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Freitag, Februar 22, 2013

neue töne (1244): buke and gase


so langsam macht sich bezahlt, wofür das klienicum einst angelegt wurde. vor allem die funktion "archiv" offeriert sich als äußerst tauglich. bevor ich also über eine band schreibe, bemühe ich die akten und sehe nach, ob nicht bereits etwas vorliegt. so auch im fall von buke and gase. meist weiß ich auch, ob etwas vorliegt, in der regel aber nicht, in welchem umfang. als ich im august 2010 über das duo aus brooklyn schrieb, ging es um das debütalbum "risposte" und ich stellte zunächst die protagonisten vor: "als da wären arone dyer an der selbst modifizierten sechsaitigen bariton ukulele und aron sanchez an einem gitarre- bass- hybriden eigener herstellung. die instrumente nennen sie buke (byook) und gass (gace). so weit. naja, um das ganze etwas aufzuheitern, ergänzen sie jeweils um perkussives, das mittels pedal bedient wird. die musik, die schließlich kreiert wird, erhält ihre letzte ölung dank verstärker und anderer hausgemachter erfindungen, um einen wirklich komplexen sound zu ergeben, der zuvorderst von dyers dominantem gesang lebt, zuletzt aber von der schwere, der ausbalanciertheit aller elemente."

damit hätten wir bereits einige besonderheiten ausgemacht. nachdem wir den (band-) werdegang analysiert hatten, gaben wir uns dem eigentlichen buke and gase- klangbegriff hin, der noise war überwunden: "so circa in 2007 stand den beiden der geist nach etwas neuem, gemeinsamem, welchem aber eine neue ausrichtung zugrund liegen sollte. so experimentierten sie eine weile, bis sie den originären buke & gase sound entdeckten: gemacht aus einem bass mit integrierter snare drum und tambourin, mit den knöcheln gespielter glöckchen, einem selbst gebastelten bulbul tarang und natürlich den namengebenden instrumenten. diese haben übrigens mehrere audioausgänge, die entweder zu ihren jeweiligen amps gehen oder von verschiedenen audiomixern oder verzerrern verwaltet werden. es wird gänzlich auf loops verzichtet, so dass jeder ton live hergestellt ist."

wir führten hinsichtlich discographischer daten weiter aus: "ihre debut ep "x/+" erschien ende 2009. via bandcamp kann man sie hören und auch in limitierter cd version bestellen. im the deli magazine, der new yorker szene postille, brachten es die beiden immerhin zur lokalen band des monats und schafften es aufs cover. 2010 gehörte dann ganz den studioarbeiten. sanchez' polyphonic workshop war das zuhause für das selbstproduzierte und auf brassland (14. september) erscheinende full length." wir konstatierten schließlich: "zu den beiden gäbe es noch eine menge mehr zu berichten, zwei unruhige geister, arone, die sich das gitarrespiel selbst beibrachte, nachdem sie bereits piano und perkussion studierte, sich auf dem bike in u.a. nicaragua, ghana und anderenorts herumtrieb, sich die klamotten schneidert, oder aron, der seine ersten instrumente bereits mit zehn entwarf, studierte, in der blue man group antrat und mehrere brooklyner bands produzierte. aber hier und heute konzentrieren wir uns auf "riposte", das polythythmische, über den gesang so stark definierte und auch aggressiv gemahnende werk. doch nicht scheuen, hier reinzuhören. ich liebe den druck, die fein strukturierten harmonien, das forsche werben, und vor allem die gemahnenden töne aus ihren seltsamen instrumenten."


mittlerweile sind mehr als drei jahre ins land gegangen, in denen die beiden alles andere als untätig waren. sie wechselte vom fahrrad aufs motorrad, das sie genauso exzessiv bewegt wie einst das rad, er jagte neuen klangorganen nach, um den unverwechselbaren sound noch intensiver zu kreieren, und gemeinsam zogen sie etwas nach außerhalb, richteten sich ein neues studio und spielten ein neues album ein. auf  "general dome" finden sich so 13 frische tracks, die alle in ähnlicher weise entstanden sind. nämlich recht spontan, einer ersten idee folgend. der gesang wird zunächst oft durch 'geplapper' ersetzt, verschiedenste stimmungen eingefangen. später gilt es, diese versatzstücke wieder zusammenzubekommen. die eigentliche aufgabe. aus etwas rohem wird ein fein justiertes lied. 

der veröffentlichung am 22. februar (discorporate records) ging bereits eine singleauskopplung von "hiccup" voraus, die zum teil überschwänglich in der presse begrüßt wurde. schwerlaibig und griffig. wie auch der rest des albums einem unentwegten changieren zwischen den polen metallisch-düster und filigran-substantiell gleichkommt. hier das grundierte stampfen, dort der engel weichende gesang, hier die gewichtigen schraffuren, dort das helltönende szenische gebahren. das wütige neben der poetischen sehnsucht. das heilsuchende neben der eigentlichen beheimatung. für und wider. die schönheit geriert sich aus der summe der einzelnen teile. die ausdruckskraft ist enorm und dank der verschiebungen im klangbild hör- und spürbar existent. schwierig erweist sich nun, einzelne tracks hervorzuheben. vielleicht liebe ich besonders halbminütige einschübe wie "you do yours first", weil sie die auditive herausforderung dokumentieren, die bereits mit der instrumentenwahl entschieden wurde. andererseits benenne ich gern die rhythmus forcierten titel wie "split like a lip, no blood on the beard", da sie die energie und leidenschaft von buke and gase hervorragend transportieren. oder aber auch die melodieseligen parts von "contortion in training". wie auch immer, dieses album ist ein erlebnis, das sich aus widersprüchlichem speist und somit Eure hörknospen herausfordern sollte. zugreifen bitte! klienicum- empfehlungsstempel, bähm!

21.04.2013 DE Erfurt, Museumskeller
22.04.2013 DE Berlin, Kantine am Berghain
23.04.2013 DE Hamburg, Hafenklang
24.04.2013 DE Dresden, Beatpol
26.04.2013 DE Muenchen, Strom
27.04.2013 DE Cologne, King Georg

buke and gase - hiccup by brassland

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