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Dienstag, Oktober 28, 2014

neue töne (1451): chimneyheart


photo by natalia svedlund

das sind so die kleinen wünsche des bloggers. dass sich vielleicht irgendwann einmal irgendjemand mit einem an bestimmte musik, an besondere musiker (mit-) erinnert. einer, bei dem mir das besonders gut gefiele, wäre chimneyheart. alle paar jahre berichte ich über ihn, wenn er in fast vollständiger eigenregie seine selbst gefertigten alben herausbringt. heuer wars "beginning to see the light". im mai veröffentlichte henrik svedlund die zehn tracks seines neuesten releases. verpackt in folie, in der sich allerlei zauberei versteckte. vom von svedlund gezeichneten aufkleber, über klappkärtchen bis hin zu einem cover, das aussdrucksstark die musik unterstreicht. es sind die einfachen geschichten, die klar formulierten zeichen, an denen sich chimneyheart ausrichtet. es reicht, dass man jemanden vermisst, um es anklingen zu lassen. oder etwa nicht? und so wie sich die musik auf diesem tonträger abspulen lässt, so lebhaft könnte die erinnerung sein. denn vieles erinnert an die vorgängeralben, ohne sie jedoch zu kopieren.

2009 schrieben wir über den damals in berlin lebenden schweden: "zumindest aber klingt seine straff vorgetragene popvariante sehr nach euphorie, energie und elan, den drei 'e' halt. seine 4track ep, die henrik jünst als appetizer für das für den sommer veranschlagte full length vorlegte, enthält vorzügliches material. heraussticht natürlich der opener "broken heart tattoo", weil er eine melodie mitführt, die einem an sonnigen wie regnerischen tagen treu in der jackentasche steckt und man sie zücken kann, wann immer sich die stimmung neigt. dazu bastelte der schwede einige herrliche jangle guitar lines und den famosen off beat, den man nur wahrnimmt, wenn man sich darauf konzentriert. kein plastikalarm, im gegenteil wirkt die musik organisch und kommt einem in aller munterkeit entgegen, als würde man gerade einen kinderspielplatz in berlin mitte betreten."

zwei jahre später ergänzten wir: "chimneyheart steht dafür eine ganze palette an farbaufträgen zur verfügung. taufrisches aquarell wie in "a good time is gone" mit glitzernder gitarre und aufgeräumtem gesang, das satte öl für den spachteldicken auftrag, denn "round the bend" braucht power und den kraftstrotzenden vortrag als hymne und inspirierender opener (und hat zugleich eine hitpotenz, yeah!), fein gezeichnetes portrait wie in "voodoo", da die gedanken via konstrukt strophe, refrain und bridge herausgearbeitet sein wollen, skizzenhaft wie in "39 spacemen" mit schraffierter gitarre, gedoppelter singstimme, aufregende popart in "nighttime driving" und schließlich eine angedeutete grafik in kohle, da sich chimneyheart schlicht nach b. bragg anhört: "quitting you sunshine". dem schweden in berlin ist ein abwechslungsreiches ding gelungen, frei von redundanzen und anbiederung. authentisch und geerdet, mehr hinterhof denn straßengelage, mehr morgendlicher bäckerbesuch denn abendlicher kneipengang, mehr himmelblick denn gossenschau. voller seele und ernsthaftigkeit, von einem, der seine umwelt mit wachem blick wahrnimmt und sich ihr mitteilen will."

in 2014 zeichnen wir ein ähnliches bild. die großartigen melodien sind chimneyheart nicht ausgegangen, im gegenteil steigt der rauch volumig und in feinstem weiß aus dem schornstein, um sich breit zu machen, um von liebe zu erzählen. liebe, die dem gewinn, als auch den verlusten gilt. denn ein schwarz-weiß-bild gibt es nicht bei henrik, immer liegt irgendwo zwischendrin seine kleine wahrheit. wenn ich am ende konstatierte, dass der mittlerweile wahlstuttgarter glücklicher, klarer und offener klingt, als wir es in den jahren zuvor erleben durften, liege ich hoffentlich richtig. ich frag ihn mal. Euch anempfehle ich diesen tonträger aufs nachdrücklichste.

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