leichtigkeit verlor, um der mixtur aus blues und rock und wie der moderator dem trio bescheinigte mardi grass nicht doch noch das geheimnis zu entlocken. so ließ bruder eins zur linken den melodien freien lauf, während bruder zwei ihnen beine machte. das set bestückte sich auszugsweise aus der aktuellen "blues uzi" ep sowie dem 2013er album "deep fried" bzw. dem debüt-minialbum aus dem jahr 2011.


down bound train / they cut, we bleed / i'm a soldier / dangerous blues / wayfaring stranger / country circuit preacher / evil on my mind / blues uzi / holy fever / caravan rock / prettiest train / shave 'em dry.


während in den jahren zuvor das festival häufig mit sehr melancholischen acts abschloss, setzte der veranstalter in 2016 auf eine band, die sich zwar auch in elegische träumereien versteigen kann, die aber vor allem auf ein hochwertiges songwriting setzt. mit dem namengebenden kopf hat das einar stray orchestra kaum zu übertreffendes kapital. der blondschopf mit der großen schwarzen brille, der so bemitleidend hinter dem kleinen e-piano platz nahm, erschloss sich flink die herzen seines publikums. diese luftigen kleinen songs, die dabei so gewichtig konstruiert, so flink und munter waren, dass man meinte sie in händen zu halten und doch schon wieder verschwunden, entwischt waren, schlugen hier eine kapriole, machten dort einen schwenker, ließen sich vor dem inneren auge, auch dank wunderbarer titelgebung, phantasievoll bestücken und waren durch eine wohltemperierte orchestrierung leidenschatlich ausstaffiert. neben der zackigen klaviernote begeisterten die streichsequenzen an cello und geige. sehnsuchtsvoll die harmoniegesänge der kompletten crew unterstreichend oder nur saiten angetippt, um dem dramaturgischen konzept gerecht zu werden. dieses belebte miteinander, dieses förderliche aufeinander abgestimmt sein trug ansteckungsgefahr in sich. man wollte etwas abhaben von der freundlichkeit, der fröhlichkeit, die von der bühne strahlten. man wollte nur ein quentchen dieses talents, das einar offenbarte. was verspult scheinte, war kunstvoll eingedreht, es ließ sich leicht wieder entspinnen. was vertrackt anmutete, war mehr als launische manie. dieses kleine ensemble, das mit schlagzeug und bass auf ein bewegliches rhythmuskorsett zurückgreifen konnte, bewies, dass popsongs auch außerhalb ausgetreter pfade ein höchstmaß an unterhaltung und spannung aufbieten können, und dass so ein feines festival wie das obs mit ihnen einen grandiosen schlußakkord setzen konnte.
thrasymachus / penny for your thoughts / caravelle / envelope / honey / pockets full of holes / dear bigotry / chiaroscuro / caressed / montreal / we were the core seeds



fini! bleibt noch mein herzlicher dank an die veranstalter! das war wieder ein mal ganz großes kino!

wie üblich die gesehenen konzerte in sternen:
aidan knight ****1/2
chantal acda ****
einar stray orcestra ****
hugo race & the true spirit ***1/2-****
pleasant grove ***1/2-****
spidergawd ***1/2-****
die nerven ***1/2-****
miraculous mule ***1/2
lúisa ***1/2
get well soon ***1/2
josefin öhrn & the liberation ***1/2
heimatt ***1/2
torpus & the art directors ***-***1/2
the loranes ***-***1/2
shook twins ***-***1/2
the buttshakers ***-***1/2
my baby **1/2-***
trümmer **1/2-***
vita bergen **1/2

4 Kommentare:

  1. Kann mich deiner Auflistung im Großen und Ganzen anschließen (Buttshakers fand ich sehr unterhaltsam). Xixa wäre sicherlich weit vorne gelandet. Manchmal hätte ich mir dieses Jahr mehr Adian Knights und weniger Trümmer´gewünscht, mehr ausgefeiltes Songwriting als voll Nachvorne.

    AntwortenLöschen
  2. Immer wider schön, Deine Berichte zu lesen und so das OBS noch einmal Revue passieren zu lassen. Dabei erlese ich immer interessante Dinge, die mir vor Ort gar nicht aufgefallen waren...
    Mit der Besternung liegen wir dieses Jahr ziemlich beieinander:

    shook twins ***
    the buttshakers ***1/2 - ****
    trümmer **
    hugo race ***1/2

    aidan knight ****1/2
    my baby **1/2
    pleasant grove *** 1/2
    die nerven ***1/2

    chantal acda ****
    love a **1/2
    spidergawd ***
    vita bergen ***
    miraculous mule ***1/2
    einar stray orchestra ***1/2

    AntwortenLöschen
  3. @jens: die buttshakers habe ich vielleicht etwas unter wert verkauft, weil recht früh gewertet. da bin ich in der regel etwas kritischer. danke für deine einschätzung und rückmeldung.
    etwas mehr feinjustiertes wie aidan knight, chantal acda usw. hätte ich auch gern. allerdings finde ich die mischung immer wieder auch belebend. insofern war ich es sehr zufrieden.

    AntwortenLöschen
  4. @coolmilk: danke für die einschätzung. da sind wir echt beieinander. hatten wir so, glaube ich, noch nicht. wobei du mal wieder kritischer bewertet hast. aber in der tendenz...

    AntwortenLöschen