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Mittwoch, Oktober 28, 2015

neue töne (1585): amy bezunartea


eine gewisse vorsicht zieht sich durch das gesamte neue, zweite album von amy benzunartea. dabei bewegt sie sich gedanklich alles andere als zahm oder eben vorsichtig. im gegenteil ist ihr blick klar und unverstellt. insbesondere wenn sie sich dem alltäglichen wahnsinn zuwendet oder einer insgesamt ungeordneten zeit. sie zeigt auf, wie sie die welt sieht, mal abweisend, mal befreiend, mal zugewandt, dann wieder einengend, den atem nehmend. dabei tappst sie schritt für schritt voran und wird unterstützt von einer ebenfalls leisetreterischen gemeinde aus gitarre, e-gitarre, klavier und etwas drumming. im kollektiv umrunden sie die noten, als müssten diese vorab geprüft und gewogen werden, ob sie die richtigen seien für das vereinbarte vorhaben. so entstehen etliche pausen, die sich offen für träumerein oder gedankensprünge des hörers zeigen. alsband findet man sich nicht nur in der welt der amy bezunartea wieder, sondern mischt diese mit der eigenen.
die new yorkerin hat eine irgendwie befangene stimme, vielleicht gelangt man zu diesem eindruck aufgrund der vorsichtigen sangesweise. manchmal scheint es, als würde nur geflüstert werden. selten, dass die worte sprudeln, ein jedes bekommt seinen platz und seine zeit. "new villain" enthält zehn tracks und ist ende september auf kiam records erschienen. es gibt sich unscheinbarer, als es ist. Ihr werdet schon hören. während sich das leben da draußen türmt, wird das eigene, das kleine nicht unscheinbarer, verwaschener, intransparenter. im gegenteil, vielleicht stellt es sich gegen dich. diese kleinen geschichten gilt es ebenfalls nachzurücken. und wenn amy singt, dass alle ihre pussy wollten, aber niemand wüsste, wie sie riechen würde, dann weiß man, woher der wind weht. hier will jemand die wahrheit wissen und geht ihr nach, bis er sie gefunden hat.
dass man sich dabei auf leisen pfoten bewegt, kann sogar ein vorteil sein. denn wenn man sie oder ihn bemerkt, ist es meist schon zu spät. nennen wir das ganze nun folk oder lofi, wir müssen auf jeden fall die politische größe unterbringen, dazu die persönliche komponente und das gespür für einen harmoniefaden, den man sich ums handgelenke binden möchte, damit er nicht reissen möge. ja?

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