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Samstag, Dezember 13, 2014

neue töne (1469): laura cannell


mit "quick sparrows over the black earth" hörte ich dieser tage eines der vielleicht spannensten alben des scheidenden jahres. eingespielt wurde es von laura cannell mit violine, einer sogenannten overbowed fiddle, da der bogen so modifiziert ist, dass alle vier seiten gleichzeitig bearbeitet werden können, und mit einer double recorder, einer flöte also, bei der gleichzeitig zwei flöten, in jeder hand eine, bespielt werden. das ans mittelalter gemahnende instrument, man sieht es immer wieder auf alten gemälden, weist den weg in die musikalische welt der künstlerin, die sich vielfach mit früher musik, aber auch mit barock- und renaissancemusik auseinandergesetzt hat.

laura cannell studierte am londoner musikkolleg und machte ihren master an der universität von east anglia. sie gründete das folk- und frühe musik- duo horses brawl, im gleichen atemzug muss die gründung ihres labels brawl records 2005 genannt werden. sie spielte die bedeutensten festivals im uk, brachte bislang fünf alben heraus, kollaborierte mit hoofus aka andre bosman im experimentellen fiddle duo und ist teil des trios oscilanz mit ralph cumbers aka bass clef und charles hayward von this heat bzw. about group.

für die aufnahmen zu "quick sparrows over the black earth" zog sich cannell in eine kirche im ländlichen norfolk zurück. die stille und karge landschaft spiegelt sich im musikalischen gerüst wider. es ist elementare musik, zurückgeworfen auf sich selbst. melodien, harmonien, sprengsel, die bis ins fünfte jahrhundert zurückreichen (sie werden dem armenischen universalgelehrten mesrop maschtoz zugeschrieben) werden von cannell aufgenommen und mit improvisatorischer stärke bearbeitet. innovativ, belebend, zuweilen abgründig, stets ihre tiefe und andauernde wirkung bewahrend. die pastoralen momente, die tradierten schemata werden gebrochen von der strebsamen dissonanz, dem gefälligen drone, von der experimentiertkunst, die cannell jedoch jederzeit zu zügeln weiß.

es scheint eine weise, allwissende musik zu sein, die aus dem hall der festen mauern zurückschlägt. musik, die in den gegenüber zu blicken weiß, all seiner geheimnisse beraubt, wird der hörer offenbar. vertrautes mischt sich mit erinnerungen, zu denen man noch keinen zugang hatte.

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