neue töne (914): benoît pioulard

"lasted" ist bereits das dritte album thomas meluchs, besser bekannt als benoît pioulard. seit seinem letzten release ist meluch viel gereist, hat nordamerika und europa besucht. trotz der vielen begegnungen ist das neue werk erst in der abgeschiedenheit zu dem geworden, was es nun ist: ein kleines meisterwerk. der noch junge mann aus portland ist seit frühester zeit interessiert an den sounds der natur, den unterschiedlichsten texturen, die hieraus erstellt werden können. so begann er zwar am piano zu spielen, folgte doch bald seiner sehnsucht nach verquickung von field recordings mit selbst erzeugten tondokumenten. veröffentlichungen fanden zunächst in kleinerem rahmen statt, auf cdrs oder kassetten spielte er tracks für familie und freunde ein. mit zunehmender professionalität erweiterte sich auch das spektrum seiner veröffentlichungsaktivitäten. mit type und kranky hatte er bald auch die richtigen label am start, die für mehr beachtung sorgen konnten. seine musik ist luftig und leicht und kann doch eine tiefe nicht von der hand weisen, die sich vor allem aus der staffage ergibt, die die direkte melodische linie umspült. hier zeigt sich der enorme kreative output pioulards. trotz der fülle fühlt sich jeder song auf seine weise wie ein frei atmendes lebewesen an. als könnte man den pulsschlag dieses lebendigen etwas spüren, seinen zügen folgen angesichts der formalen änderungen im musikalischen verlauf. die vermischung von elektronischen elementen mit akustika erfolgt in solcher reinheit, dass der eindruck einer uneingeschränkten einheit entsteht. auf dem neuesten tonträger erhält dieser ausdruck ergänzung um eine sakral anmutende innigkeit und losgelöstheit und zweifellosigkeit. fast hymnisch gelingt die produktion, ohne den duktus des belehrenden oder des propheten zu haben. oft erinnert mich die musik pioulards an die des peter broderick. beiden gemein ist die magie für die schönen schwebemomente, die wie schokoladengenuss nie vergehen sollten. lassen wir zum schluß noch mal den künstler selbst zu wort kommen, jedenfalls so ich ihn erinnern kann. musik, die sich nach innen verliert. so oder ähnlich beschreibt er den prozess des lieder schreibens. und letztlich weiß er nicht, wo die songs herkommen. "lasted" erschien im november 2010 auf kranky.

benoît pioulard - brown bess (from "temper", 2008)
benoît pioulard - palimend (from: "précis", 2006)
benoît pioulard - triggering back (excerpt, from: "précis", 2006)
benoît pioulard - lasted (excerpt, from: "lasted", 2010)