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Samstag, Mai 30, 2015

neue töne (1535): wælder


wer oder was ist hier außer rhythmus? flüstert man mir etwas? wenn ja, was? wenn nicht, warum? synthies erzeugen einen klangraum, in welchem nun die fragen widerhallen. der beat dunkelt, das drumming wird perfider, weil lockender, fremder, kaum mehr zu entziffern. sibyllinische gesänge, alsbald ungebremst vor die abstraktionsparade. kein spaziergang. hörgewaltiges "feder". unentwegtes rätseln. dechiffrierung unter strom. musik in versalien. direktheit, penetranz.
kraft unter sample. verschrägtes tönen. jäger und sammler. jan preißler und moritz nahold zwingen sounds in berechenbare muster, wenngleich man die aufgabe, diese zu entziffern, nicht dem hörer zumuten kann. zunächst nicht. im fortlauf erst finden sich antworten.
das cover von "anachronie" zeigt ein quadrat auf, in welchem sich wiederum in steter regelmäßigkeit 225 gleichgroße quadrate platziert sehen. sie sind unterschiedlich schwarz ausgefüllt, geometrisch einwandfrei tiefe oder nähe implizierend. gegenläufige muster, ausgehebelte figuren, scheinbar. der blick obenauf verrät irritierende regelmäßigkeit.
ähnlich schöpfen sich die tonalen ereignisse. bruchstückhaftes zusammengeschmiedet, vermeintlich chaoatisches hervorbringend, grobschlächtiges hier, fein ziseliertes dort, in anordnung undurchsichtiger provenienz.
keine laune. relevanz. gieren nach dem nächsten ton, der nächsten tonfolge. selbst zum abgesandten werden, der hirnakrobatik betreibt, um den zeitenfluß zu stoppen, um verschiebungen vorzunehmen, neu zu koppeln, bindungen zu schlagen, zu abstrahieren.
die kunstfertigkeit dieses erzeugnisses ist keine um sich selbst zu erhöhen, es ist eine aufgabe, die nur bewältigt werden kann, wenn sie präzise und zugleich mit hoher leidenschaft ausgeführt wird. das musische erleben erhält unter den hiesigen bedingungen eine neue definition.
anmutiges saitentasten im loop, stolpernde rhythmen, ein ticken, tacken, knarzen, bewegliches, umfangen von soundsaum, stimmen. zu klärende muster. oder nicht. bleiben, anfassen lassen.
das duo wælder hält auf seinem debüt lebendigkeit parat, seine elektronika ist verschoben, aber nicht verschroben. popnotationen allenthalben, ambiente texturen, field recordings eingeschleust.
"anachronie" ist anfang april auf kreismusik erschienen.

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