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Samstag, März 23, 2013

abschied (11): jason molina


 wer wie jason molina in der deckung lebte, und wer wie er kaum in das grobe der licht der öffentlichkeit gezogen wurde, wird auch in aller stille beweint. er erhält weder die smarten noch die vorab geschriebenen nachrufe. er wird aber mit einer selbstverständlichkeit betrauert, die man anderen gewünscht hätte. der nachlass des 1973 geborenen musikers ist enorm und umfasst neben den singles, eps und alben von songs:ohia, diverse solowerke, kollaborationen und natürlich die umfangreiche discography von magnolia electric co., noch komplett nachzuhören hier. stephan vom dembowski blog hat passende worte für diesen moment gefunden, die wir hier zitieren dürfen. um alle nachfolgenden momente werden wir uns selbst kümmern müssen. die wunderbare musik des am 16. märz an organversagen in folge seiner alkoholabhängigkeit verstorbenen wird dabei etwas helfen mögen.

it's difficult not to worry about what happens next - jason molina ist tot
Irgendwas musste es sein, dass den Menschen ihre Energie raubte, dass die Menschen sich verlieren ließ. Diese Menschen füllen unser Leben mit ihrem Schmerz, teilen ihr Leid ohne Filter, lassen es uns aufsaugen und uns daran gesunden. Wir hören von ihren Verlusten, erfahren von ihrem Kampf mit den Dämonen und erwarten doch, dass sich hinter dieser Fassade ein glücklicher Mensch befindet.
Wieviel Tage, wieviel Nächte, wieviel dunkle Stunden verbringen wir mit ihnen und gesunden an ihrem Leid. Wir schließen uns in ein Zimmer ein, lassen kein Licht an uns heran, legen die Nadel auf den Plattenspieler und hören nichts als die Worte, die das Ende herbeisehnen und die so viel Hoffnung vermitteln.
In diesem Moment retten sie uns. Ihr Wissen um das Leid, um den Dämon in uns, ihr Ankämpfen dagegen, vermittelt uns Kraft. Manchmal halten wir es nicht lange aus, stehen auf, ziehen die Vorhänge auf, lüften das Zimmer und spazieren in die Nacht, in der Hoffnung, dass es jetzt vorbei ist. Manchmal suhlen wir uns in ihrem Schmerz und denken daran, wie Recht sie haben, wenn sie davon singen, dass man sich immer Sorgen machen muss, dass man nie ohne Sorgen leben kann.
Und doch wachen wir sorgenfrei auf, und doch funktionieren wir Tag ein Tag aus und in den dunklen Momenten erinnern wir uns ihrer wieder. Manchmal erfahren wir von ihrem echten Kampf, hören, dass es alles wirklich so schlimm ist, wie es klingt. Dass es ihnen nicht gut gehen kann, denken wir dann, das hört man ihnen an. Es ist die Art, wie sie ihre Wunden zur Schau stellen. Es ist die Hoffnungslosigkeit, die wir an ihnen bewundern und die uns doch Angst macht. Eine Hoffnungslosigkeit, eine Verwundbarkeit, die wir nicht zu nahe an uns heranlassen wollen.
It’s difficult not to worry about what happens next
Wir lesen von ihrem Absturz, sind für einen Moment schockiert und machen dann weiter, weil sie immer da sein werden. Bis wir einmal davon hören, dass sie nicht mehr da sind. Dann sind wir für einen längeren Moment berührt, sind traurig, ziehen die Fensterläden zu, legen eine Platte auf und hören noch einmal nach, was passiert sein könnte. Wir wissen, dass die Musik bleiben wird. Wir werden nie wissen, was gezerrt und was zerstört hat, was letztendlich passiert ist. Und wir wollen es nicht an uns ranlassen. Wir dürfen es nicht an uns ranlassen. Nicht jetzt, und nicht in der Zukunft.
Am Samstag, dem 16.03.2013 ist Jason Molina verstorben. Es gibt nicht viele Musiker, die mich in meinem Leben bislang so sehr berührt haben, die mich durch so viele Stunden gebracht haben. Sein 2000er-Album The Lioness ist eines der dunkelsten Meisterwerke der Musikgeschichte.
jason molina - heart my heart by graveface records

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