seiten

Donnerstag, Dezember 08, 2011

mud muhaka - yes my friend but what is (2011)


das kunstwerk fordert eine unmittelbare reflexion. die auflösung des wir. die vollständige enthäutung auf das nackte ich. ein widersetzen gegen das gewöhnliche, gegen die moden, gegen alle anderen geister, die formale werte schaffen, die begründungen finden, die sich in szene setzen. das kunstwerk besticht. es findet sich in jedem individuum auf seine weise wieder. es unterscheidet sich vom bloßen objekt durch die daseinsberechtigung um seiner selbst. es ist durchdrungen von einem geistigen willen. es impliziert eine philosophische, im vorliegenden fall musikalische idee. der nachzuspüren kann und muss die aufgabe des hörers sein.

ein kratzen, klaviertupfer. gesang, die tiefen basstöne. spontane auflösung in schwerfälligem beat. konstant: die dunkel verhangene stimme. einklang in störrischer, sich immer widersetzen wollener form. die untrüglichkeit des augenblicks, die kolossale schwere ohne aussicht auf erlösung. schläge wie schritte, die das ende einleiten: "all bridges".

"yes", bereits als appetithappen in alle winde verstreut, geriert sich auf den ersten augenschein zugänglicher, weil dramatischer, energetischer, weniger subtil. doch der präsent verstiegene rhythmus in begleitung eines derben basses sowie aggressiver klavierakkorde wird von einer somnolenten stimme, die dank ihres gegensätzlichen charakters eine beängstigende sogwirkung entfaltet, gekontert. die stete befeuerung zielt auf einen imaginären höhepunkt. nicht zuletzt dieses stück ist das highlight der 5 tracks umfassenden ep als tor in die welt der leipziger formation, die sich um den klangartisten und sänger arpen versammelt hat.

mud muhaka kreieren eine aus kunstlied und artifiziellem pop gezüchtete kreatur, die so liebevoll behütet aufgewachsen sein muss, dass sie dem drängen nach ausbruch und entladung nur selten nach-, aber immer am abgrund wandelnd frieden vorgibt. das schwelende moment stiftet auch in "reality" eine kalte unruhe. der leicht verhallte gesang, in dessen nebeln sich die töne spiegeln. das klavier unentschlossen, das drumming konstant, der bass dumpf.

entgegen der arroganten distanz, die das stets unvollendete, wie nicht zu ende konstruierte klangbild, wie eine nicht bis zum schluss durchgerechnete aufgabe, nachdrücklich erweckt, entwickelt sich ein geradezu einnehmender charakter, eine art verbrüderung, als hielte man dem hörer den schlüssel zur kammer, in der sich die lösungen befinden, hin. man folgt fast willenlos der flinken beatkonstante in "beautiful" und ergeht sich im rockformatigen gesang wie das von schale befreite ei in der senfsosse. die sengende e-gitarre wetzt den grat herunter und formt über bereits vier lieder hinweg am substantiellen ausdruck, am erscheinungsbild dieser ep.

"fn" besticht als glissandierendes schauspiel, wie sich unsicher bewegende kreisel auf einer glatten oberfläche die instrumentellen einsätze bewegen. die stringenz des werks ist bezeichnend. aufregend. anfang dezember erschien "yes my friend but what is" auf dem qualitätslabel analogsoul.

eine gewisse unsicherheit liegt der begegnung mit einem kunstwerk anheim. denn das kunstwerk ist nichts und niemandem verpflichtet. nur sich selbst gegenüber steht es in der pflicht, sich reinen gewissens geäußert zu haben, niemanden zu täuschen und tiefer ausdruck seines erschaffers zu sein. im vorliegenden fall wiegen die überzeugungen dahingehend schwer.



die lieben menschen von analogsoul habe eine ep zur verlosung ausgelobt. wer sie gern in seinen briefkasten plumpsen hören möchte, hinterlässt ein feierliches muhahaa! in den kommentaren. das los entscheidet, gezogen wird am 11.12.! viel glück!

6 Kommentare:

  1. Also unsere Standpunkte sind so unterschiedlich nicht. Während ich die Distanz, wenngleich nicht negativ, wahrnehme, fühlst du eine verbrüderung. Beim künstlerischen Wert jedoch sind wir uns doch einig, auch wenn wir wohl ein wenig abweichende Philosophien, zumindest jedoch Termini, bezüglich eines Kunstbegriffes haben.

    AntwortenLöschen
  2. Wenn es einmal klappt, wieso nicht auch ein zweites Mal? :) Darauf ein feierliches Hipphipp - Muhahaa!

    AntwortenLöschen
  3. schlicht: muhahaa

    AntwortenLöschen
  4. die verlosung war keine herausforderung, sehr übersichtlich das interesse. dabei ist die ep eine wucht. freuen darf sich markus (bitte adresse übermitten - klienicum at yahoo dot de). herzlichen glckwunsch! den anderen sei gesagt: demnächst neue runde!

    AntwortenLöschen