seiten

Sonntag, Januar 22, 2012

konzert: the walkabouts, 19.01.12

die kontroverse ist so alt wie das business. wer lange dabei ist, der muss sich davor fürchten, sich zu wiederholen. und irgendwer weiß dann auch immer ganz genau bescheid: die sind öd geworden, der zahn ist längst gezogen, das rad läuft nicht mehr rund oder maximal auf felge. wer allerdings the walkabouts am vergangenen donnerstag abend im feierwerk zu münchen sehen und erleben durfte, dem fallen solcherart vokabeln sicher nicht so schnell ein. ein furioser auftritt sieht anders aus, aber das ist auch nicht der plan, den die seattler band um carla torgerson und chris eckman verfolgt. ihre maschinerie ist penibel geölt und rollt, wenn sie denn einmal in bewegung kommt, reibungsfrei, im sinne von maximaler energiefreisetzung. ihr sound ist komplex und dabei schmeichelt er dem ohr, in dem er die instrumente, vor allem die mehrfachen gitarrenspuren freizügig auf- und anbietet. woran man sich auch halten möchte, es ist ein lustgewinn, hier der melodieline zu folgen, dort der rhythmischen präzision. ergänzend wirkte knackig das schlagwerk, das mit solidem bumms und der einen oder anderen erstaunlichen einlage aufwarten konnte oder der straighte und irgendwie wahrhaftige bass, der sich tief in den gedärmen einzunisten wagte. am mikrofon dann die beiden routinierten vorstände, nicht in verlegenheit zu bringen, auch wenn mal ein ton nicht saß, dafür mit viel lächeln im gesicht.

der blick aber bleibt vor allem an carla haften. sie erinnert an erika pluhar im äußeren, im gestus. ihre bewegungen sind frei, sie unterstreichen die vertonten worte. manchmal wirbeln die arme herum wie bei einer esoterischen alten, manchmal wie in einer art ausdruckstanz. offen, ehrlich. älter geworden. in ihren händen, besser aus ihrem mund klingen die songs von "travels in the dustland" wie längst vertraute. und wahrscheinlich ist das eh die große stärke von the walkabouts. das bedienen von ansprüchen, die genauso groß sind wie die entfernung von der haustür bis zum gartenzaun. es gibt eine gewissheit und ein anrecht auf dieses geviert. so zeichnet sich im publikum auch eine altersspur, die gedanken an wiedergeburt und den jahreskreis aufkommen lässt. die bewegung in den reihen ist mäßig, obwohl ich kein strittiges gesicht ausmachen kann. im gegenteil verfolgen neugierige augen das programm, das sich zu großen teilen aus dem 2011er album rekrutiert vom energischen "the dustlands", dem vor allem chris eckman mit düsternis in der stimme seinen stempel aufdrückt, bis zum rockigen "soul thief", bei dem glenn slater an der orgel schuftet und eine prise prog in die runde schmeisst. wie überhaupt die begleiter von chris und carla einen sehr guten job machen. voran paul austin an der e-gitarre, der stimmungmacher, unterstreicher, gesetzesbrecher. erinnert sei die gute drummerin terri moeller, die jedoch unter terri tarantula als vorband kläglich scheiterte. am unstrittigen bass: michael wells.
musik für erwachsene, denke ich an diesem abend manchmal. maßvoll, gezielt, hin und wieder doppelter boden, jedoch mit führleine. gut.
setlist: every river will burn / the dustlands / rebecca wild / they are not like us / follow me an angel / thin of the air / lazarus heart / long drive / light / soul thief / acetylene / my diviner / prayer for you / jacvk candy / stopping-off place

1 Kommentar:

  1. schöne setlist, leider war ich nicht dort, bin umgezogen, sonst wäre ich gerne hingegangen.

    AntwortenLöschen