seiten

Sonntag, Juli 07, 2013

konzert: dinosaur jr., 02.07.13


mein letztes dinosaur jr. konzert ist dann doch länger zurückliegend, als ich es glauben wollte. im mai 2008 war es, als ich den amerikanischen dreier in der muffathalle bewundern durfte. und gänzlich von ihm vereinnahmt war, dass mir die erinnerung einen streich spielen wollte. so präsent sind mir die bilder. würde man also den bericht aus jenem jahr hernehmen, könnte man ihn als blaupause für das diesjährige konzert verwenden. diese konsequenz, diese beständigkeit, diese verlässlichkeit sind es wohl, die die fans an ihrer band so sehr schätzen.



das fluffige grauhaar j. mascis wehte angehaucht im schatten des nicht auszumachenden belüftungsschachts. sein t-shirt zeigte ein riesiges weißes haus amerikanischen standards und trug diese karikierende note all dessen, was sich mit dem bandnamen zieren darf. die große brille fehlte, dafür war er bärtig genug, um seinem alter angemessen wirkung zu verbreiten. juvenil dagegen ist stets der musikalische anstrich, den er sich gibt. die gitarre rotierte, fabrizierte die blitzend grellen, fasrigen lines, die als spacemobile durch das rund der theaterfabrik zu münchen flirrten, um im pingpongmanier von lou barlow pariert zu werden. der basser schusterte auf eine so erfrischende weise, dass ihm das retounieren vermutlich noch im schlaf gelingt. sein instrument stösst er einem phallus gleich mal in die höh, dann in die tiefe, hält es unterhalb der knie oder versengt damit den gedachten himmel in der gut gefüllten location. stets befindet sich der alternativrockrecke in rhythmischer bewegung. wäre man gehörlos, könnte man in seiner tanzabfolge wohl die muster eines songs ablesen, ihnen steppend nachfolgen.


so wie es die kraut denn auch tat. ein wüster tanz gelang den vielen aus den ersten reihen, die sich locker vermischten, als wären die tore zu freiheit, gleichheit und gleichmütigkeit längst weit geöffnet. da schubste das basecap den langmähnigen und der snob den hipster, das kleine mädel den großen kerl von sich und die arme weit in die höhe gestreckt erwartete ein dritter, dass sich ihm in kürze ein anderer körper entgegen rammte. eine wilde, von rasanter musik befleissigte hatz. die zumeist unkommentiert blieb, bis sich barlow einer haube annahm, die auf der bühne landete. und nachdem sich auf nachfrage kein herr für dieses objekt fand, bändigte er seine lockenpracht, in dem er sich das gute stück auf dem schädel platzierte. eine kurze pause gut genutzt, während in den restlichen in der regel nur fix an den stellschrauben der saiten gedreht wurde, um zu justieren, was es vermeintlich zu justieren galt. die brachiale wolke ging danach sofort wieder auf einen hernieder und selbst trainierte ohren würden sich schwer tun, wenn auch nur eines der geräte nicht annähernd gut ausgesteuert wäre. widerspruch? na klar, der fan feiert, die faust in der höh, den kopf in nickender bewegung, wenn nicht gar den gesamten körper und intonierte fleißig jeden noch so kolossalen schrecken mit. die setlist wies schließlich auch einiges auf, was man nach langjähriger beschallung noch erinnern dürfte. der selbstbetitelte erstling säumte das komplette programm mit auftakt und ende, das 87er werk "you're living all over me" wurde mit dem knallig flotten "the lung" zitiert, "bug" gleich mehrfach, nämlich mit "no bones", "budge", "they always come" und dem obligatorischen "freak scene", das 91er album "green mind" fand erwähnung mit "the wagon", das 93er "where you been" mit "start choppin" und "out there" und das 94er album "without a sound" mit "feel the pain". die zweite periode, also ab dem neuanfang der band im jahr 2005, wurde fast komplett ausgespart, wenn da nicht mittendrin die "i bet on sky" titel "watch the corners", melodieverliebt, hymnisch gar vorgetragen und "rude" aufgetaucht wären. ein manko? mitnichten. denn mit "training ground" und "i've been waiting for you" schob man zwei formidable cover mit ein und komplettierte ein best of der besonderen art.


wer hier nun nur haudrauf identifiziert, missachtet die bereitschaft zu einer melodiebefleissigten musik, derer man aber erst einmal habhaft werden muss. aus dem soundrill heraus muss dieser lichte faden gepult werden, um ihn sich alsbald um den hals zu winden, damit er im verlaufe eines liedes nicht wieder verloren geht. zu gern versteifen sich die exentriker auf programmatisches poltern, auf männliches bratzgehabe und das teuer zu verkaufende land in not. doch die aufmerksamkeit wird geschärft. am polierten brett des herrn mascis kommt keine halbwegs memorable harmonie ungeschoren vorbei. der stoiker packte sie und klemmt sie sich zwischen die saiten, um ein wenig darauf herum zu sägen. alsbald empfängt er die nächste und die nächste. immer so weiter. und wenn sie wiederkommen, bin ich dabei, und werde einen ähnlichen bericht schreiben können. so viel ist sicher. beeindruckt von den marshallwänden, dem perfekten drumming, dem so agilen bass und einem boss, der wohl alles andere ist als der klassische frontmann.

watch the corners by dinosaur jr.
 
setlist: bulbs of passion / the lung / they always come / no bones / i've been waiting for you (neil young cover)? / watch the corners / rude / out there / feel the pain / budge / the wagon / training ground (deep wound cover) / start choppin / freak scene / forget the swan

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen