mit tief atmenden und schwer wiegenden folksongs hat sich alela diane einen namen gemacht. eine stimme, die ihr zu eigen, die so tief gründet und so distanzlos begegnet, die einschneidet und keine gefangenen macht, dass man sich der amerikanerin willenlos übergab. während die früheren aufnahmen durch sparsamkeit definiert waren, geradezu karg daher kamen, schwollen die produktionen zunehmend an, gar in bandgefügen fand man alela diane wieder. und begann sie nach und nach zu suchen. für puristen wurde es zunehmend schwerer, die heroin der gebrochenen wahrheiten in jener neuen stilgemengelage auszumachen. mit "about farewell" traf man sie vor einigen jahren zuletzt wieder, da sie noch einmal kräfte sammelte und sich wieder zu sich entschloss.
seit dem sind zwei dutzend monate ins land gezogen. rein zufällig begegnete sie in der zwischen ryan francesconi, den in portland beheimateten tausendsassa, über den wir 2007 wussten: "einigen wird er bekannt sein als tambura player auf joanna newsoms "ys"- tour. anderen vielleicht als komponist und soundkünstler, der bereits eine erkleckliche discography beieinander hat. darüber hinaus unterstützt der mann, der auch ein eigenes label - rowing at sea - führt, einige bands (trio mopmu, the toids). neu hinzugekommen ist in diesem jahr ein projekt, das federführend von lili de la mora und ryan initiiert und organisiert wird. als rf & lili de la mora brachten sie nun auf rowing at sea ein wunderbar federleichtes, schwebendes album namens "eleven continents" unter die leute, dass hauptsächlich gesangs- und gitarrenspiel- dominiert ist. ornamentiert werden diese elemente vom harfenzupfen joanna newsoms, ergänzt von gelegentlichen trompetentönen, flöte, cello, piano, sparsamen schlagwerk."
das zusammentun mit alela diane hätte man sich nicht ausdenken können, nur wollen. hier der avantgardistische, verspielte ansatz francesconis, die kolloratur bewährte, die an ornamenten reiche kunst, dort die präzision und klarheit, die gediegene und doch stets mit bedacht verzierte reinheit alela dianes. als sich die anzeichen verdichteten, dass die beiden ein gemeinsames album aufnehmen würden, durfte man den jubel vorantreiben. die bestätigung folgt mit "cold moon", einem acht tracks umfassenden album auf dem fusse.
der 16. oktober (believe recordings) steht für eine veröffentlichung, die so knapp bemessen ist, gerade acht titel finden sich auf ihr, wie sie in qualität gebadet wurde. "migration" etwa entspannt sich an einem simplen gitarrenthema, während sich alela diane stimme breiten kann. die zeit steht für wenige momente still, die vollendete schönheit des gesangs, voll und reif, gleitet zwischen die sparsamen töne und vereinigt sich mit ihnen zu einem wie selbstverständlich erscheinenden lied. genau so wandelt man durch das album. mit selbstverständlichkeit. es hat keine haken und dennoch potenz. weil es sich zeit nimmt und sämtlichen ecken des entworfenen raum auslotet, ausleuchtet. die offenheit aus instrumenteller finesse und gesanglicher vollendeter darbietung stemmen sich nicht gegen den hörer, sondern sie laden ein. "the sun today" wird durch einige streicher eröffnet, schnell finden wir die amerikanerin unter ihnen, wie sie töne einbringt. auf das intro folgt eine ähnliche konstellation, nur dass die streicher durch die akustische gitarre ersetzt werden. es bleibt eine ähnliche ensemblearbeit, fast einem kammerspiel gleich. die wenige worte spulen sich in steter wiederholung wie von band ab. der hypnotische charakter wird durch harmoniewechsel gebrochen.
es ist einfaches werk und es ist zugleich komplex und voller weiser strukturhaftigkeit. es entwirft bilder, die dem fortschritt einhalt gebieten wollen. so wie "shapeless", das mit einer munteren melodie vorangeht, darin erinnert, dass wir dank der stadtlichter all die sterne am himmel nicht mehr sehen können. musikalisch ausgefeilt, veredelt durch stimmliche größe. weniges beiwerk ornamentiert ein mehr als beachtenswertes release des langsam scheidenden jahres.
es gelingt eine erstaunliche
korrelation zwischen verspieltheit und avantgardistischer brillanz
mit transparenz und gründender stärke.
Tolle Platte, in der Tat. Gestern endlich Muse gefunden...
AntwortenLöschenViele Grüße,
Gerhard