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Sonntag, September 20, 2015

neue töne (1573): susie asado


susie asado, wobei sich der wissende selbstverständlich vor allem jospeha conrad, die in berlin lebende kanadierin, vor augen führt, hat ein neues album herausgebracht. es heißt "state of undress" und erschien vor kurzem auf pop up records. wer eine platte von susie asado in den player schiebt, muss eine mischung aus kunstlied, minimalfolk und pop erwarten. die künste der zwanziger jahre, eine liebe zum jugendstil, wie er sich schlicht ornamentiert und mit eigenwilligkeit präsentiert, findet man genauso. doch über diese kenntnisse hinaus, überrascht auch heuer das um frau conrad geschlossene kollektiv. das hat zum einen mit der lyrischen klarheit und zugleich finesse in der bildhaftigkeit von josepha conrad zu tun, zum anderen mit dem zusammenspiel des dreiers, der sich für diese platte formierte. neben der hauptprotagonistin, die für gitarre, casio, bass und ukelele sowie für den gesang verantwortlich zeichnet, spielen alicja adamczyk (violin, gesang) und ariel sharratt (klarinette, casio und anderes mehr), die wir vor allem von the burning hell, aber auch von ihren vielfachen arbeiten mit eben susie asado kennen, auf.

"state of undress" ist eine schier endlose aufzählung dessen, was man sein könnte, was man sein wollte. die wünsche offerieren möglichkeiten, verpasste chancen, vielleicht aber auch nur den mut zu schabernack. die welt von josepha conrad ist stets doppelbödigkeit, ohne den hörer verführen zu müssen. er geht freiwillig mit, denn die lieder der conrad sind schmiegsame, kuschelige wesen. sie bohren sich erst geraume zeit später von hinten durch die brust ins auge. und manchmal benennt die künstlerin denn die dinge auch oder gibt ihnen neue namen oder wendet sich dir zu, um zu sagen, dass dieses oder jenes nicht das ist, was du vermutet hättest. kleine geschichten benutzt sie als sprungbrett, um aus einer pfütze in einen ozean hinüber zu hüpfen. josepha conrad vermeidet den erhobenen zeigefinger, die dynamik und vitalität ergeben sich aus sehr einträglichen melodien, wunderbaren, kleinteiligen, gefügigen arrangements, maßvollem harmoniegesang und viel, viel klarheit. in "citizen" etwa stimmen die kolleginnen in einen wohltemperierten chor, etwas bass, gitarre und perkussives anschlagen genügen, um für atmosphäre zu sorgen.

josepha conrad hat mit ihrem projekt susie asado einmal mehr bewiesen, dass sie aus der bewegten szene der singer/songwriter mit anspruch nicht wegzudenken ist. sie hat längst übliche grenzen überschritten, sowohl im geografischen, als auch im sprachlichen, gedanken formenden sinne.

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