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Dienstag, November 02, 2010

konzert: us rails, 31.10.10

zäumen wir das pferd von hinten auf. es hat nicht gebockt, sich nicht gesträubt, weder ausgeschlagen und ist uns auch nicht ausgerissen. was das über die qualität des abends aussagt, möge jeder selbst entscheiden. denn der eine mag dieses, der andere jenes. ich wars zufrieden. und als vier der fünf musiker die arme umeinander schlangen, um sich von den knapp fünfzig aufmerksamen zuhörern im kulturhaus zu waldkraiburg zu verabschieden, schienen mir auch us rails recht angetan zu sein. tom gillam, der abtrünnige, der nach dem letzten, gemeinsam akustisch vorgetragenen song, recht flott von der bühne verschwand, nahm diese geste seiner kollegen dennoch wahr - denn sie tauchten schließlich backstage nicht in angemessener zeit auf - und winkte alsbald und entschlossen in die runde, als es galt, seine kumpels richtung feierabend bier abzuholen. äh, bier? gillam vermutlich nicht.

recht launig erzählte er von seinem herzinfarkt ("ich weiß, was Sie denken, er ist so jung und schon einen herzinfarkt?!") als folge unsteten lebens. seine blasse hautfarbe sprach zudem bände. er wird wohl auf alkoholika verzichten müssen. es sei all jenen recht, die ihn noch sehen möchten. eindeutig stach er aus dieser hochgradig besetzten runde heraus. etwas deplatziert schien es da zunächst schon, ihn abseits an den rechten äußeren rand verschoben zu sehen. seine qualitäten, das mondäne leadguitar spiel, ganz zu schweigen von seinem gesang, gehörten in den mittelpunkt gerückt. doch alsbald ließ sich feststellen, wie geschickt die aufstellung der band war. denn wem sollte allein die ehre gebühren, den songwriterkollegen zum trotz, die blicke des publikums ausschließlich auf sich zu ziehen?

so stellte man zwar joseph parsons und den als basser fungierenden scott bricklin in die mitte der bühne, machte aber anhand der songauswahl inkl. ihrer verschiedenen vortragenden schnell klar, dass hier anders vorwärts gerudert wird als in üblicher 4 + steuermann besetzung. gerade jener bricklin, der einst bricklin selbst anführte, später mit parsons, aber auch den figgs und graham parker tourte, machte mit den eigenen songs (u.a. "spell", "good times") auf sich aufmerksam, begeisterte darüber hinaus mit einer famosen stimme und einigen elektrisierenden tanzmoves (ironie!). dennoch: er war der engagierteste und ließ sich auch von der knappen besucherzahl nicht irritieren und riss immer wieder die kollegen mit. unter seinem käppi stand bald der schweiß. doch die flügel waren eben so gut besetzt, ganz davon abgesehen, dass sich joseph parsons ordentlich zurücknahm, beflissen die rhythmus gitarre bediente, seine lieder sang (u.a. "sun gonna shine", "burning fire", "brown me in the sun") und ansonsten eben nicht den frontmann gab. die aufmerksamkeit wurde also immer wieder auf die außen gezogen.

hier zu gillam, der soli wagte, aber nie ins gegniedel abdriftete und dort zur orgel und ihrem bediensteten ben arnold, der zuweilen auch die gitarre kreisen ließ und sich ebenfalls eigener songs annahm ("rainwater", "new goldrush"). so rockte und groovte, auch dank eines versierten wie bescheidenen matt muir hinter der schießbude, der fünfer durch ein programm, das neben sämtlichen tracks des debutalbums (2010, blue rose) ein wenig stephen stills sowie ältere songs der bandmitlieder tom gillam und joseph parsons zu bieten hatte. die jungs wirkten abgeklärt, aber nie distanziert, abgestimmt, aber nicht routiniert. es macht wirklich freude, ihnen zuzusehen. so kann americana funktionieren, ohne ins staubige abzudriften, ohne der implizierten weite das gähnende moment der leere zubilligen zu müssen.
setlist (fett = albumtracks): lucky stars / man down / sun gonna shine / good times / simple plan / burning fire / rainwater / rainbow girl / rockin' chair / ohio / change gonna / spell / taken by surprise / new goldrush / couting on u / squeeze box / chapter II / maze / brown me in the sun / shine your light // short moon / suite: judy blue eyes

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