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Sonntag, August 07, 2011

she keeps bees - dig on (2011)

mit manchem könnte man mich zurücklassen und ich wär es zufrieden. sollte ich aus dem auto fallen und ein walkman mit einer vergammelten she keeps bees kassette im laufwerk bliebe mir, es würde mir genügen, um die hundert meilen bis nach l.a. zu überwinden. für eine einsame insel hätte ich "dig on" im gepäck und für die überbrückung einer knastzeit ebenso. das neue album von jessica larrabee und andy laplant hat erneut alles, was ich für einen zumindest kurzfristigen survival trip bräuchte.
wuchtig und dennoch erhellend präsent der start mit "saturn return". die abgespeckte e-gitarre, auf redundant gezüchtet, aber frei von kalamitäten, umgarnt sie das scheppernde allerweltsschlagwerk. beieinander also die zwei gemeinen elemente eines funktionierenden outfits für garagigen bluesrock. beigefügt, und eines der wesentlichen alleinstellungsmerkmale, jessicas gesang, erhaben, stolz und mit einer manischen würze, die ebenso gut einem heavy outfit stehen würden. doch bei unserem pärchen wird die reduzierte soße angerührt, alles, was sowohl geschmacklich als auch optisch ein zuviel bedeuten würde, wird mit spitzem finger aus dem topf entfernt.
die in brooklyn beheimateten zwei nahmen sich eine bloghütte in den catskill mountains, um am album zu arbeiten, im november des jahres 2010 war es. herausgekommen ist ein werk, das sich nicht scheuen muss, weil es den dichten bandsound zu imitieren sucht, aber nie wirklich konsequent angreift. eine leichte bluesige note liegt über der entspannten atmosphäre eines abgehangenen tages. gitarren, mal versonnen, wie geblendet, dann wieder saftig, fleischig, griffig, das drumming jederzeit up to date, platziert einen keineswegs nur stabilisierenden beat, sondern bietet selbst angriffspunkte, synthies, die die schwebe halten, perkussives, beigaben einer soliden produktion, essenzen einiger in stabilität gegründeter arrangements.
den kit übernimmt ein songwriting, das sich einer narrativen praxis nicht entziehen kann, das sich dem dynamischen klangbild nicht entzieht, sich ihm aber zuweilen nicht so recht ergeben will. so entsteht ein sog mit tiefenwirkung. als gelte es die auf dem cover dargebotenen schichten nach für nach zu erkunden.
im subtilen abwechlungsreichtum von "dig on" finden sich so unterschiedliche wertschätzer wie das kraftstrotzende "vulture", eine scheinbare reminiszenz an die neunziger mit beflügelndem schießbudeneinsatz und einem gitarrenriff für generationen, oder aber das feingliedrige "all or none/dark horse", das mit so wenigem auskommt und doch eine diffizile stimmung zu erzeugen weiß, oder "jupiter deep", das das schwelen, das fiebrige innehalten so gut zu bewahren weiß, das zwischen depression und ausbruch schlingert.
was die musikalie ohne jessica larrabee wäre, weiß ich nicht zu beantworten. der schwitzige brei aus kolossalem drumming und schwermütigem gitarrengebahren ist in seiner konstruktion schablonenhaft übernehmbar, aber der auf fadenschein verzichtende gesang kann im schlechtesten fall mit hochkarätern wie cat power oder heartless bastards verglichen werden. die frauliche reife im grunde, die strittige bereitschaft, die unauslöschliche leidenschaft, der mut zum sprung, jessicas stimme vereint in sich selbstverständnis und hemmungslosigkeit. in der kontrolle liegt die kunst. wie auch im kontext die ruhe vor dem sturm bewahrt wird.
wenn ich einst einsam die letzten pfade betrete, hätte ich nichts dagegen, wenn man mir unter die übergestreiften kopfhörer dieses album läge.
tracklist: 1. saturn return / 2. found you out / 3. farmer / 4. see me / 5. sister beware / 6. make you my moon / 7. all or none/dark horse / 8. jupiter ceep / 9. blind to the cup / 10. vulture / 11. calm walk in the dark / 12. burn
"dig on" erschien am 18. juli auf names records.

saturn return by she keeps bees

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