seiten

Montag, Oktober 07, 2013

neue töne (1342): wes tirey


photo by emma master
 
ein bacchant ist wes tirey wahrlich nicht. seine orgie ist wohl eher eine, die er ganz im stillen feiert. auch sein gewerk ist kein enthemmtes, das genutze material abgetragen und schon vielfach gehäutet. und doch berührt diese musik mehr als es einem großen gelage je gelingen mag. und doch bringt es die eigene wesenheit dauerhafter ins klingen als es das rauschend-manische eben nur für sekunden schafft. und wer sich durch dieses leben stehlen will, der braucht etwas mit potenz und mit eigenschaften, wie man sie hernehmen würde, um menschen zu beschreiben, die in unwirtlichen gegenden ein zufriedenes leben führen. anfang diesen jahres hat wes tirey mit "i stood among trees" ein musikalisches signal gegeben, das im laufenden oktober von dying for bad music eine neuauflage wiederfährt. ergänzt um drei zusätzliche songs, ausgestattet mit einem 16seitigen booklet wird um zusätzliche hörerschaft gerungen. wer den zauberhaften liedern folgt, wird auf das ergänzende klimmbimm verzichten können, vielleicht nicht wollen. doch das akustikholz entlässt liquide mutmaßungen, die rau vertäfelte stimme erkenntnisse eines aufmerksamen fahrensmannes. am ende findet er in sich alles, wonach er je zu suchen gewillt war.
mit vierzehn begann wes mit dem gitarrespiel, wenige jahres später schrieb er seine ersten eigenen songs. in open mic session und bei gigs in den kaschemmen von dayton, ohio, stiess er sich die hörner ab. einem kurzen intermezzo in bandformationen folgte die rückkehr zum soloeinsatz, der ihn nach asheville in north carolina verschlug. dort studiert er derzeit nicht philosophie und komposition, sondern sieht sich vielmehr in einer lebendigen umgebung beheimatet, vollgesogen mit kreativität, künstlerischem geist und ausdruckskraft. hier gehen die kindheit im mittleren westen und die südliche kultur eine symbiotische beziehung ein. bible belt und eine humanistische erziehung finden ausdruck in einer auf geschwungenen linien von townes van zandt über leonard cohen bis zu bob dylan dahin führenden singer/songwriter tradition.


müde klingt wes manchmal, wie von stürmen ermattet. erschüttert vom unbill, angekratzt von den klauen der unwirklichkeit. näher sind da die hell leuchtenden saiten der akustikgitarre, die im flinken spiel angeschlagen, gezupft und poliert werden. im gleichmaß schreitet die musik durch die jahrzehnte und hinterlässt feenstaub auf den gebinden der mitziehenden.
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen