die gegend rund um ein arbeitsamt sollte an einem montagabend vor
tristess blühen und zudem parkplätze in erschöpfender masse
bereithalten. doch der schlachthof, einige kneipen und vor allem das
ganz in der nähe rumpelnde oktoberfest versalzen einem in münchen am 01.
oktober gehörig die suppe. mehrmals fuhren wir im karree, und es
schoben sich die viertelstunden übers ziffernblatt, bis wir endlich eine
parklücke erwischt hatten. wir fahren wirklich gern zum südstadt, das
personal, die location selbst und vor allem das musikalische angebot
sind jedes mal ausgezeichnet, aber die wenigen abstellmöglichkeiten für
ein motorisiertes vierrad sind ein graus. zu allem übel begann das
hervorragende programm dieses abends pünktlich, sprich 20:00 uhr, einer
zeit, da man sich ansonsten noch die zähne putzt und den scheitel legt,
bevor man sich überhaupt zu einem konzert aufmacht. und so traten wir in
die dämmerbeleuchteten räume und sahen die unter dem namen this is the kit agierende kate stables (wir berichteten
u.a. 2010 ausführlicher über sie) bereits bei der arbeit. mit
unterstützung von jamie harrison und rozi plain sowie einem schlagwerker
sang sie sich durch die letzten beiden songs ihres auftritts. und wir
konnten ahnen, welch klangliche wohltaten bis dahin an uns vorbei
gegangen waren. diese stimme! diese beweglichkeit, der schmelz und die
zugleich auftretende robustheit. wie am leben geschult. ein gesang, der
sich durch die zeiten verändert, der das graue genauso wie die
sonnenaugenblicke gespeist zu haben scheint. irre schön.
und schon auch
im blickfeld ihre sideparts. zunächst der schlagzeuger, dessen name mir
leider nicht präsent ist, der jeden der drei einzelnen acts nach besten
kräften unterstützte, aber so auch weitgehend im hintergrund agierte,
daneben rozi plain,
die gerade ihr neues album "joined sometimes unjoined" promotet und mit
lustiger kopfhaube antrat sowie jamie harrison, über den ich einst
geschrieben hatte: "seine stimme hat einen gehalt, wie ihn andere nach
jahrzehnten nicht bekommen werden. sein gitarrenspiel ist nicht nur in
den flotten passagen eine erinnerung wert." was er am ende dieses abends
auch beweisen sollte. zunächst aber war pause, die vier gingen
auseinander und auch viele der gäste gingen zum rauchen vor die tür. es
waren, mit allen augen zudrücken, ca. 40 gäste im südstadt, viel zu
wenige angesichts des dargebotenen niveaus. beweisführend war rozi
plain, die mit breitem bristoler akzent ihre freude ob einiger deutscher
wortbrocken darbot und gleichzeitig zu einer musik anhob, die so
folkig wie unterschwellig bluesig war, die einen ganz eigenen drive
besitzt, die ruhelosigkeit vor- und ausatmendes innehalten antäuscht.
irgendwo brodelt es bei ihr immer. mit ihrer e-gitarre ausgestattet wie ein windhörnchen mit einem baguette, den geschlossenen augen und der vollen hinwendung an intonation und vortrag, sicherte sich rozi die konzentration des auditoriums. ihre melodien sind lustige schleifen, keine braven folgemäuschen. angetickert hier, forcierend dort, rhythmusagil mal, dann wieder träge und wenig belastbar. ihr schopf wippte. das rund hatte ein lächeln im gesicht. im hintergrund bezwang jamie harrison die akustische und kate stables rundete dank einer wundervollen zweitstimme immer wieder ab. fein. fein. fein.
die fellbesetzte cordjacke
aus, die wuchtige gitarre geschultert, ein winken zu den musikerkollegen
und jamie harrison schien bereit. auch hier ging eine kleine pause voraus. die ersten akkorde kamen stockend.
als würde er sich verspielen, hielt er immer wieder inne. doch ein
spannungsbogen ward geworfen und gab gelegenheit, sich selbst in
stellung zu bringen. zu diesem musiker und seinem ganz eigenen ausdruck.
einer wesenheit, die an einen minnesänger gemahnte, an einen vortragenden
aus längst vergessener zeit, mit einem gesang, der zwischen gestelzt-
manieriert und feierlich getragen changierte und doch nie abgehoben und weltenfern erklang. im gegenteil ist das warme timbre eines, das sein warmes plaid bereitet und dich zudeckt. wäre es etwas kühler gewesen, hätten wir hier hitze empfangen. "the wire" flüstert, gängelt sich voran, hat ein liebliches wanderstäblein und ein zögern, als traute es sich nicht. wie überhaupt das neue album von harrison "honesty! fraternity! night-vision!" ein grandioses ist (hier deshalb der aufruf: er verkauft seine beide alben und ich habe versäumt zuzuschlagen, kann jemand für mich bei einem der nachfolgenden termine - siehe unten - beide erwerben, mir zusenden, um von mir den gegenwert zu empfangen? wirklich ernst gemeint!!!). denn: Ihr müsst hingehen, es ist ein solch tolles package, lange nicht gehört, nicht gesehen, wie sich musiker auf diese art ergänzen, drei solisten und dennoch einander zugetan und untertan!
October 4, 2012 Hannover at Feinkostlampe
October 5, 2012 Erfurt at Franz Mehlhose
October 6, 2012 Saarbrücken at Sparte 4
Ach schön geschrieben, wieder einmal! Jammerschade,da´du von Kate so viel verpasst hast, aber sie kommt ja jetzt hoffentlich öfter nach München. Oder du nach Paris. Dann fahren wir mit der U-Bahn und haben keine Probleme mit dem Parkplatz!
AntwortenLöschenhaha, ja, das machen wir, oliver. hab erst vor ein paar tagen mit freunden darüber gesprochen, dass es eine schande ist, dass wir uns im "wirklichen leben" noch nicht begegnet sind!
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