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Mittwoch, April 15, 2015

neue töne (1519): homemade empire


dieser versteckte geist, das sich zurück nehmen, etwas geduckte, anderen den vortritt lassende. ein wenig kennt man bart de kroon so auch aus der öffentlichkeit. fast ein wenig unscheinbar, wenn der rot leuchtende bart nicht wäre. ansonsten angenehm zurückhaltend, wachen blickes wahrnehmend, niemals aufdrängend oder beeindruckend wollend. schön die demut, die inwändig belebte natur eines musikers, der so wenig auffällt wie eine schnecke im tiefen gras. vielleicht ist das aber die krux um die musik von homemade empire, der musikalischen heimat des niederländers. zwischen all dem lärmenden egogebahren taucht ein solcher leisetreter, im besten sinne des wortes, nicht auf.
und doch hätte er etwas zu vermelden und sei es zunächst nur die tatsache, dass es einen neuen tonträger gibt. anfang februar wurde "first trees" auf subroutine records veröffentlicht, wir hatten mehrfach darauf hingewiesen. gegenüber dem vorgänger "defenestration" wirkt der neuling instrumental etwas wacher, konturierter, weniger ins nebulöse verschoben, nur der gesang bleibt weiterhin bedeckt, mittelbar, ins off verschoben. dabei sind die geschichten, die de kroon erzählt, alles andere als blass. wenngleich nicht immer erbauend, so korrespondieren sie doch hervorragend mit seinem sadfolk, zuweilen doomfolk, fuzzfolk, vielleicht problemfolk. der stimmungen sind ebenso viele auszumachen. ob die gitarren giftig greifen wie in "where are the monuments? / dog shampoo spoiled the scent of evergreens", nachdem das anspiel akustisch und im kopfgesang auf nichts vorbereitet oder ob die orgel flächig liebkost wie in "homeland security", die gemeinsame aussage von klang und lyrics ist stets komplementär. sie fügt sich oft nicht kognitiv, sondern sie muss sich eigene wege bahnen, um einen individuellen sound zu entwickeln. meiner ist ergeben, fast schon willfähig dem musiker gegenüber. so als läse er mir aus meinem lieblingsbuch vor. die stellen, die mich am meisten berühren, und er findet immer den richtig ton, als wüsste er um meine starke bindung an die buchstaben und ihre dahinter verborgene welt.
homemade empire. es ist ein tasten, ins vorwärts, ins abseits. in unbekannte gefilde. und der hörer ist eingeladen, den künstler dabei zu begleiten. wenngleich vieles intuitiv klingt, dem moment abgerungen, erlebt man gleichzeitig konzeptionelle taten. das ineinandergreifen instrumentellen gebahrens, ob dissonant oder sanft ergreifend. die spuren führen auseinander und doch ist es nur trug, ein kunstgriff. wie ein zug beide schienen benötigt, agiert der musiker auf parallelen bahnen, um sich im gleichgewicht zu halten. wer solche musik macht, konstatieren wir immer wieder, muss sich austariert bekommen. wer solche musik hören darf, auch.

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