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Sonntag, April 21, 2013

neue töne (1272): heidi harris


das mag ich ja. wenn die dinge in aussicht stehen, und man schon mehr als nur eine ahnung hat, was auf einen zukommt. diese leise lust des genusses, ohne unversehens in seinen vollständigen umfang zu gelangen. vorfreude. denn was erwartet uns? "da ist vornehmlich eine stimme, die glocken anklingen lassen kann, die dunkle räume belichtet und die aus trübsinn fröhlichkeit werden lässt.", wie es im januar 2012 im klienicum hieß angesichts einer umfangreicheren schau auf die künstlerin heidi harris aus brooklyn. zu der es damals weiter hieß: "die musikalische begleitung sucht nicht zu begradigen, sondern folgt den temperamenten der vokalen ausfallschritte. so ergibt sich ein zusammenspiel, das manischen mustern verfallen, das aber auch wie ein erzwungenes echo zwischen den welten hängen kann. klassische gitarre, piano, die sorgsamkeit mit der zunächst in die lieder geschritten wird, mutet noch herkömmlich an, doch die auflösung der elemente in aus verzweigungen und labyrinthen gängen bestehenden texturen erwirkt ein bild zur traumdeuterei geeignet. ringen von singulärem um gehör wie tupfer in einem farbenmeer. auflösung und sammlung unter fremden gleichen. der mut zum experiment schröpft am eingangs benannten genre und liebäugelt mit weirden formen. sprechgesang im kakophonen ambiente, umtriebigkeit, die sich in klagefetzen wiederspiegelt. schellen, rasseln, blechernes." mehr, insbesondere biografische und discographische fakten, findet der geneigte leser an dieser stelle, weil hier nun der sprung in die gegenwart gelingen muss, da heidi harris erneut nachzulegen gewillt ist. mit "cut the line" hat die umtriebige musikerin ein neues, zehn tracks umfassendes werk in der röhre, aus der sie es anfang mai entlassen wird. erscheinen wird das album auf inner ocean records in einer limitierten vinylversion. 100 stück, um die man sich wohl zügig bemühen sollte.

vorabtracks rühren die spannungssuppe wirklich fleißig an. von wiederholungen spricht heidi, wenn sie über dieses album referiert. wiederholungen, die den song auf die spitze treiben, zugleich betrachtet aus unterschiedlichsten perspektiven. so verändert er sich sacht und nimmt den hörer schließlich für sich ein, da die schönheit freigelegt wurde. konzeptionell neu ausgerichtet, weniger auf den moment gepolt, um den dingen ihren lauf zu lassen, heftet sich heidi harris dennoch an die fersen von improvisation und experiment. nur weniger launisch, denn überlegt und mittlerweile auf erfahrungen aufbauend. mit ihrem vierten album gelingt ihr ein sprung zu klarheit, zu durchschaubarkeit. waren ihre konzepte zuvor oft zerfasert und entfernten sich immer mehr vom modell musik, so erhält nun jegliches ding seinen namen und darf ihn auch durch die instanzen tragen. dem hörer gelingt ein hineindenken, hineinhören, fast partizipativ. mit teletextile, cory zaradur, porya hatami, sima kim und joaquín mendoza sebastián hat heidi aufmerksame begleiter, die samples beisteuern oder wie im fall der erstgenannten das akkordeon, die violine, etwas vocals anbieten. muster, schleifen, texturen. imagination. es bleibt einer der wesenheiten heidi harris', dass sie sich nicht in die karten schauen lässt, auch wenn das von ihr bediente instrumentarium (piano, electric cello, percussion, clarinet, music box, uke, glockenspiel, harp, melodica) scheinbar leicht zu enträtseln ist. die beimengungen von field recordings und samples, die konsequente bearbeitung erzeugen eine neue organische welt, der sich der gegenüber mit haut und haar übergeben muss.um sie zu durchdringen. am ende wird er sich mit tönen beschäftigen, die einzig er allein zu verantworten hat.
zur erinnerung: veröffentlichung am 01. mai auf inner ocean records, preorder hier.


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